Innovationsmanagement

Nutzen von Innovationen wird nicht gemessen

21.02.2018 von Christiane Pütter
KPMG zeigt, welche Wirksamkeit Unternehmen 13 verschiedene Innovationsmethoden beimessen. Allerdings messen die wenigsten Firmen messen den Nutzen mit KPIs oder ökonomischen Erfolgskriterien.
  • Zwar haben gut siebzig Prozent der Unternehmen einen Überblick über ihre Innovationen, aber nur siebzehn Prozent verfügen über einen formalisierten Innovationsprozess
  • Der Aufbau einer Kreativ-Abteilung und Workshops mit Kunden gelten als besonders innovationsfördernd, Unternehmen nutzen diese Instrumente aber selten
  • Jeder Vierte misst anhand von KPIs (Key Performance Indikatoren), ob ein gesetztes Innovationsziel erreicht wird

In puncto Innovationsfähigkeit klafft in deutschen Medienunternehmen eine Lücke zwischen Wissen und Handeln. Das legt die Studie "Innovationsspektrum Medien" nahe, die der Berater KPMG gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt hat.

Abb. 1: Es gibt einige Instrumente zur Steigerung der Innovationsfähigkeit, die Unternehmen für sinnvoll halten, aber nicht oder nur selten einsetzen.
Foto: KPMG

Darin geht es um die Frage, inwieweit Maßnahmen und Projekte zur Förderung der Innovationsfähigkeit gemessen werden. Die Relevanz des Themas ist unstrittig. KPMG bezieht sich auf eine frühere Studie, den globalen branchenübergreifenden "CEO Outlook", demzufolge Unternehmenslenker innovationsfördernde Strukturen schaffen wollen. Dieser Punkt zählt zu den Top Drei auf der Agenda.

An der jetzigen Umfrage haben sich Entscheider aus mehr als 100 Unternehmen beteiligt. KPMG hat 13 Instrumente des Innovationsmanagements untersucht. Konkret lauteten die Fragen, wie hoch Unternehmen erstens die Wirksamkeit dieser Instrumente einschätzen und wie stark sie sie zweitens nutzen.

Instrumente fürs Innovationsmanagement

Aus den Antworten entsteht ein Quadrant mit Feldern für die Nutzungsintensität (gering/hoch) und Wirksamkeit (gering/hoch). Demnach schreiben die Befragten folgenden Instrumenten eine hohe Wirksamkeit zu, nutzen sie aber selten: Aufbau einer Kreativabteilung, Workshops mit Kunden, Gründen eines Startups, frei nutzbare Arbeitszeit für die Mitarbeiter und Hackatons (siehe Abb. 1).

Top 50: Die innovativsten Unternehmen 2016
Rang 50: Unilever
Rang 49: BMW
Rang 48: Lenovo
Rang 47: NTT
Rang 46: PetroChina
Rang 45: Walmart
Rang 44: Alibaba
Rang 43: Mercedes-Benz Group
Rang 42: Coca-Cola
Rang 41: SaudiAramco
Rang 40: Stripe
Rang 39: Glencore
Rang 38: Dell
Rang 37: Bosch
Rang 36: ByteDance
Rang 35: Merck
Rang 34: McDonald's
Rang 33: Hitachi
Rang 32: Sinopec
Rang 31: Sony
Rang 30: Honeywell
Rang 29: Xiaomi
Rang 28: General Electric
Rang 27: Nestlé
Rang 26: P&G
Rang 25: Schneider Electric
Rang 24: Shell
Rang 23: BioNtech
Rang 22: Oracle
Rang 21: Roche
Rang 20: Tata Group
Rang 19: 3M
Rang 18: IBM
Rang 17: Nike
Rang 16: Meta
Rang 15: Exxon Mobil
Rang 14: Nvidia
Rang 13: SpaceX
Rang 12: J&J
Rang 11: Pfizer
Rang 10: Siemens
Rang 9: BYD
Rang 8: Huawei
Rang 7: Samsung
Rang 6: Moderna
Rang 5: Microsoft
Rang 4: Alphabet
Rang 3: Amazon
Rang 2: Tesla Motors
Rang 1: Apple

Ein weiteres Instrument, Ideenplattformen, sehen die Befragten auf der Grenze zum nächsten Quadranten. Dieser versammelt Maßnahmen, die ebenfalls selten genutzt werden, aber auch als wenig wirksam gelten: das Investieren in Startups, interne Ideenwettbewerbe und die Beteiligung an Venture Capital Fonds.

Wenig Kooperation mit Hochschulen

Der nächste Quadrant beinhaltet drei Instrumente, die als hochwirksam gelten und auch oft im Einsatz sind: Mitarbeiter-Workshops (Design Thinking), die Kooperation mit brancheneigenen Unternehmen und die Zusammenarbeit mit branchenfremden Firmen. Bleibt nur noch ein Instrument: die Kooperation mit Hochschulen. Sie befindet sich allein im Feld "hohe Nutzung bei geringer Wirksamkeit". Christian Mohr, Senior Manager und Head of Innovation bei KPMG, empfiehlt als geeignete Instrumente der Wirksamkeit von Innovationen rollierende Assessments und eine Innovation Balanced Scorecard (siehe auch: Was ist was im Innovation Management?).

KPMG hat erfragt, inwieweit die Unternehmen die Wirksamkeit ihrer Innovationen überprüfen. Gut sieben von zehn (71 Prozent) erklären, sie hätten einen Überblick über alle Innovationen und Innovationsvorhaben im Unternehmen.

Nur eine Minderheit der Unternehmen weiß, wie man den Wertbeitrag von Innovationen messen kann.
Foto: KPMG

Wertbeitrag von Innovationen meist unbekannt

Diese 71 Prozent bilden eine Ausnahme. So bewerten nur noch 43 Prozent der Studienteilnehmer Ideen anhand ökonomischer Erfolgskriterien. Lediglich rund jeder Vierte (25 Prozent) misst anhand von KPIs (Key Performance Indikatoren), ob ein gesetztes Innovationsziel erreicht wird beziehungsweise weiß, wie das Unternehmen den Wertbeitrag von Innovationen messen kann (23 Prozent).

Auch zum Innovationsprozess selbst legt KPMG Zahlen vor. 17 Prozent der Befragten verfügen über einen formalisierten Innovationsprozess mit festgelegten Zuständigkeiten und Abläufen. 15 Prozent überwachen und steuern diesen Prozess mit Controlling-Tools. Ebenfalls 15 Prozent lagern das Innovationsmanagement aus.

Unabhängig von diesen Zahlen beobachtet KPMG, dass viele Unternehmen Innovationen an neuen Produkten oder Angeboten festmachen. Das sei kein "ganzheitlicher Innovationsansatz", urteilen die Berater. Es fehlten transformationelle Innovationen in der Aufbau- und Ablauforganisation.