Wettbewerb für IT-Dienstleister wird härter

Outsourcing von der Stange

15.05.2006 von Tanja Wolff
Anbieter von Outsourcing-Services werden ihre Dienstleistungen vermehrt in standardisierter Form anbieten. Das ist nötig, um profitabler zu wirtschaften. Außerdem wollen sie sich so für den schärfer werdenden Wettbewerb rüsten. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Marktforschungsunternehmen Gartner.

Laut der Untersuchung werden die schwindenden Margen auf den lokalen und globalen Märkten Dienstleister davon abhalten, individualisierte oder ungewöhnliche Services anzubieten.

"Service-Provider werden ihre Betriebskosten senken, indem sie in Prozessstandardisierung, Automatisierung, Utility-Angebote und Remote Management investieren", sagt Jim Longwood, Analyst bei Gartner. So würden die Kosten sinken und der Profit kurzfristig steigen. Mittelfristig würde es allerdings zu geringeren Gewinnmargen führen. Longwood warnt davor, dass Service-Provider versuchen werden ihre Verträge neu zu verhandeln. Das wird der Fall sein, wenn sie zur Mitte der Laufzeit mit den Gewinnmargen zu kämpfen haben.

Nach Verbrauch abgerechnete Leistungen wie Rechenkapazität, Speicherplatz oder Anwendungsnutzen, gewinnen immer mehr an Bedeutung, so die Studie. Und weil Standardisierung an Bedeutung gewinnt, wird mehr als die Hälfte aller neuen Outsourcing-Deals bis 2008 entsprechende Vertragskomponenten enthalten. So werden im Bezug auf Applikationen in 70 Prozent der Fälle nicht die IT-Abteilungen, sondern die Business-Units oder Abteilungsleiter adressiert werden.

Der Analyse zufolge werden bis 2015 fast ein Drittel aller IT-Serviceaufgaben von Offshore-Regionen wie Indien und China erledigt. Die Verlierer sind dabei die Dienstleister der westlichen Industrienationen.

Konsolidierung im Outsourcing-Markt

In einem zunehmend härter werdenden Sourcing-Umfeld ist die Zeit der Konsolidierung von kleinen und großen Anwendern noch nicht vorbei. Das zeigt sich beispielsweise in Australien, wo Commander's kürzlich Volante übernommen hat und CSC sich selbst zum Verkauf stellt.

Die wachsende Präsenz und das große Potenzial von Sourcing-Unternehmen in Indien und Südostasien werden den Druck auf Firmen wie Satyam, Infosys und NCS vergrößern. Zu gegebener Zeit wird der Outsourcing-Markt einen ähnlichen Konsolidierungstrend zeigen wie zurzeit der Markt für Business-Applikationen.

Der Studie zufolge könnten auf Kunden von Firmen, die übernommen werden oder selbst zukaufen, ernsthafte Probleme zukommen. Die Anwender sollten die Risiken mit ihrem Dienstleister aktiv diskutieren, wenn der in einem solchen Szenario steckt. Sie müssen die Erwartungen an den Service sehr deutlich machen und die geschäftskritischen Services, die im Falle einer solchen Übergangsphase tangiert sein könnten, erkennen.

Der Trend zur Konsolidierung sollte Anwender trotzdem nicht davon abhalten, auch auf kleinere Servicepartner mit einem hohen Übernahmerisiko zu setzen. Wichtiger ist es zu prüfen, ob die Kultur der Firmen zueinander passt. Die Anwender sollten Fusionsszenarien im laufenden Risiko-Management berücksichtigen und sicherstellen, dass "Opt-Out"- Klauseln im Vertrag festgeschrieben sind.

Trotz des wachsenden Drucks auf die Service-Provider haben die meisten Firmen noch nicht die wahren Vorteile des Outsourcings entdeckt. Laut der Untersuchung wissen sie nicht wie die Auslagerungen ihre Technologie sichern und verbesserte Prozesse ihren Gewinn steigern können. Firmen werden nicht überleben, geschweige denn florieren, wenn sie beim Outsourcing nur daran denken Kosten zu sparen.

"Kunden, die in den Genuss kosteneffektiver Services gelangen wollen, müssen standardisierte Angebote und "One-to-many"-Modelle in Multisource-Umgebungen akzeptieren", sagt Jim Longwood. Die Anwender bekämen mehr Chancen durch ein cleveres Sourcing mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Lieferanten und weniger durch eine exklusive Vereinbarung mit dem Servicepartner.