Cyber-Millionen-Coup

Polizei sucht sieben weitere Cyber-Bankräuber

08.07.2013
Er gilt als der Bankraub des 21. Jahrhunderts: Nach dem Cyber-Millionen-Coup vom Februar suchen die deutschen Ermittler sieben weitere Verdächtige - die Spuren führen nach Den Haag.

Nach dem spektakulären Cyber-Banküberfall mit über 30 Millionen Euro Beute suchen die deutschen Ermittler weitere sieben Verdächtige. Die Männer und Frauen seien den Spuren zufolge vor fünf Monaten aus dem Großraum Den Haag angereist, um in Deutschland an Kontoautomaten Geld abzuheben, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Düsseldorf.

Der weltweite Angriff auf hunderte Geldautomaten in über 20 Ländern war im Februar dieses Jahres erfolgt. Die Düsseldorfer Polizei hatte in der Tatnacht zwei Verdächtige festnehmen können, gegen die bereits Anklage erhoben wurde. An mehreren Geldautomaten konnten Fotos weiterer Verdächtiger gesichert werden. Die Auswertung von Kommunikationsdaten der Festgenommenen führte die Fahnder in die Niederlande.

Im Februar 2013 hatten Hacker mehrere Server verschiedener Firmen weltweit geknackt, unter anderem auch in Deutschland. Sie drangen in das Sicherheitssystem einer indischen Firma ein. In Deutschland konnten Taten in Düsseldorf, Bremen, Dortmund, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Koblenz und Mannheim festgestellt werden. Der Schaden in Deutschland belaufe sich auf 1,8 Millionen Euro.

Alleine in Düsseldorf hätten auf diese Weise zwei Tätergruppen 322 000 Euro an Geldautomaten erbeutet. Eine 56-jährige Niederländerin und ihr 34-jähriger Sohn konnten unmittelbar nach einer Tat festgenommen werden. Gegen sie wurde bereits Anklage erhoben. Ein 46-jähriger Grieche, der in Bremen zugeschlagen haben soll, war in den Niederlanden festgenommen worden. Er soll ausgeliefert werden.

Die Fotos, mit denen die Düsseldorfer Ermittler seit Montag öffentlich fahnden, stammen aus Überwachungskameras in Bremen, Dortmund, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Koblenz und Mannheim.

Mit Kreditkarten-Dubletten schlugen die gut organisierten Tätergruppen am 19. und 20. Februar in Japan, Großbritannien, Kanada, USA, Russland, Italien, Estland, Vereinigte Arabische Emirate, Lettland, Malaysia, Thailand, Ägypten, Ukraine, Spanien, Rumänien, Mexiko, Belgien, Dominikanische Republik, Pakistan, Sri Lanka, Indonesien, Kolumbien und Deutschland zu.

Die Bandenmitglieder hatten auch schon im Dezember 2012 zugeschlagen. Betroffen war damals die Rakbank in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Februar die Bank of Muscat in Oman. Das Muster war in beiden Fällen gleich: Die Täter knackten die Sicherheitsprotokolle der Bankkarten, dann hoben sie das Limit für Abhebungen auf. Die Informationen zu den gehackten Karten wurden an Komplizen weltweit verteilt. Die gestohlenen Daten wurden auf beliebige Magnetkarten wie beispielsweise Geschenkkarten kopiert.

Anschließend verteilten die Kriminellen den Angaben zufolge die PIN-Nummern für die gehackten Konten: Nun konnte an Geldautomaten Bares abgehoben werden. Allein in New York wurden innerhalb von zehn Stunden an 2900 Geldautomaten Geld abgehoben. (dpa/rs)