Anwender begnügen sich noch mit internem Gebrauch

Potenzial von Web-Konferenzen liegt noch brach

16.07.2008 von Werner Kurzlechner
Die europäischen Unternehmen haben Web-Konferenzen bislang nicht als strategische Waffe in ihrem Arsenal entdeckt. Zwar nutzen viele Firmen diese Kommunikations-Möglichkeit - allerdings weithin nur, um intern Projekte zu besprechen. Das geht aus einer Studie der Marktforscher von Vanson Bourne hervor, die auch beträchtliche Unterschiede zwischen deutschen, britischen und französischen Unternehmen herausarbeitet.

Die europäischen Unternehmen haben Web-Konferenzen bislang nicht als strategische Waffe in ihrem Arsenal entdeckt. Zwar nutzen viele Firmen diese Kommunikations-Möglichkeit - allerdings weithin nur, um intern Projekte zu besprechen. Das geht aus einer Studie der Marktforscher von Vanson Bourne hervor, die auch beträchtliche Unterschiede zwischen deutschen, britischen und französischen Unternehmen herausarbeitet.

Web-Konferenzen im Fokus
Der Einsatz von Web-Konferenzen in Deutschland.
Der Einsatz von Web-Konferenzen in Europa.
Die Vorteile von Web-Konferenzen im Ländervergleich.
Die Vorteile von Web-Konferenzen im Branchenvergleich in Deutschland.
Die Bedenken gegen Web-Konferenztechnologie im Ländervergleich.

In Deutschland setzt derzeit etwa die Hälfte der befragten Unternehmen Web-Konferenzen ein, um über interne Vorhaben zu sprechen. Für dieses Segment der Projekt-Besprechungen scheint der Markt nahezu ausgereizt. In näherer Zukunft ist hier laut Studie jedenfalls kein Wachstum zu erwarten. Insgesamt kommunizieren momentan drei Viertel der Firmen über Online-Konferenzen. Dieser Anteil steigt ebenfalls nur marginal.

Kunden-Support bietet sehr gute Möglichkeiten

Das bedeutet nicht, dass die Potenziale von Web-Conferencing bereits ausgeschöpft sind – im Gegenteil. Allerdings loten die Firmen noch aus, was sich mit diesem Mittel alles anstellen lässt. Lediglich ein Viertel der Befragten verbessert derzeit mit Hilfe von Web-Konferenzen den Kunden-Support. Dieses Segment wird sich in den kommenden Jahren der Umfrage zu Folge glatt verdoppeln.

Noch deutlicher bestätigt sich dieser Trend beim Einsatz von Webcasts. Augenblicklich stellen sich lediglich 15 Prozent der Firmen auf diesem Wege der Außenwelt dar. In Bälde wollen jedoch mehr als zwei Fünftel dieses Instrument nutzen.

Der Experte Dieter Hertweck folgert, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bei Webcasts noch Nachholbedarf habe. Der Professor am Heilbronner Institut für Electronic Business hat dafür auch eine allgemeine Erklärung parat: "Diese Ergebnisse bestätigen, dass Unternehmen zuerst ihre Erfahrungen intern sammeln, bevor sie Web-Tools in geschäftskritischen Situationen einsetzen."

Die Studie von Vanson Bourne verdeutlicht das, ohne Deutschland in besonderer Weise als Entwicklungsland abzubilden. Europaweit sieht das Gros der Anwender Web-Konferenzen primär unter dem Blickwinkel der Ersparnis von Zeit und Geld. Eine Mehrheit schätzt die Möglichkeit einer umfassenderen internen Zusammenarbeit und die beschleunigte Entscheidungsfindung. Aber nur wenige ziehen die strategische Option, mit Hilfe von Web-Konferenzen beispielsweise Produkte schneller auf den Markt zu bringen.

Schnellere Markteinführung von Produkten

Im Vergleich mit Großbritannien und Frankreich ist Deutschland hier jedoch Vorreiter. Immerhin ein Viertel der Befragten nimmt die schnellere Markteinführung von Produkten als einen Vorteil der Web-Konferenzen wahr. Im Vereinigten Königreich sieht diesen Vorzug nicht einmal jeder Zehnte.

Andererseits gewichten britische Firmen den ökologischen Aspekt deutlich höher. Mehr als die Hälfte der Briten sagt, die geringere Umweltbelastung durch weniger Flugreisen spreche für die Kommunikation über Web. In Deutschland ist dieser grüne Effekt nur einem Drittel der Firmen wichtig. In Frankreich scheint er drei Viertel völlig egal zu sein.

Deutsche sind die größten Bedenkenträger

Deutliche Unterschiede in den drei Ländern zeigen sich auch in der Frage nach den Bedenken beim Einsatz dieser Technologie. In Deutschland besonders ausgeprägt sind Sorgen ob der Sicherheit. Mehr als 40 Prozent der Anwender hegen hier Ängste. In Großbritannien hingegen äußerten sich 75 Prozent der Firmen gänzlich unbekümmert.

Demgegenüber sorgen sich zwei Drittel der Briten darüber, Web-Konferenzen könnten persönliche Kontakte verhindern. In Deutschland treibt dies lediglich ein Drittel der Befragten um. Frankreich liegt hier genau in der Mitte. Dafür erscheint dort relativ vielen Firmen eine zu komplizierte Nutzung als Hemmnis. Jeder Siebte nannte in Frankreich diesen Punkt, in Deutschland und Großbritannien nur jeder Zehnte.

Neben interkulturellen Differenzen macht die Studie auch deutlich, dass in Deutschland die Finanzdienstler unter den Branchen führend in Sachen Web-Konferenzen sind. So erachten 44 Prozent der Banken und Versicherungen Online-Besprechungen als strategische Waffe, um Produkt-Entwicklung und Markteinführung zu beschleunigen. 37 Prozent führen bereits heute web-basierte Schulungen durch, künftig werden es laut Vanson Bourne 74 Prozent sein. In den Branchen Fertigung, Handel, Logistik und Transport jedenfalls liegt bedeutend mehr Potenzial brach.

Vanson Bourne befragte im Auftrag der Netviewer AG 332 Unternehmen, davon 122 in Deutschland.