Guter Studienabschluss allein verhilft nicht zum Traum-Job

Praxiserfahrung wichtig für Einstieg in die IT-Branche

04.12.2007 von Nicolas Zeitler
Berufseinsteiger in der IT-Branche müssen immer mehr Praxiserfahrung mitbringen. Praktika während des Studiums sehen viele Arbeitgeber allerdings längst nicht mehr als ausreichend an. Für die Mehrzahl der freien Einstiegs-Jobs müssen die Bewerber darüber hinaus schon tiefer gehende Erfahrungen aus dem Berufsalltag vorweisen. Das hat das Software- und Beratungsunternehmen PPI ermittelt.
Berufserfahrung erwarten Unternehmen in jeder zweiten Stellenausschreibung von IT-Einsteigern.
Foto: PPI

Wichtige Voraussetzung für eine Stelle ist ein abgeschlossenes Studium. Informatik liegt mit 62,4 Prozent als meistgefragte Fachrichtung weit vorne. Auf jede dritte Stelle können sich auch Absolventen mit ingenieurwissenschaftlichem Hintergrund, Wirtschaftsinformatiker oder Wirtschaftswissenschaftler bewerben (36,3 bzw. 34,7 bzw. 33,3 Prozent). Akademiker können sich allerdings nicht darauf verlassen, dass ihr Abschluss ihnen einen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern bringt. Denn in mehr als jeder dritten Stellenanzeige wird neben dem Studium auch eine vergleichbare Berufsausbildung als ausreichende Qualifikation genannt.

Praktische Erfahrungen spielen schon für die Einstellung von Einsteigern eine überragend wichtige Rolle. Fast in acht von zehn Annoncen wird dies vorausgesetzt (79 Prozent) Praktika sind dabei bei weitem nicht das Wichtigste. Nur für jede siebte Stelle sind sie Voraussetzung (11,9 Prozent). Projekterfahrung hingegen muss jeder dritte Bewerber haben. Und für die Hälfte der angebotenen Stellen sollen die Neulinge sogar schon Berufserfahrung mitbringen. Für eine Stelle im Projekt-Management ist das unabdingbar. Auch wer in die Beratung, Anwendungsentwicklung oder den IT-Vertrieb einsteigen möchte, muss in acht von zehn Fällen praktische Erfahrung haben.

Betriebswirtschaftliche Kenntnisse werden von den Bewerbern in mehr als zwei Dritteln der Anzeigen erwartet (69,1 Prozent). Vor allem wer ins Projekt-Management oder die IT-Beratung einsteigen möchte, sollte nicht unbeleckt in BWL sein (Kenntnisse zu 94,1 bzw 91 Prozent gefordert). Einen Doktortitel verlangen die Unternehmen von ihren Einsteigern indes fast nie. Nur in einer von hundert Anzeigen wird die Promotion als Anforderung genannt. Fremdsprachenkenntnisse sollten die Anwärter dagegen für acht von zehn Stellen vorweisen können. Englisch rangiert hier mit 92,3 Prozent an erster Stelle. Auslandserfahrung spielt eine untergeordnete Rolle. Nur in drei Prozent der Stellenangebote wird sie ausdrücklich gewünscht.

An speziellen Kenntnissen setzen viele Firmen vor allem Erfahrung im Umgang mit Datenbanken voraus. In mehr als jeder vierten Annonce ist dies gefordert (27,1 Prozent). Für die angebotenen Stellen im Support war dieses Wissen sogar für die Hälfte der Jobs Voraussetzung. Programmiersprachen zu beherrschen wird ausdrücklich nur in der Hälfte der Stellenanzeigen gefordert. Am wichtigsten ist den Arbeitgebern Java (47,9 Prozent), mit einigem Abstand folgt C++ (28,1 Prozent). Spezielle IT-Kenntnisse setzen die Firmen in drei von vier Anzeigen voraus. Am wichtigsten sind SAP-Kenntnisse, die in zwei von fünf Anzeigen ausdrücklich gewünscht werden.

Immer wichtiger werden der Untersuchung zufolge Soft Skills. In fast allen Stellenangeboten wurden neben fachlichen Qualifikationen weitere Kompetenzen gefordert. Die Firmen verlangen vor allem soziale Fertigkeiten, allen voran Team-Geist (76,6 Prozent). Wichtig ist auch die Fähigkeit zu kommunizieren und sich zu präsentieren (in 59,8 Prozent der Anzeigen) sowie Eigeninitiative (56,6 Prozent). Kunden- und Service-Orientierung wird für die Hälfte aller Jobs vorausgesetzt. Ähnlich wichtig ist Reisebereitschaft, sie wird in 55,8 Prozent der ausgewerteten Inserate als Einstellungskriterium genannt. Vor allem angehende IT-Berater müssen sich darauf einstellen. Bei ihnen wird Reisebereitschaft in zwei von drei Job-Anzeigen verlangt.

Stellen für Einsteiger vor allem in der Beratung

Am ehesten kommen Einsteiger in der IT-Beratung unter. Knapp vier von zehn Stellenangeboten entfallen auf diesen Bereich. Zweitwichtigster Zweig ist mit drei von zehn angebotenen Jobs die Anwendungsentwicklung. Regional gibt es hier große Unterschiede. Während etwa in Bayern fast drei Viertel der freien Stellen in der Hardware-Entwicklung angeboten werden (72,2 Prozent), lässt sich in Hessen am ehesten eine Stelle in der IT-Architektur finden. Mehr als die Hälfte der ausgeschriebenen Arbeitsplätze liegt auf diesem Gebiet (55,2 Prozent).

Die meisten freien Stellen gibt es im Süden der Republik. Firmen aus Baden-Württemberg und Bayern standen allein hinter 45 Prozent der Offerten. Auf den Westen mit den Ländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz entfallen 43,1 Prozent der Anzeigen. Weit zurück liegen demgegenüber der Norden und die neuen Länder mit 6,7 beziehungsweise 5,1 Prozent.

Für die Berufsstudie "IT-Jobscout 2007" hat das Beratungs- und Software-Haus PPI AG im Mai dieses Jahres 624 Stellenanzeigen der 100 größten deutschen IT-Unternehmen mit mehr als 750 Mitarbeitern ausgewertet. Untersucht wurden Stellenangebote für Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss und höchstens zwei Jahren Berufserfahrung.