Neue Geschäfts-Strategien bei Software-Anbietern

Proprietär ist out, Open Source ist in

23.03.2007 von Andreas Schaffry
Bei traditionellen proprietären Software-Herstellern zeichnet sich eine Trendwende in Richtung Open-Source-Modelle ab. Die Hinwendung kommerzieller Software-Anbieter zu quelloffenen Technologien kommt aber nicht von ungefähr. Herkömmliche Lizenzierung von Software ist teuer, weshalb Anwenderunternehmen verstärkt quelloffene Produkte nachfragen, wie eine aktuelle Analyse des US-Marktforschers The 451 Group ergab.

Den Analysten zufolge stehen traditionelle Software-Hersteller mit proprietären Produkten und herkömmlichen Lizenzierungs-Modellen inzwischen verstärkt unter einem Wettbewerbsdruck, der von Open-Source-Anbietern ausgeht. Viele Unternehmen aus der Software-Industrie, die bisher proprietäre Standards verwendeten, werden deshalb nicht umhin kommen, Open-Source-Ansätze zu adaptieren und in ihre Geschäftsmodelle einzubauen.

Teure Software-Lizenzen ablösen

Der Hintergrund: Herkömmliche Software-Lizenzen im Unternehmensbereich sind teuer. Hinzu kommen Kosten für Beratung, Wartung und - je nach Anbieter - Upgrades. Selbst große Anwenderunternehmen vertrauen inzwischen in bestimmten Bereichen verstärkt auf quelloffene und lizenzfreie Software- sowie Server-Lösungen.

Dieser Trend setzt die Software-Anbieter unter Druck, ebenfalls Open-Source-Ansätze zu übernehmen und in ihre Produkte einfließen zu lassen. Damit verändern sich auch die Beziehungen zwischen den Software-Herstellern und ihren Kunden. Entweder verzichten sie ganz auf Lizenzen oder aber sie geben Kunden sowie Partnern die Möglichkeit, eigene Lösungen zu entwickeln, die dann beispielsweise Geschäfts-Prozesse in bestimmten Sub-Branchen abbilden und mit denen sich gesetzliche und regulatorische Anforderungen besser erfüllen lassen.

Wettbewerbsdruck treibt Open Source

Die Gründe der Software-Anbieter, Open-Source-Modelle zu adaptieren sind dabei durchaus unterschiedlich. Zum einen wollen sie als so genannte First Mover ihre Marktanteile ausbauen und auch in bereits gesättigte Märkte vorstoßen. Zum anderen lässt sich mithilfe von Open Source auch ein ausgereiztes Geschäft-Modell auf neue Füße stellen und dadurch neue Nachfrage erzeugen.

Fast die Hälfte der befragten Software-Anbieter gab an, aus Gründen des Wettbewerbsdrucks auf Open Source zu wechseln. Bekannteste Beispiele sind die Software-Riesen wie Microsoft oder SAP. So hat Microsoft beispielsweise eine Zusammenarbeit mit Novell vereinbart, SAP dagegen will die Frontends für seine Unternehmens-Software auf der Basis von Ajax benutzerfreundlicher gestalten.

Kleinere Software-Firmen profitieren

Laut Raven Zachary, Senior Analyst bei The 451 Group, führt Open Source auch zu neuen Vertragsformen, die es auch kleineren Software-Händlern oder Start-ups erlauben, bei der Akquise von Großkunden wettbewerbsfähig zu sein. Sie können nicht nur einen Software-Code anbieten, sondern auf eine weltweite Community von Entwicklern zurückgreifen, die diesen laufend weiterentwickeln und verbessern.

Den Marktforschern zufolge werden sich die Anbieter klassischer Unternehmens-Software schrittweise von ihren proprietären Wurzeln entfernen, was letztlich zu einer Umwälzung der gesamten Software-Industrie führen wird.

Für den Report "Going open - software vendors in transition" befragten die Analysten 31 Software-Hersteller.