Tipps zum Outsourcing

Provider-Wechsel werden einfacher

21.10.2013 von Christiane Pütter
Es wird immer einfacher und billiger, den Outsourcing-Anbieter zu wechseln. Davon ist zumindest Thomas Young von der Information Services Group (ISG) überzeugt. Er glaubt, dass es im kommenden Jahr mehr Provider-Wechsel geben wird als je zuvor.

Wer auslagert, will sich nicht mehr über viele Jahre an einen Provider und an große Auftragsvolumina binden. Die Zeit der Mega-Deals ist vorbei, bestätigte kürzlich IDC-Analyst Matthias Kraus im Gespräch mit cio.de. Seine Einschätzung bezog sich auf den deutschen Markt für IT-Services, doch dass die Verträge kleinteiliger werden, ist ein globales Phänomen. Darüber berichtet unsere US-Schwesterpublikation cio.com unter dem Titel "Switching IT outsourcing providers easier (and less costly) than ever".

Diese zitiert Thomas Young, Partner bei der Sourcing-Beraterfirma Information Services Group (ISG). Young mag handfeste Vergleiche. In früheren Jahren sei ein Wechsel des Providers einem Wechsel des Autos gleichgekommen, sagt er. Heute könne man ein neues Radio einbauen, aber den Wagen behalten.

Denn die ausgelagerten Aufgaben und Services seien immer stärker standardisiert und damit vergleichbar, sagt Young. Das erleichtere den Wechsel, ob nun für Teilbereiche oder komplett. Der Berater hält Kostensenkungen von bis zu sechzig Prozent für möglich. Er begründet das mit der wachsenden Automatisierung von Arbeitsprozessen, die den Anbietern geringere Preise erlaubt.

10 Tipps zum Wechsel des Outsourcing-Anbieters
Die Verträge werden kleiner, die Dienstleister müssen mehr bieten - Outsourcing ist in Bewegung geraten. Unsere US-Schwesterpublikation cio.com gibt 10 Tipps, worauf beim Anbieter-Wechsel zu achten ist.
Tipp 1: Zurückdenken
Zunächst sollte man gedanklich die Zeit zurückdrehen und sich daran erinnern, warum man sich ursprünglich zum Outsourcen bei einem bestimmten Provider entschieden hat. Sind die damaligen Gründe noch relevant oder haben sie sich verändert? Solche Fragen müssen geklärt sein.
Tipp 2: Den Vertragszyklus beachten
Liegt das Ende des Outsourcing-Vertrages nicht mehr zu weit in der Zukunft, kann ein Abbruch des Deals mühevoller sein, als den Vertrag einfach auslaufen zu lassen. Sprechen aber zwingende Gründe für einen sofortigen Anbieterwechsel, darf nicht die Bequemlichkeit Vorrang haben.
Tipp 3: Den alten Vertrag genau studieren
Der ursprüngliche Vertrag kann Jahre zurückliegen. Möglicherweise enthält er sogar Klauseln, die einen vorzeitigen Anbieterwechsel erleichtern. Ein genauer Blick lohnt sich.
Tipp 4: Die eigene Motivation hinterfragen
Die Frage, warum man den Anbieter wechseln will und warum gerade jetzt, ist zentral. Möglicherweise bieten Nachverhandlungen eine Alternative.
Tipp 5: Die Motivation des Anbieters hinterfragen
Wenn die eigene Unzufriedenheit auf mangelndem Service seitens des Anbieters beruht, kann ein klärendes Gespräch sinnvoll sein. Möglicherweise ist der Deal für den Service-Provider nicht (mehr) profitabel. Auch dann könnten Nachverhandlungen eine Alternative zum Vertragsabbruch sein.
Tipp 6: Auf Probleme gefasst machen
Ein Anbieterwechsel ist auch mit neuen Personen verbunden, nicht nur für den Entscheider, auch für das eigene Team. Das kann zu Konflikten führen. Darauf sollte man sich vorbereiten.
Tipp 7: Den richtigen Bereich auswählen
Je nach Volumen des Outsourcing-Deals stellt sich die Frage, ob für alle Bereiche der Dienstleister gewechselt werden soll oder nur für einzelne. Dass das genaue Dokumentation voraussetzt, versteht sich.
Tipp 8: Die Kosten bedenken
Auch wenn der Wechsel des Dienstleisters auf Kostensenkung abzielt, schlägt der Wechsel selbst zu Buche. Dabei müssen alle denkbaren Risiken mit einkalkuliert werden.
Tipp 9: Multi-Sourcing managen
Outsourcing-Verträge werden kleinteiliger. Wer bestehende Deals kündigt, tut das möglicherweise, um mit mehreren spezialisierten Anbietern zusammenzuarbeiten statt mit einem Großen. Die Kooperation der Provider untereinander kann Bestandteil neuer Verträge werden.
Tipp 10: Beim nächsten Mal einfacher machen
In jeden neuen Vertrag sollten die "Lessons Learned" bisheriger Outsourcing-Deals einfließen. Sinn der Sache ist schließlich, sich die Arbeit zu erleichtern.

Mit der technologischen Veränderung geht ein weiterer Wandel einher, und der liegt in der Mentalität der Entscheider. Die Unternehmen wollen sich nicht mehr so stark an einen Provider binden, sagt Young. Und bemüht einen weiteren Vergleich aus dem Privatleben: Früher war ein Outsourcing-Vertrag wie eine Ehe, jetzt geht es bloß noch um Dates.

Alles in allem dürfte es schon in naher Zukunft spannend werden. "2014 wird das Jahr des Provider-Wechsels", erwartet Young. Auch wenn die Anbieter mit den Preisen runtergehen können - sie werden das nicht für Bestandskunden tun wollen. Anwender können vom Preiswettbewerb demnach nur profitieren, wenn sie einen neuen Partner verpflichten.

Kein Vorteil für Dickschiffe

Wie dieser Trend die Anbieter trifft, hängt aus Sicht des Beraters von der Größe der Provider ab. Die bekannten Dickschiffe seien zu ungelenk, um schnell auf den Wandel zu reagieren, vermutet Young.

Seiner Ansicht nach haben auch Offshoring-Anbieter das Nachsehen. Sie konnten bisher mit billigen Arbeitskräften punkten, doch künftig werden weniger Arbeitskräfte gebraucht. Outsourcing geht in Richtung "Service as software", erklärt Young. Die Virtualisierung physischer Umgebungen schreite voran. Das zeichne sich insbesondere in den Bereichen Netzwerke und Rechenzentren schon klar ab und werde auf andere Bereiche übergreifen. Manche Anbieter benötigten für den IT-Betrieb heute nur noch halb so viel Personal wie früher.