Insellösungen statt Strategie

Prozesse immer noch kaum integriert

10.11.2009 von Christiane Pütter
Nur gut jede zweite deutsche Bank hat eine unternehmensweite Strategie zur Integration von Geschäftsprozessen entwickelt. Erneuerung des Kernbanken-Systems heißt oft, eine Insellösung zu kaufen.

CIOs von Banken verhalten sich in Sachen Integration nicht stimmig. Das geht aus einer Studie über Banken-IT hervor, für die der Marktforscher Vanson Bourne 300 Entscheider in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragte. So beklagen die Studienteilnehmer vor allem Integrations- und Konnektivitätsprobleme. Daher seien neue Kernbanken-Systeme erforderlich. Gleichzeitig gibt jedoch mit 56 Prozent nur gut jeder zweite deutsche Befragte an, seine Bank habe eine unternehmensweite Strategie zur Geschäftsprozess-Integration entwickelt.

Das heißt umgekehrt: In 44 Prozent der Banken gibt es keine solche Strategie oder sie wird so dezent umgesetzt, dass die Befragten nichts davon wissen. Warum 75 Prozent der deutschen Manager dennoch glauben, die Datenübertragung zwischen den Kernsystemen funktioniere, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

Dazu Richard Spong, Financial Services Industry Marketing Manager beim Anbieter Sterling Commerce, der die Studie in Aufrag gegeben hat: "Ohne eine umfassende Strategie wird in der Finanzbranche weiterhin viel Geld für Ad-hoc-Lösungen ausgegeben werden, die dem geschäftlichen Wachstum und der Flexibilität des Unternehmens letztlich im Wege stehen."

Immerhin stehen die Deutschen deutlich besser da als ihre französischen Kollegen. Von denen erklären nur 38 Prozent, bei ihnen gäbe es eine Strategie zur Prozess-Integration. Konsequenterweise erklären dann aber auch nur 28 Prozent, dass es mit dem Datenaustausch klappt.

In Großbritannien scheinen die Dinge besser zu laufen. 80 Prozent der Befragten bestätigen das Vorhandensein einer Integrations-Stragie. Dennoch: Darauf vertrauen mögen die Briten wohl nicht. Nur 70 Prozent erklären, die Datenübertragung zwischen den Systemen funktioniere.

Erneuerung des Kernbanken-Systems heißt für 40 Prozent aller Befragten denn auch, eine Insellösung zu kaufen. Von diesen 40 Prozent geben im gleichen Atemzug neun von zehn zu, dass sie damit vermutlich Probleme bekommen.

Banken arbeiten mit veralteten Systemen

So unlogisch die Ergebnisse klingen, so praxisnah sind sie. Erst im Juli dieses Jahres erklärte Thorsten Eberhardt, Business Development Director bei dem IT-Berater Avanade Deutschland, CIOs fehle der Mut, ihre 20 Jahre alten IT-Systeme rauszuschmeißen. In einem Interview mit cio.de sagte Eberhardt: "Das Problem liegt in den oft starren, historisch gewachsenen IT-Systemen. Es gibt wenig Standard-Software für Banken. Viele Anbieter wie SAP haben das lange versucht zu ändern, aber erfolglos."