Merkmale des Funding-Modells

Radikaler Ansatz für IT-Budgetierung

03.08.2011 von Sebastian Paas
Bei der Funding-Methode muss sich der CIO mit Finance auf ein Basisbudget für IT-Betrieb und Pflichtprojekte einigen. Ohne Risiko ist eine solche Prozessänderung jedoch nicht, meint Sebastian Paas von KPMG in seiner Kolumne.
Sebastian Paas ist Partner bei KPMG im Bereich Performance & Technology.
Foto: KPMG

In der Vergangenheit stand die Optimierung des IT-Budgetierungsprozesses auf der CIO-Agenda nicht sehr weit oben. In der Regel wurden Vorjahresbudgets als Planungsgrundlage verwendet.

Ungeachtet eines wirtschaftlichen Aufschwungs wurden IT-Budgets oft weiterhin gekürzt oder sind über Jahre innerhalb minimaler Bandbreiten begrenzt.

Diese disproportionale Entwicklung kann aufgrund der nachfolgend aufgelisteten Effekte von CIOs nicht unbegrenzt lange durchgehalten werden:

Kennzeichen des Funding-Modells

CIOs erwägen daher neue Modelle, um im Hinblick auf die IT-Budgetierung wieder in einen agierenden Modus umzuschalten. Eine radikale Methode besteht darin, sich mit Finance auf ein Basisbudget für den IT-Betrieb sowie für Pflichtprojekte - die zum Beispiel ihren Ursprung in regulatorischen Anforderungen haben- zu einigen. Demgegenüber sollen IT-Projekte vom Business finanziert werden. Der CIO bekommt hierzu kein festes Budget mehr zugeteilt, sondern wirbt für große Initiativen beim Business. Ein solches Funding ist fester Bestandteil des jährlichen Budgetierungsprozesses, kann aber auch anlassbezogen initiiert werden.

Eine solche Änderung des Budgetierungsprozesses zieht zwei Kernaufgaben nach sich:

Folge-Effekte für die IT

Das Funding-Modell setzt voraus, dass sich die IT regelmäßig und vermutlich intensiver als bislang mit dem Business austauscht und informationstechnologische Anforderungen diskutiert und erfragt - auch außerhalb des jährlichen Budgetierungszyklus. Im Ergebnis führt das dazu, dass das Maß der Ausrichtung am Business verbessert wird.

Innerhalb der IT wird sich dadurch eine stärkere Fokussierung auf Projekte und Innovationen durch IT einstellen. Dies wird einen kulturellen Wandel nach sich ziehen, der sich positiv auf die Motivation (und damit Retention) der Mitarbeiter auswirken wird.

Ohne Risiko ist eine solche Prozessänderung jedoch nicht. Der CIO muss sich flexibler im Hinblick auf seine Ressourcen aufstellen, so dass Verträge mit Dienstleistungsunternehmen und Freiberuflern im Hinblick diesbezüglich überprüft werden müssen. Zusätzlich ist die technische Infrastruktur auf Skalierbarkeit (Cloud Computing) zu überprüfen, da diese in Abhängigkeit von den Anforderungen des Business erhöht oder verringert werden muss.

Das Funding-Modell bedeutet für CIOs aber nicht, dass alle Anforderungen des Business unreflektiert umgesetzt werden. Im Gegenteil muss der CIO eine klare Strategie, klare Ziele und Vorgaben für die IT entwickeln. Nur so kann begründet über etwaige Ablehnungen oder alternative Lösungsansätze mit dem Business diskutiert werden.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die positiven Effekte die Risiken eindeutig überwiegen. Letztlich wird der CIO aufgrund knapper, oft unzureichender Budgets auf alternative Modelle zurückgreifen müssen. Das Funding-Modell bietet hierzu eine erfolgversprechende Alternative.

Sebastian Paas ist Partner bei KPMG im Bereich Performance & Technology.