Kostenvorteile schmelzen dennoch dahin

Rechtliches Risiko bei Open Source gering

12.10.2004 von Michael Kallus
Open-Source-Anwender gehen nur ein geringes Risiko ein, für Verletzungen des Urheber- oder Patentrechts belangt zu werden. Das verbleibende Restrisiko und die damit verbundenen finanziellen Konsequenzen sind überschaubar. Das hat Soreon Research in einem Modellfall durchgerechnet.

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssten nicht mit einer Klage rechnen. Großunternehmen und global tätigen Konzernen empfiehlt Soreon, auf Software kommerzieller Open-Source-Distributoren wie Novell/Suse oder Redhat zu setzen.

Soreon schätzt das Risiko, verklagt zu werden, auf zehn Prozent ein. Im durchgerechneten Fall eines Unternehmens mit 2000 Büroarbeitsplätzen würden die Risikokosten über drei Jahre bei 13.000 Euro liegen. Für ein global tätiges Unternehmen mit 50.000 Arbeitsplätzen rechnet Soreon mit gut 91.000 Euro. Berechnet werden hier mögliche Kosten aus Schadensersatzforderungen beim Einsatz von Linux-Server-Lizenzen.

Soreon rechnet damit, dass beide unter Einbezug dieser Kosten nach wie vor zwischen 20 und 31 Prozent gegenüber der Serversoftware von Microsoft sparen können.

Open Source kommt auf Desktops teurer

Kleine und mittlere Unternehmen können allerdings finanziell kaum von Open Source profitieren. Open-Source-Office-Software sei zwar bis zu 52 Prozent günstiger als eine Microsoft-Lösung, so die Analyse, dennoch hat sie sich auf dem Desktop in den TCO über drei Jahre proprietären Produkten angenähert.

Jährlich zu zahlende Maintenance-Verträge und die Schulungskosten bei einem Umstieg würden in kleinen und mittleren Unternehmen sogar zu geringen Kostennachteilen führen: Ein kleiner Betrieb mit zehn Arbeitsplätzen zahlt im Server-Bereich sechs Prozent, bei Büroanwendungen drei Prozent mehr.

Ein mittelständisches Unternehmen mit 100 Arbeitsplätzen spart im Server-Bereich lediglich elf Prozent. Auf dem Desktop ist Microsoft bei dieser Unternehmensgröße um rund ein Prozent günstiger. Denn für Open-Source-Produkte fehlt oft hausinternes Know-how, so die Analyse, daher sei mit erheblichen Kosten für externe Support-Verträge zu rechnen.

"Der günstige Preis von Open-Source-Software wird als Verkaufsargument nicht mehr reichen," sagt ein Analyst von Soreon. Hersteller und Distributoren müssten sich künftig auf Kompatibilität, Funktionalität und Service ausrichten. "Dazu sind weitergehende Kooperationen mit großen IT-Konzernen ein wichtiger Schritt."

Für die Studie wurden im letzten Jahr 50 deutsche Unternehmen und Organisationen befragt. Um die Daten auf den aktuellen Stand zu bringen, hat Soreon im September weitere 20 Unternehmen und Experten befragt.

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