Jede achte IT-Firma erzielt bereits mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit der Technologie

RFID: Die Zukunft liegt im Standard

03.11.2006 von Christiane Pütter
Spender-Nieren, der neue "Harry Potter" oder Orangen aus Jaffa – künftig werden überall RFID-Tags drauf kleben. Schon jetzt erwirtschaften zwölf Prozent der deutschen IT-Unternehmen mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit RFID. Das geht aus einer Umfrage des FTK (Forschungsteam für Telekommunikation) aus Dortmund hervor.

Dabei ist das Meinungsbild gespalten. Zwar jubeln die Autoren der Studie, RFID sei nicht mehr aufzuhalten. Knapp jeder zweite Befragte (48 Prozent) erwartet schon im nächsten Jahr wachsende Umsätze mit der Technologie. Zwei Drittel (66 Prozent) gehen davon aus, dass sich RFID in den kommenden drei Jahren als Umsatzmotor erweisen wird. Andererseits: Gut jeder Dritte (34 Prozent) denkt, dass die Hersteller noch Aufklärung in Sachen Datenschutz brauchen. Und 19 Prozent geben an, Kunden würden durch die öffentliche Diskussion um Datensicherheits-Fragen abgeschreckt.

Noch hält RFID den Status einer Innovation, die den Weg in den Massenmarkt erst finden muss. Aktuell erzielt eine Mehrheit von 58 Prozent der befragten Firmen weniger als zehn Prozent des Umsatzes damit. Zwölf Prozent erwirtschaften bereits mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit der Technologie.

Für den Eintritt in den Massenmarkt sind nach Meinung der Befragten vor allem einheitliche Standards nötig. 95 Prozent der Firmen halten das für "wichtig" bis "sehr wichtig". Dabei steht für 73 Prozent insbesondere das Etablieren von Gen-2-Standards an.

Vereinheitlichung auch bei den nachgelagerten Systemen nötig

Dieser Punkt erstreckt sich auch auf die nachgelagerten Systeme: Dabei sehen 84 Prozent der Firmen Standards für Reader-Schnittstellen im Fokus. Danach folgen Middleware (78 Prozent) und EDI (70 Prozent).

Die Marktforscher haben nach weiteren Wegbereitern für RFID gefragt. Dabei wird die Akzeptanz durch Kunden hoch angesiedelt: 91 Prozent schreiben diesem Punkt wichtige bis sehr wichtige Bedeutung zu. Außerdem sehen die Befragten die Innovationsbereitschaft der Anwender und die Akzeptanz durch Mitarbeiter gefordert.

Ein weiteres Kapitel der Studie befasst sich mit den Faktoren, die die Verbreitung von RFID hemmen. Dabei geht es zunächst einmal um's Geld: 60 Prozent der Befragten monieren zu hohe Kosten. 59 Prozent sind die Nutzenpotenziale unklar und 49 Prozent erklären, die Unternehmen in den Lieferketten arbeiten nicht richtig zusammen. Und: immerhin 38 Prozent halten die Technologie noch nicht für ausgereift genug.

Thema Datenschutz beziehungsweise Datensicherheit: Nur vier von zehn Befragten glauben, die öffentliche Diskussion um die Sicherheit bei RFID habe keinen Einfluss auf ihr Geschäft. 28 Prozent dagegen berichten, dass ihre Kunden nach höherer Datensicherheit verlangen. Und fast jeder Fünfte (19 Prozent) erklärt, Kunden würden durch die öffentliche Diskussion abgeschreckt.

Hersteller über den Datenschutz nicht ausreichend aufgeklärt

Zumal die privaten Endverbraucher nach Ansicht von 94 Prozent der Studienteilnehmer über den Datenschutz bei RFID-Anwendungen nicht ausreichend aufgeklärt sind. Das allerdings trifft nach Ansicht von 70 Prozent der Firmen auch auf die Anwender zu. Jeder Zweite glaubt außerdem, dass die Berater noch Aufklärung brauchen könnten – und 34 Prozent halten das auch bei den Herstellern für nötig. Das heißt: Nur sechs von zehn Unternehmen denken, dass die Hersteller über den Datenschutz bei RFID-Anwendungen hinreichend Bescheid wissen.

Nicht zuletzt haben die Autoren der Studie erfragt, welche Produkte oder Gegenstände als besonders geeignet für RFID-Tags gelten. 81 Prozent der Befragten sagen, sie sollten auf Luxusprodukten kleben. 79 Prozent wollen Blutkonserven und Organspenden, 74 Prozent Arzneimittel damit versehen. Auf den folgenden Plätzen rangieren Textilien (70 Prozent) und Bücher (68 Prozent).

An der "RFID-Umfrage 2006: Wohin geht der Markt?" von FTK und dem Informationsforum RFID haben sich 202 Unternehmen beteiligt.