Projekte noch nicht wirtschaftlich

RFID-Praxis in Deutschland

08.05.2009 von Andrea König
Unternehmen beurteilen 70 Prozent ihrer RFID-Projekte nicht als wirtschaftlich. Trotzdem planen 80 Prozent bis 2010 weitere Projekte.

Mit einem Umsatz von mehr als 200 Milliarden Euro zählt die Logistikbranche zu einem der drei Umsatzmotoren in Deutschland. Bei der Weiterentwicklung der Logistik spielt der Einsatz innovativer Informationstechnologien eine wichtige Rolle.

Über eine von ihnen - die RFID-Technologie - hat der Fachbereich Logistik an der TU Berlin gerade eine umfassende Studie herausgebracht. Aus den Ergebnissen leiten die Studienautoren Erfolgsstrategien und Handlungsempfehlungen ab. Zielgruppe sind sowohl erfahrene Anwender als auch Neueinsteiger.

"Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich die RFID-Technologie in der Praxis noch nicht flächendeckend durchsetzen können", schreibt Studien-Herausgeber Frank Straube im Vorwort. Eine Vielzahl von Unternehmen der Industrie, des Handels und der Logistikdienstleistungsbranche verfüge jedoch bereits über Erfahrung mit dem praktischen Einsatz von RFID.

Immer mehr Unternehmen planen zukünftig RFID-Projekte.

65 Prozent der befragten Unternehmen erproben RFID-Technologie in mindestens einem Pilot-Projekt. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer verfügt über ein oder mehrere Projekte, die sich im Produktivbetrieb befinden. Auch wenn 70 Prozent der Projekte als nicht wirtschaftlich beurteilt werden, planen 80 Prozent der Befragten bis 2010 weitere Projekte. Am häufigsten setzen Firmen RFID im Bereich des Tracking & Tracing sowie im Behältermanagement ein.

RFID soll Transparenz schaffen

Anwender verfolgen mit der Einführung von RFID folgende Ziele: Auf der strategischen Ebene spielen Innovationsführerschaft und die Erfüllung von Kundenwünschen eine Rolle. Weitere Zielstellungen sind Effizienzgewinne, eine höhere Transparenz sowie Prozessinnovationen durch die Technologie.

Wenn Unternehmen ihre Erfolge messen möchten, dann tun sie dies vorrangig anhand von Prozesskennzahlen, Budgeteinhaltung und dem Erreichen von Kosteneinsparungen. Kernherausforderungen bei der Implementierung von RFID sind die Wirtschaftlichkeit und die Integration der Technologie in die bestehenden IT-Systeme und -Prozesse.

Den höchsten Stellenwert bei der Implementierung haben die Konzeption des RFID-Systems und die Definition der RFID-gestützten Prozesse. Typischerweise befassen sich damit kleinere Projektteams mit bis zu zehn Personen. In der Regel arbeiten mehrere Fachabteilungen gemeinsam an der Einführung. In 92 Prozent der Fälle ist die IT beteiligt. Am häufigsten übernimmt die Logistik die Führungsrolle.

Die meisten Unternehmen gehen bei der Implementierung schrittweise vor. In einem ersten Schritt führen sie die Technologie an Einzelstandorten ein. Erst dann weiten sie den Einsatz auf weitere Standorte aus. Eine vollständige Ablösung der Barcodes durch RFID-Transporter steht nicht bevor. Barcodes sollen als Back-Up-Lösung dienen.

Oft sind RFID-Projekte so komplex, dass sie gemeinsam mit Partnern umgesetzt werden. Am häufigsten sind das Technologieanbieter, an zweiter und dritter Stelle folgen Software-Anbieter und Systemintegratoren. Anwender wählen ihre Partner vor allem auf Grund von bewährten Partnerschaften und Empfehlungen. Defizite sehen Beteiligte bei der Integration von Wertschöpfungspartnern und Logistikdienstleistern.

Schriftenreihe

Die Studie "RFID in der Logistik - Empfehlungen für eine erfolgreiche Einführung" ist in der Schriftenreihe der Technischen Universität erschienen. 150 Anwender und Systemanbieter haben sich an der Befragung beteiligt. Sie kann hier bestellt werden.