IT-Entscheider zögern bei der Einführung der Technologie

RFID setzt sich durch - in drei bis fünf Jahren

17.11.2005 von Tanja Wolff
Zweidrittel der IT-Verantwortlichen ist von den Chancen der Funkchiptechnologie RFID überzeugt. Laut einer Befragung von Intel, dem FAZ Institut und der Computerwoche befürwortet etwa die Hälfte den Einsatz von RFID im eigenen Unternehmen. Davon versprechen sich die meisten eine Optimierung der Geschäftsprozesse und eine größere Transparenz.

Die Befragten sehen sich zurzeit vier zentralen Herausforderungen gegenüber: der Integration und der Standardisierung von Anwendungen, der Organisation von Prozessen und dem Kosten-Management. Diesen Problemen begegnet jeder vierte der Befragten vor allem durch intensive Weiterbildung des Personals. Große Unternehmen setzen dagegen nicht auf Schulungen, sondern auf neue Technologien.

Laut der Studie erkennen 68,5 Prozent die Chancen, die sich ihnen durch den Einsatz von RFID bieten. Starke Befürworter finden sich vor allem unter den Handelsunternehmen. Dagegen sind die Führungskräfte in IT-Firmen in Bezug auf die Anwendungsmöglichkeiten vergleichsweise skeptisch (36 Prozent). Unternehmen, die RFID bereits nutzen, halten den Einsatz für sinnvoll bis sehr sinnvoll.

Lernen von den RFID-Pionieren

Der Befragung zufolge zögern die meisten IT-Verantwortlichen noch bei der Einführung der Funktechnologie. Sie wollen lieber aus den Erfahrungen der RFID-Pioniere lernen. Zwei von fünf Entscheidern haben sich bereits über die neue Technologie informiert. Allerdings haben zurzeit nur etwa 15 Prozent ein entsprechendes Projekt initiiert oder eine Lösung implementiert.

Wenigstens jedes dritte Unternehmen wird in den kommenden drei Jahren in RFID investieren, so die Studie. Die RFID-Etats vereinnahmen durchschnittlich weniger als ein Zehntel der IT-Budgets. In jeder dritten Firma werden diese Etats aber in den nächsten Jahren wachsen.

Im Datenschutz und in der Datensicherheit sehen die befragten Unternehmen die größten Risiken. Demgegenüber werden andere Gefahren als zweitrangig beurteilt wie beispielsweise Akzeptanzprobleme bei den Mitarbeitern oder technische Schwierigkeiten. Kosten spielen dabei kaum eine Rolle. Allerdings fiel 40 Prozent der Befragten bei der Frage nach möglichen Risiken von RFID keine Antwort ein. IT-Unternehmen sehen im Gegensatz zu den anderen Branchen weniger Gefahren beim Datenschutz.

Ersatz für den Barcode

Laut der Umfrage gehen 80 Prozent der IT-Verantwortlichen davon aus, dass die Tags langfristig die Barcodes bei der Warekennzeichnung ersetzen werden. Der Grund: Die Preise für die Funkchips werden sich nach Meinung der Befragten bis 2008 deutlich verringern. Mit einem Durchbruch der Technologie auf breiter Basis rechnen die meisten schon in drei bis fünf Jahren.

Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer hält die Vision eines weltweiten "Internet der Dinge" für durchaus realistisch. Das bedeutet, dass Maschinen und Objekte über ein weltweites Netz miteinander verbunden sind und über dieses Daten austauschen und sich gegenseitig steuern können.

Die IT-Entscheider sind sich mehrheitlich darüber einig, dass gesellschaftliche Widerstände und technische Schwierigkeiten den Durchbruch nicht bremsen werden. Mehrheitliche Skeptiker finden sich unter den Fertigungsunternehmen und IT-Firmen mit jeweils 47 Prozent.

Der Studie zufolge erwarten die Computerexperten nicht, dass die Welt durch die Überwachungsmöglichkeiten von RFID sicherer werden wird. Lediglich Handels- und Großunternehmen gehen mehrheitlich davon aus, dass Funküberwachung Gefahren für unsere Gesellschaft abwehrt.

Unterstützung für das Lager

Nach Ansicht der Befragten unterstützt RFID die Firma vor allem in Lagerhaltung und Zulieferung. Vom Einsatz im eigenen Unternehmen erwarten sich die Manager zahlreiche wertvolle und direkt verwertbare Informationen. Außerdem rechnet jeder zweite mit Effizienzgewinnen und einem Mehrwert für seine Kunden.

Mehr als die Hälfte erwartet von den Chips Rationalisierungsmöglichkeiten beziehungsweise einen Mehrwert durch die Verwendung von RFID im Transportwesen und in der Distribution. Auch bei der Qualitätskontrolle und im Kundenservice könnte RFID für Verbesserungen sorgen. Im Vertrieb erwarten 40 Prozent einen gewinnbringenden Einsatz.

Hindernisse für effiziente RFID-Projekte erkennen die Entscheider vor allem in inkompatiblen Geräten, den Kosten und in Integrationsproblemen. Die Unsicherheit ist zu einem großen Teil auf das herrschende Informationsdefizit zurückzuführen.

Große Wissenslücken

Das Ergebnis zeigt, dass die deutschen IT-Verantwortlichen bislang relativ schlecht über den RFID-Markt informiert sind. Die Manager halten den Markt für sehr unübersichtlich. So kennt nur jeder zweite einen Anbieter von RFID-Technologie. Bei IT-Unternehmen können sogar mehr als 60 Prozent der Befragten keine Auskunft über Anbieterfirmen geben. Handel- und Großunternehmen wussten am besten Bescheid. Die am häufigsten genannten Anbieter sind Infineon, Philips und Siemens.

Die Kenntnisse über den Markt von RFID-Software und -Middleware sind noch etwas schwächer ausgeprägt. Auch hier fiel mehr als der Hälfte spontan kein Firmenname ein. Besonders hohen Informationsbedarf hatten in diesem Bereich wieder die Entscheider in IT-Unternehmen.

Für die Studie "Best of RFID-Solutions" wurden 200 IT-Entscheider aus verschiedenen Branchen in Deutschland befragt.