Geldkriminalität

Riskante Marotte: PIN und EC-Karte am selben Ort

19.04.2011 von Christiane Pütter
Sie werfen Kontoauszüge in den Papierkorb und bewahren die PIN bei der EC-Karte auf: Deutsche fürchten Kartenbetrug, beugen laut ACI-Studie aber oft nicht vor.

Beim Schutz ihrer Kunden vor Betrug haben Banken nicht nur mit Cyberkriminellen zu kämpfen, sondern auch mit den Verbrauchern selbst. Das legt zumindest eine Studie von ACI Worldwide nahe. Der britische Anbieter von Lösungen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr hat 4.200 Bankkunden in 14 Ländern nach ihrem Verhalten befragt.

Deutsche Bankkunden halten die Folgen von Kartenbetrug für dramatisch. Trotzdem sind einige unvorsichtig und erleichtern Verbrechern das Handwerk.
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Die Ergebnisse zeigen, dass die Verbraucher Kartenbetrug weltweit ernst nehmen - theoretisch. Jeder zweite Befragte bezeichnet Bank- und Kreditkartenbetrug als die bedrohlichste Form der Finanzkriminalität überhaupt. Unter den deutschen Studienteilnehmern stimmten 37 Prozent dieser Aussage zu.

Kartenbetrug finanziert organisierte Kriminalität

Die Folgen von Kartenbetrug halten auch die Deutschen für dramatisch: 51 Prozent (alle Studienteilnehmer: 49 Prozent) fürchten, in einem solchen Fall zahlungsunfähig oder ruiniert zu sein. Für fast drei von vier Bundesbürgern (73 Prozent) sind auch die gesellschaftlichen Folgen von Kartenbetrug - etwa die Finanzierung organisierter Kriminalität - ein Problem. Dem stimmen 67 Prozent aller Befragten zu.

Dennoch verhalten sich nicht alle deutschen Bankkunden im Umgang mit ihren Karten vorsichtig. Rund jeder Achte (zwölf Prozent) bewahrt eine Notiz seiner PIN gemeinsam mit der Bankkarte auf. Damit liegen die deutschen Bankkunden genau im Durchschnitt aller Befragten.

Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) wirft Kontoauszüge und Bankquittungen einfach in den Papierkorb. Auch das entspricht dem Durchschnitt. Jeder zehnte Deutsche erklärt, schon mindestens einmal einem Anrufer oder einem E-Mail-Adressaten seine Bankdaten auf Anfrage verraten zu haben (Durchschnitt: sieben Prozent).

14 Prozent der Bundesbürger (Durchschnitt: 17 Prozent) würden die Kartennutzung "auf jeden Fall" aufgeben und wieder auf Bargeld zurückgreifen, wenn sie selbst Opfer von Kartenbetrug würden. Weitere 73 Prozent (Durchschnitt: 63 Prozent) würden das "in bestimmten Fällen" tun.

Deutschland bei Kartenbetrug überdurchschnittlich sicher

Insgesamt scheint die Bundesrepublik beim Thema Kartenbetrug - zumindest laut dieser Befragung - aber ein vergleichsweise sicheres Pflaster zu sein. 86 Prozent der Deutschen erklären, in den vergangenen fünf Jahren nie Opfer dieses Verbrechens geworden zu sein - im Schnitt sagen das weltweit 75 Prozent.

ACI Deutschland mit Sitz in Sulzbach rät Banken, ihre Kunden noch besser darüber aufzuklären, wie sie sich vor Kartenbetrug schützen. Zudem sollten sie technisch immer auf dem neuesten Stand sein. Schließlich hofften nicht nur die Geldinstitute auf die Ablösung des Bargeldes: "Für Banken und die übrige Wirtschaft ist die Bargeldabwicklung teuer", so Felitas Aguilar von ACI Deutschland.