Business und IT

RWE-CIO: Es läuft noch einiges schief

11.02.2010 von Nicolas Zeitler
Der IT-Chef des Energieversorgers rief seinen Kollegen dazu auf, sich mehr anzustrengen, um besser auf gleicher Höhe mit dem Business voranzuschreiten.
Chittur Ramakrishnan, CIO der RWE AG auf den Hamburger IT-Strategietagen.

Ethisches Denken und Handeln sollte fester Bestandteil im Profil eines CIOs sein. Diesen Appell richtete Chittur Ramakrishnan, CIO der RWE AG auf den Hamburger IT-Strategietagen an seine Kollegen. Mit Blick auf das Thema Outsourcing betonte er, dass IT-Chefs in ihrer Funktion auch Pflichten und Werte in Bezug auf ihre Mitmenschen zu beachten hätten. Bei seinem Arbeitgeber führten Entscheidungen für Outsourcing nicht selten zu langen Diskussionen. „Die Mitteilung: Sie arbeiten jetzt in einem Outsourcing-Projekt ist für viele Mitarbeiter wie eine Kündigung, das trifft die Menschen“, sagte Ramakrishnan.

Neben der Schärfung des ethischen Profils forderte der IT-Chef des Energieversorgers RWE von seinen Kollegen auch mehr Anstrengung, um auf gleicher Höhe mit dem Business voranzuschreiten. Bisher sei es noch häufig der Fall, dass das Geschäft eine Entwicklung vorantreibe und irgendwann von der IT-Abteilung eine Lösung für ein damit verbundenes Problem fordere.

„Unsere Aufgabe als CIOs ist es, von vornherein vorne mit dabei zu sein“, so Ramakrishnan. Gleichzeitig räumte er ein, dass es in diesem Punkt auch bei RWE noch Verbesserungsbedarf gebe. Die Lücke zu schließen, sei allerdings kein Hexenwerk. In der IT sei mehr Prozesswissen vorhanden als oft angenommen. Um Schritt mit dem Business zu halten, empfiehlt Ramakrishnan CIOs, Governance und Dienstleistung nicht zu trennen.

Dass selbst in einem Unternehmen wie RWE, das nur die zwei Produkte Strom und Gas anbietet, die Ausrichtung des CIOs am Firmengeschäft nicht immer unproblematisch ist, machte Ramakrishnan ebenfalls deutlich. „Wer als IT-Chef die Philosophie des Unternehmens nicht versteht, ist aufgeschmissen“, sagte er.

Wenn in dieser Hinsicht etwas schief laufe, sei es allerdings nicht immer die Schuld des IT-Chefs. Der RWE-CIO bezeichnete die Abstimmung als „Zweibahnstraße“. Die Firmenleitung müsse erkennen, in welche Entscheidungen man den CIO einbinden müsse.

Der reibungslose Alltagsbetrieb gilt als selbstverständlich

In diesem Sinne sieht Ramakrishnan sich als CIO immer auch in der Rolle des Brückenbauers: Damit das Geschäft im Wettbewerb bestehen könne, müssten ständig auch in der IT Veränderungen umgesetzt werden. Das sei auch auf dem als relativ stabil geltenden Energieversorgungsmarkt der Fall. „Denke Sie zum Beispiel an dezentrale Energieerzeugung und die Einspeisung in virtuelle Kraftwerke – der CIO muss hier eingebunden und vorn dabei sein, damit er rechtzeitig entscheiden kann, welche Lösungen nötig sind“, veranschaulichte Ramakrishnan. Dass der IT-Chef quasi nebenher den laufenden Betrieb effizient aufrecht erhalte, werde sowieso als selbstverständlich vorausgesetzt.

Eine weitere Rolle des CIOs ist Ramakrishnan zufolge die des CIO als Individualpartner des Geschäfts und als Konsolidierungsparter fürs Unternehmen. „Besonders tricky“ sei das, meinte der RWE-CIO. „Nicht jedes Mal, wenn Individualität gefordert wird, ist sie auch notwendig.“ Die Herausforderung an den CIO sei es, Spezifizität zu verstehen und umzusetzen, gleichzeitig aber das, was „synergetisch abbildbar“ sei, auch nach diesem Prinzip effizient umzusetzen.

Ramakrishnan noch ohne Zielvereinbarung mit sich selbst

Ramakrishnan berichtete von einer RWE-internen Diskussion über das Buchungssystem für Stromrechnungen. Eine „Riesendiskussion“ sei darum entstanden, ob in Deutschland und Großbritannien dasselbe System eingesetzt werden könne. Dabei sei der einzige Unterschied aus seiner Sicht die Währung – Pfund oder Euro. Aufgabe eines CIOs sei es, sich in solchen Streifragen durchzusetzen.

Mit Blick auf seine Pläne nach seinem bevorstehenden Ausscheiden bei RWE Ende Januar 2011 meinte Ramakrishnan: „Ich habe noch keine Zielvereinbarung mit mir selbst.“ Am wichtigsten sei es, zurückzufinden zum „Bio-Rhythmus eines normalen Menschen.“