Mittelstandsgeschäft

SAP will Partner auf die Cloud-Reise mitnehmen

27.11.2017 von Martin Bayer
Die veränderte Softwarewelt verlangt einiges von den SAP-Partnern. Sie müssen neues Know-how aufbauen und gleichzeitig das Vertrauen der mittelständischen Kunden gewinnen, der richtige Verbündete für den digitalen Wandel zu sein. SAPs neuer Mittelstandschef Christian Mehrtens will seinen Partnerkosmos für die wachsenden Anforderungen fit machen.

"Der Wert von Unternehmenspartnerschaften ergibt sich aus der Qualität der Beziehung", konstatiert der neue Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand und Partner bei SAP Deutschland, Christian Mehrtens. Neben den technischen Aspekten seien gegenseitiges Vertrauen und Verständnis wesentliche Voraussetzungen für eine profitable Geschäftsbeziehung. "Unternehmen haben bereits erkannt, dass stabile Partnerbeziehungen entscheidend zum Erfolg ihrer Unternehmen beitragen."

Christian Mehrtens, Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand und Partner bei SAP Deutschland, betont die Bedeutung von Vertrauen in den Partnerschaftsbeziehungen.
Foto: SAP

Mehrtens übernahm am 15. August dieses Jahres die Leitung des Mittelstands- und Partnerbereichs bei SAP. Der Manager löste Jochen Wießler ab, der 2012 von Microsoft zu SAP gekommen war, und den größten deutschen Softwarekonzern Ende Juni auf eigenen Wunsch verließ, wie offiziell bekannt gegeben wurde. Mehrtens kam von HP, wo er seit Anfang 2015 als Director Commercial Channel and Midmarket Sales für Deutschland und Österreich tätig war. Davor arbeitete Mehrtens viele Jahre in verschiedenen Funktionen bei Microsoft.

SAPs frisch gebackener Chef für das Mittelstands- und Partner-Business kennt also die Softwarebranche und weiß um die Herausforderungen, gerade was die Neuausrichtung des Geschäfts hinsichtlich neuer Paradigmen wie beispielsweise das Cloud Computing betrifft. Die Softwerker aus dem Badischen wollen sich dabei bemühen, ihre Partner mitzunehmen.

Die Value Points, die dazu dienen, Partner in die verschiedenen Stati einzuordnen, werden daher nicht allein nach Umsatz vergeben. Kompetenzen und das "Strategic Alignment" hinsichtlich spezieller SAP-Themen wie HANA, S4 oder die HANA Cloud Platform (HCP) spielten bei der Beurteilung und Einordnung der Partner eine zentrale Rolle, so der SAP-Manager.

Weiterbildung für die Partner

Mehrtens verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Initiativen der SAP, ihre Partner zu schulen. Neben dem global verfügbaren "Learning Hub" für die weltweit rund 17.000 Partner gebe es für Deutschland sogenannte "Knowledge Center", die online wie auch vor Ort den Partnern dabei helfen sollen, ihr SAP-Wissen aufzufrischen.

SAP braucht schließlich die von den Partnern adressierte mittelständische Klientel. Zwar macht der Konzern den größten Anteil seines Umsatzes mit Großkunden, wie Mehrtens vorrechnet. Betrachtet man jedoch die Zahl der Kunden, machen Mittelständler die größte Gruppe aus. Rund vier von fünf Kunden ordnet SAP im Mittelstand ein. Genauso wichtig in diesem Umfeld sind die Partner. Dem neuen Mittelstandschef zufolge gehen etwa 80 Prozent des hiesigen Geschäfts mit mittelständischen Anwenderunternehmen auf das Konto von Partnern.

Allerdings verändert sich das Software-Business derzeit massiv. SAP selbst steht vor der Herausforderung, sein klassisches Lizenz-Wartungsgeschäft, mit dem der Konzern in den zurückliegenden Jahrzehnten viel Geld verdient hat, in ein Subskriptions-basiertes Cloud-Modell umzubauen. Ersteres hat zwar einen stetigen Einnahmefluss garantiert, aber längst nicht mehr die Margen früherer Softwarezeiten erwirtschaftet.

Cloud-Knowhow wird immer wichtiger

Von diesen Veränderungen sind auch die Partner betroffen. Sie müssen sich zunehmend fragen, welchen Mehrwert sie ihren Kunden in einem Cloud-Ökosystem bieten können, um damit ihr künftiges Geschäft zu sichern. Für SAP sei es wichtig, gemeinsam mit den Partnern die großen Zukunftsthemen der Branche zu adressieren, beteuert Mehrtens.

Der Manager verweist in diesem Zusammenhang auf Programme, die Partnern helfen sollen, mit in die Cloud zu gehen. Er spricht zudem von "Incentivierungen" für Partner, die bereit sind, diesen Weg mit einzuschlagen und auch Risiken einzugehen sowie den damit verbundenen Aufwand zu schultern. Schließlich gilt es, Know-how aufzubauen, um die neuen Themen rund um die Cloud und das Internet of Things (IoT) zu beherrschen.

IoT-Studie 2016
Key Findings
Die COMPUTERWOCHE-Studie "Internet of Things 2016" finden Sie in unserem Shop neben anderen Studien der IDG Research Services als PDF-Download.
Bedeutung von IoT
Derzeit bewerten nur 45 Prozent der Unternehmen die Relevanz des IoT als sehr hoch oder hoch, 28 Prozent als eher niedrig oder niedrig. Ganz anders sehen die Werte für die Zukunft aus. 72 Prozent der Unternehmen glauben, dass IoT innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch sieben Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung des IoT als eher niedrig oder niedrig ein.
IoT in der Praxis
Bis dato haben insgesamt nur rund 15 Prozent der befragten Unternehmen bereits IoT-Projekte produktiv umgesetzt oder zumindest abgeschlossen. Immerhin ein Fünftel der Firmen will in den nächsten 12 Monaten oder mittelfristig erste IoT-Projekte realisieren, 12 Prozent erarbeiten derzeit eine IoT-Strategie.
IoT ist noch kein Thema, weil...
Wesentliche Gründe für die (noch) abwartende Haltung vieler Firmen sind andere Prioritäten, mangelnde Relevanz oder ein fehlendes Geschäftsmodell. Auch fehlendes Know-how bei den Mitarbeitern oder zu hohe Kosten spielen eine Rolle.
Auswirkungen (1/3)
Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen IoT als große Chance. Gleichzeitig verkennen fast 45 Prozent das disruptive Potenzial des IoT, wenn sie glauben, sie sein gut genug für die Herausforderungen positioniert.
Auswirkungen (2/3)
Zumindest 39 Prozent der befragten Entscheider glauben, dass IoT ihre Unternehmen sehr verändern wird. Ein Drittel der Firmen befürchtet, dass sie von Start-Ups mit IoT-Technik überholt oder grundsätzlich von der Entwicklung überrollt werden, wenn sie sich nicht auf das IoT einstellen.
Auswirkungen (3/3)
Knapp 20 Prozent glauben immer noch, dass das Thema IoT für ihr Unternehmen nicht relevant sei.
Was ist IoT?
Die meisten bisherigen Projekte fallen unter die Kategorie Industrie 4.0 mit Themen wie Vernetzte Produktion, Smart Supply Chain und Predictive Maintenance, gefolgt von den Schwerpunkten Smart Connected Products.
Der Nutzen von IoT
Durch die Vernetzung aller Prozessketten, der Erschließung neuer Geschäftsmodelle sowie Kostensenkungen erwarten die Unternehmen als positive Effekte durch IoT.
IoT-Projekte in der Praxis
Neben Kategorien wie Connected Industry und Smart Connected Products gewinnen künftig auch IoT-Projekte aus den Bereichen Gebäudemanagement (Smart Building) und Vernetzte Gesundheit (Connected Health) an Bedeutung.
IoT-Technologien
Als Enabling Technologies für IoT sehen die Entscheider vor allem Cloud Computing und Netz-Technologien wie 5G, Narrowband IoT etc.
IoT-Herausforderungen
Die meisten Unternehmen geben grundsätzliche Sicherheitsbedenken als größte Hürde für IoT-Projekte an, da sie das Internet of Things als neues Einfallstor für Angriffe sehen.
Herausforderungen beim ersten Projekt
Für 57 Prozent der Firmen stellte Security tatsächlich die größte Herausforderung bei ihrem ersten IoT-Projekt dar. Fast die Hälfte der Firmen hatte beim ersten Projekt Probleme mit der Integration von IoT-Devices wie Sensoren und Aktoren in die eigene IT-Infrastruktur.
Hemmnisse bei Projekten
Aber auch in der Komplexität sowie im Know-how der Mitarbeiter sehen zahlreiche Unternehmen Hemmnisse.
Do-it-yourself oder Partner?
Bei der Umsetzung der IoT-Projekte sind die Optionen gleich verteilt. 51 Prozent der Firmen haben ihre IoT-Lösung eigenständig entwickelt, 49 Prozent gemeinsam mit externen Partnern.
In- und Outsourcing
n jeweils knapp einem Drittel der Unternehmen ging die Initiative für das erste IoT-Projekt entweder vom CIO und der IT-Abteilung oder von der Geschäftsführung aus, letzteres vor allem bei den kleinen Unternehmen. In elf Prozent der Firmen war ein eigenes IoT-Team die treibende Kraft für die ersten IoT-Aktivitäten, etwas seltener der CTO oder Fachabteilungen wie Vertrieb, Entwicklung oder Produktion
Wahl des IoT-Partners
Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen die Unternehmen vor allem Wert auf technisches Know-how, Vertrauen in den Anbieter sowie Branchenkompetenz. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis steht hinter Prozess-Know-how überraschend nur an fünfter Stelle im Anforderungskatalog.
Den IoT-Erfolg messen
Ein Viertel der Unternehmen konnte bislang noch keinen Mehrwert wie höhere Effizienz, niedrigere Kosten oder höhere Umsätze feststellen. In zwei Prozent der Unternehmen sind die IoT-Projekte gescheitert. Erstaunlicherweise gibt es in fast einem Fünftel der Unternehmen überhaupt keine Erfolgsmessung.

Die Anforderungen an dieser Stelle wachsen. Beispielsweise hat SAP seine Produktpalette in den vergangenen Jahren neben eigenen Entwicklungen auch durch Zukäufe massiv erweitert. Gerade in der Cloud sind mit Hybris, Fieldglass, SuccessFactors und dem Einkaufsnetzwerk Ariba zahlreiche neue Lösungen hinzugekommen. Aufgabe der Partner ist es nach SAP-Lesart, aus diesem reichhaltigen Portfolio die passenden Lösungspakete für die Anwenderunternehmen zu schnüren.

Über den SAP-Tellerrand hinaus

Dazu kommt, dass sich SAP von seiner stark auf die eigenen Produkte fokussierten Strategie mehr und mehr verabschiedet, und sich öffnet. Das gilt beispielsweise für die zugrundeliegende Cloud-Infrastruktur. Neben den SAP-eigenen Cloud-Ressourcen können Anwender auch auf Infrastrukturen von Amazon Web Services (AWS) und Google zurückgreifen. Für die Partner bedeutet dieser Schritt jedoch, dass sie sich auch in diesen Cloud-Universen inklusive der dort angebotenen Services auskennen müssen.

Mehrtens betont, wie wichtig es gerade an dieser Stelle sei, die Partner mitzunehmen. Mittelständler blickten zunehmend über den Tellerrand hinaus und suchten nach neuen Ideen für ihr Geschäft. Gemeinsam mit diesen Kunden müssten Partner in der Lage sein, neue Ideen zu entwickeln, beispielsweise auch mit Methoden wie Design Thinking.

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Design Thinking im Überblick

Noch seien in diesem Umfeld aber längst nicht alle Fragen beantwortet, räumt Mehrtens ein. "Die Cloud ist eine Reise." Partner müssten dabei ihren Standort neu bestimmen. Das, so betont der Manager, gelte indes nicht nur für das SAP-Umfeld, sondern betreffe die gesamte Softwarebranche. Gerade deshalb sei das auch das Vertrauen zwischen SAP, Partnern und Kunden so wichtig.

Bei der Partnerwahl zählen Vertrauen und kulturelles Verständnis

Dass es darum ganz gut bestellt sei, wollen die SAP-Verantwortlichen mit einer selbst beauftragten Studie untermauern. Mehr als zwei Drittel der 300 befragten Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand haben demzufolge angegeben, dass sie sich stark auf ihre externen Technologie-Partner verlassen, so das Ergebnis der Studie "The New Psychological Contract" von SAP.

Zudem gaben sieben von zehn IT-Verantwortlichen gegenseitiges Vertrauen als entscheidend bei der Wahl eines IT-Partners an (74 Prozent), gefolgt von einer guten Zusammenarbeit (69 Prozent). Kosten seien dagegen nur bei 57 Prozent der mittelständischen Unternehmen sehr wichtig, lautet ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Für sieben von zehn Unternehmen seien Vertrauen und kulturelles Verständnis wichtigere Faktoren bei der Wahl eines Partners als ein kostengünstiger Service. Viele der befragten Firmen schätzen die Beratungsleistung externer IT- und Technologie-Partner (74 Prozent) und dass sie ihre Bedürfnisse und Risiken korrekt bewerten (70 Prozent).

Der internationale Vergleich zeigte indes, dass die Geschäftsbeziehungen in den USA sogar noch stärker von persönlichen Beziehungen geprägt sind als in Deutschland: Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der befragten US-amerikanischen IT-Verantwortlichen haben demnach zu ihren IT-Partnern eine besonders persönliche Beziehung. In Deutschland gilt das nur für gut die Hälfte der befragten Unternehmen. Entsprechend planten drei Viertel der US-amerikanischen Unternehmen, die Partnerschaft langfristig zu erhalten. In Deutschland liegt dieser Wert bei 62 Prozent.

Business byDesign bleibt gesetzt

Neben diesen weichen Faktoren setzt Mehrtens auf klare Strukturen im Partner-getriebenen Mittelstandsgeschäft. Dieses basiert seinen Worten zufolge auf drei Produktsäulen. Für die kleineren Mittelständler bietet SAP "Business One" an, das ausschließlich über Partner vertrieben wird. Ebenfalls sehr Partner-lastig vermarktet der Softwarehersteller das Cloud-Paket "Business byDesign" (ByD). Die ERP-Suite, die sich mit verschiedenen Modulen erweitern lässt, ist seit zehn Jahren auf dem Markt - mit einer durchaus wechselvollen Geschichte.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Mit vielen Vorschusslorbeeren als innovative Cloud-Software im September 2007 gestartet, konnte die Lösung die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. Zwischenzeitlich wurde es sehr still rund um ByD, mehrmals kursierten Spekulationen, der Softwarekonzern werde die Entwicklung des ERP-Pakets einstellen.

Doch Mehrtens beteuert, dass die Cloud-Software nach wie vor einen zentralen Eckpfeiler in SAPs Mittelstandsgeschäft bilde, und verweist auf mehrere tausend Implementierungen hierzulande. 35 Partner gibt es dem SAP-Manager zufolge für ByD in Deutschland. Angesichts der insgesamt 1500 hiesigen Softwarepartner SAPs allerdings eine eher überschaubare Schar. Zudem schwindet der Rückhalt: 2013 bezifferte SAP die Zahl der ByD-Partner hierzulande noch auf 40.

Im gehobenen Mittelstand positioniert der Konzern seine neue ERP-Lösung "S/4HANA", die als Nachfolger der Business Suite auch bei Großkunden zum Einsatz kommen soll. Das Geschäft in diesem Segment teilt sich SAP mit den Partnern auf. Teilweise agieren beide Seiten auch gemeinsam beim Kunden.

Unscharfe Trennlinien machen Verträge komplex

Dass die Trennlinien zwischen SAP und ihren Partnern nicht immer klar gezogen sind, bekam auch Philipp Zimmermann, Geschäftsführer des Robotik-Startups Franka Emika GmbH, zu spüren. Der Spezialist für Roboterarme mit rund 80 Mitarbeitern hatte sich für Business byDesign von SAP entschieden, nachdem das Geschäft allmählich in Fahrt gekommen war und eine Softwarelösung erforderlich wurde, um nicht den Überblick zu verlieren.

Das heimische SAP Rechenzentrum in Leon-Rot ist für viele Cloud-Kunden ein wichtiges Argument.
Foto: SAP

Für SAP habe unter anderem der Cloud-Rechenzentrumsstandort in Deutschland gesprochen, sagt Zimmermann, der außer SAP keine anderen Softwareoptionen genauer geprüft hat. Auch die Implementierung habe zügig geklappt. Nach dem Beginn im August sei Franka Emika Anfang November mit ByD live gegangen. Lediglich das Angebot sei komplex gewesen, berichtet der Manager. Es habe Verträge mit SAP und einem Partner gegeben, die sich an verschiedenen Stellen aufeinander bezogen hätten. Hier täte ein wenig Vereinfachung gut, rät der Manager der SAP.