Smartphones: Usability entscheidet

Schlechtes Zeugnis für Motorola und RIM

05.08.2011 von Werner Kurzlechner
Smartphone-Nutzer mit Geräten von LG, Motorola, SonyEricsson und RIM sind besonders unzufrieden. Sie würden laut Goldmedia-Studie künftig eher Apple kaufen.
Vieles im gelben Bereich bei Apple und HTC. Bei den anderen Anbietern zum Verdruss der Kunden nicht.
Foto: Goldmedia

Steve Jobs und Apple sind in jüngster Zeit bekanntlich für so manche negative Schlagzeile gut. Das ändert aber nichts daran, dass die Kunden mit Apple-Produkten äußerst zufrieden sind. Blumig gesagt: Das iPhone macht die Nutzer glücklich. Auch daraus lässt sich allerdings eine negative Schlagzeile basteln. Denn: Nur das iPhone stimmt die Mehrheit der Kunden wirklich froh. Die Smartphones anderer Anbieter lassen hingegen viele Wünsche offen. Am besten gelingt es noch HTC, den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Das geht aus einer Studie des Marktforschungsinstituts Goldmedia Custom Research GmbH in Zusammenarbeit mit dem Online-Panel-Anbieter Respondi AG hervor.

„Wie unsere Studie deutlich zeigt, ist Apple immer noch der Top-Anbieter“, fasst Goldmedia-Geschäftsführer Florian Kerkau zusammen. „Aber es gibt daneben einen Player, der deutlich aufholt – der asiatische Hersteller HTC. Gerade HTC hat in allen Bewertungen bei den Kunden positive Noten bekommen.“

Ein schlechtes Zeugnis auch für Motorola.
Foto: PictureP. - Fotolia.com

Dennoch bewegt derzeit nur Apple eine Mehrheit der Kunden in Deutschland dazu, sehr zufrieden mit dem verwendeten Smartphone zu sein – nämlich 61 Prozent. An der 50 Prozent-Marke kratzt ansonsten nur HTC mit 46 Prozent. Sehr zufrieden mit ihrem cleveren Mobiltelefon sind bei mehreren anderen Anbietern lediglich ein Drittel der Befragten: Samsung (37 Prozent), SonyEricsson (34 Prozent), LG (33 Prozent, aber ein hervorstechender Anteil an dezidiert negativen Bewertungen) und Nokia (30 Prozent).

Es geht aber noch schlimmer. Schlusslicht Motorola bekommt nur von einem Fünftel der Nutzer die Bestnote. Bei RIM ist es kaum besser. Nur ein Viertel ist „sehr zufrieden“ mit dem Blackberry. Dabei mag indes eine Rolle spielen, dass die Ansprüche im Business-Bereich noch größer sein dürften als im Consumer-Segment – und Blackberrys sich nur bedingt als Spielzeug oder Zeitvertreib eignen.

Bedienbarkeit und Apps machen den Unterschied. Das zeigt diese Übersicht der Faktoren, die aus Kundensicht bei der Smartphone-Wahl entscheiden.
Foto: Goldmedia

Diese Zufriedenheitswerte färben naheliegenderweise auch auf den Weiterempfehlungsindex ab, den Goldmedia ermittelte. Nur Apple (+29) und HTC (+15) erhalten hier deutlich positive Werte. Die schlechtesten bekommen die Geräte von Motorola (-21), Nokia (-25) und Sony Ericsson (-31).

Usability geht vor Technik

Entsprechend wechselwillig sind auch deren Nutzer: 66 Prozent der Sony Ericsson-Kunden, 60 Prozent der LG-Kunden und 57 Prozent der Motorola-Kunden würden sich beim nächsten Kauf für ein anderes Gerät entscheiden, aber nur ein Viertel der Apple-Nutzer. 27 Prozent der Befragten würden beim nächsten Mal ein iPhone kaufen, 20 Prozent ein HTC-Smartphone und 18 Prozent ein Samsung-Gerät.

Wichtigstes Kriterium für die Produktauswahl ist mittlerweile die Bedienbarkeit des Smartphones. „Sie ist den Nutzern inzwischen wichtiger als attraktives Design und wesentlich wichtiger als Display- oder Kameraqualität“, so Goldmedia. Dieses Ergebnis spiegle den Entwicklungsstand des Smartphone-Marktes wider: „Technische Produkt-Unterschiede werden immer geringer, Usability-Aspekte daher zunehmend wichtiger.“

„Besonders wichtig für einen substantiellen Erfolg ist eine funktionierende App-Ökonomie“, ergänzt Kerkau. „Nur Android ist derzeit in der Lage, Apple etwas entgegen zu setzen. Windows tut sich nach wie vor schwer, Synergien aus seiner Vormachtstellung im PC-Markt in der mobilen Welt zu nutzen.“

Bei der Nutzungshäufigkeit ist nach dem Telefonieren immer noch die SMS am wichtigsten. Aber schon am zweithäufigsten ist für die befragten User das browserseitige Surfen im Internet. Es folgen Adress- und Terminverwaltung, das Bearbeiten von E-Mails, die Nutzung sozialer Netzwerke und Nachrichten-Apps. Die am häufigsten genutzten Apps sind Social-Media-Apps, gefolgt von Nachrichten- und Spiele-Apps. Auf Platz eins der Lieblings-Apps der in der Studie befragten Nutzer liegt eindeutig die Facebook-App vor der Messenger-App „WhatsApp“ und der Sport-App des Kickers.

84 Prozent der Apple-iOS-User gaben für den App-Store positive Bewertungen ab. Beim Zweitplatzierten Android (Android-Market) sind es 71 Prozent. beim Drittplatzierten Symbian (OVI Store) 44 Prozent. Folgerichtig klingelt die App-Kasse bei Apple auch häufiger als bei anderen Anbietern. Insgesamt geben 37 Prozent der Befragten Geld für Apps und andere digitale Inhalte auf ihrem Smartphone aus. Bei den Apple-Kunden sind das mit 60 Prozent besonders viele, bei den anderen Anbietern kauft nur etwa ein Drittel. Im Durchschnitt zahlen die Kunden im Monat dafür zwölf Euro. „Am zahlungsfreudigsten zeigten sich in der Studie die RIM-Blackberry-Kunden sowie Motorola- und Samsung-Kunden“, konstatiert hierzu Goldmedia.

Werbung wird ignoriert

Die Wahrnehmung von Werbeeinblendungen im mobilen Internet ist bislang eher gering. Nur etwa die Hälfte der befragten Nutzer hat angegeben, diese Werbung überhaupt bemerkt zu haben. Davon sind immerhin mehr als zwei Drittel noch keinem einzigen Werbelink gefolgt. Lediglich sieben Prozent der Nutzer haben bislang eine Anzeige willentlich besucht.

Für die Studie „Mobile Monitor 2011“ wurden im Mai 2011 mehr als 1000 Smartphone-Besitzer befragt. 29 Prozent der Befragten haben ein iPhone, 21 Prozent ein Smartphone von Samsung, 19 Prozent ein Gerät von Nokia. Dahinter folgen mit 13 Prozent HTC und mit sieben Prozent Blackberry.