Bearingpoint-Studie

Shared Services Center spart 30 Prozent

10.05.2010 von Christiane Pütter
Eine Anwender-Umfrage von Bearingpoint benennt die Probleme, Vorteile und Trends bei Shared Services Centern (SSC). Weil Unternehmensmitarbeiter als interne Kunden zunehmend für das SSC zahlen, gewinnen Qualität, Risiko- und Service-Level-Management an Bedeutung.

Die Nutzung von Shared Services Centers (SSC) scheint sich für europäische Unternehmen zu lohnen. Das legt zumindest eine Studie des Beraters Bearingpoint nahe. Demnach erzielt gut jeder vierte SSC-Kunde Kosteneinsparungen von mehr als 30 Prozent. Gut jeder Zweite beziffert die Ersparnis auf 21 bis 30 Prozent. Meist arbeiten die Unternehmen seit mindestens drei Jahren mit SSCs. Bearingpoint definiert solche Zentren als interne Bereiche, die prozessorientierte Dienstleistungen bündeln, konzentrieren und in Unternehmen zur Verfügung stellen.

Bearingpoint hat mit Entscheidern aus 138 Banken und Versicherungen gesprochen. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) gibt an, er habe seine finanziellen Ziele erfüllt. 17 Prozent haben sie sogar übertroffen. Andererseits geben jedoch 28 Prozent an, die finanziellen Ziele nicht erreicht zu haben.

Wo die Ziele verfehlt wurden, fragten die Analysten nach den Gründen. Hier kommt die IT ins Spiel, denn die Befragten berichten von Schwierigkeiten bei der Harmonisierung von IT und Prozessen. Außerdem bemängeln sie die Qualität der SSC-Belegschaft, Hindernisse aufgrund der Gesetzeslage am Standort des Zentrums oder allgemein Probleme bei der Überleitung von Aufgaben ans SSC.

Gleichzeitig gilt die IT bei den zufriedenen SSC-Nutzern als Pluspunkt. 62 Prozent geben an, auf diesem Feld hohe Benefits realisiert zu haben. 53 Prozent lassen das für den Bereich Real Estate und Facility Management gelten, 52 Prozent für die Beschaffung. Jeder dritte hat mit SSCs im Personalwesen hohe Ergebnisse erzielt, 19 Prozent zusätzlich im Marketing.

In Sachen Qualitätsverbesserung halten 96 Prozent dem SSC zu gute, Methoden und Abläufe zu standardisieren. 87 Prozent geben an, die Mitarbeiter hätten durch das SSC mehr Zeit für komplexe Aufgaben.

In 46 Prozent der Fälle nutzt das gesamte Unternehmen das SSC. Bei knapp jedem dritten Befragten (32 Prozent) sind es nur einzelne Firmenbereiche. Eine Minderheit von 22 Prozent arbeitet mit SSCs, die auch Dritte bedienen.

Derzeit kooperiert knapp die Hälfte der Studienteilnehmer (47 Prozent) mit SSCs im eigenen Land. 23 Prozent haben sich ein Zentrum in Osteuropa gesucht. Das dürfte sich verlagern: 35 Prozent geben an, künftig mit osteuropäischen Dienstleistern arbeiten zu wollen. Asien (ausgenommen Indien) kommt auf derzeit 16 Prozent, ein Anteil, der sich nach den Plänen der Befragten zukünftig auf 21 Prozent steigern könnte. Indien liegt derzeit bei fünf Prozent. Neun Prozent geben an, sich dort ein SSC suchen zu wollen.

Qualifikation der SSC-Mitarbeiter am wichtigsten

Die Analysten wollten wissen, welche Kriterien die Studienteilnehmer bei der Wahl eines SSC anlegen. Ganz weit oben steht die Qualifikation der Mitarbeiter (92 Prozent der Nennungen). Es folgen Sprache (79 Prozent), der Schutz von Daten und geistigem Eigentum (77 Prozent) und Planungssicherheit bei den Kosten (75 Prozent). Mit 69 Prozent zählt auch die IT-Infrastruktur zu den fünf wichtigsten Punkten.

Jens Raschke, Partner bei Bearingpoint, zieht ein positives Fazit aus der Befragung. "Der Shared-Services-Ansatz hat sich in der Branche behauptet und wird zunehmend Anwendung finden", sagt er.

Raschke stellt folgende Prognosen:

Mehrwert für den internen Kunden

Bearingpoint hat für die Analyse "Shared services industry specifics and trends in the european FS market" gemeinsam mit dem Forschungsinstitut E-Lab (Universität Frankfurt und TU Darmstadt) 138 Entscheider aus Banken und Versicherungen befragt. Die Studienteilnehmer kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Frankreich, Spanien, Großbritannien, den Benelux-Ländern und Skandinavien.