Akzeptanz biometrischer Technologien steigt

Sicherheit ist wichtiger als Datenschutz

14.09.2006 von Tanja Wolff
84 Prozent der Europäer wären bereit, sich bei Auslandsreisen Fingerabdrücke abnehmen oder einen Netzhaut-Scan durchführen zu lassen. In Deutschland befürworten mit 80 Prozent fast genauso viele die biometrischen Sicherheitsvorkehrungen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Marktforschungsinstituts Vanson Bourne.

Darüber hinaus meinen 88 Prozent der Befragten, dass biometrische Technologien das Risiko eines Identitätsdiebstahls erheblich mindern. 85 Prozent sind sogar überzeugt, dass damit Betrugsversuche im Finanzbereich reduziert werden können.

Die Untersuchung zeigt, dass die Akzeptanz biometrischer Lösungen, beispielsweise eine Netzhaut- oder Fingerabdruckprüfung, zur Identifikation bei der Kontonutzung oder anderen Finanzprodukten bei den befragten Europäern überraschend hoch ist. So halten 84 Prozent eine Kreditkarte mit Fingerabdruck für sicherer als die gängigen Chipkarten mit PIN.

Obwohl die Finanzdienstleitungsbranche mit dem Einsatz von Chipkarten mit PIN große Fortschritte bei der Betrugsprävention gemacht hat, herrscht nach wie vor Angst vor betrügerischen Applikationen und dem Diebstahl sensibler Konteninformationen. Viele Verbraucher trauen den Sicherheitsmaßnahmen ihrer Banken nicht.

Laut der Analyse würden 57 Prozent der Umfrageteilnehmer ihren Finanzservice-Anbieter wechseln, wenn sie dazu nur eine biometrische Karte zur Identifizierung benötigen würden und keine Formulare oder Papiere ausfüllen müssten. In Deutschland erklärten sich sogar fast zwei Drittel dazu bereit.

Die Ergebnisse lassen anstehende Veränderungen bei den eingesetzten Technologien in der Finanzbranche und im Einzelhandel erahnen. Sie zeigen, dass Komfort und Sicherheit bei der Abwicklung von Finanztransaktionen für viele Europäer wichtiger sind als vermeintliche Datenschutzprobleme.

Erfolgreiche Pilotprojekte

Der Studie zufolge werden biometrische Technologien in Europa immer stärker akzeptiert. Die Verbraucher sind inzwischen von der Genauigkeit und der Zuverlässigkeit der Lösungen überzeugt und sehen für ihren Alltag deutliche Vorteile. Im Besonderen bei Auslandsreisen oder beim Kontakt zu öffentlichen Behörden. Erfolgreiche Pilotprojekte und erste Installationen biometrischer Anwendungen haben zu diesem Meinungsumschwung geführt.

Die Trendwende vollzieht sich in ganz Europa. 71 Prozent der Umfrageteilnehmer würden sich beispielsweise durch die Verwendung eines Ausweises mit Fingerabdruck sicherer fühlen.

Laut der Untersuchung hat vor allem der Fingerabdruck eine hohe Glaubwürdigkeit. 87 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass er zur Identitätsbezeugung sicherer als die handschriftliche Signatur ist. Dementsprechend halten 85 Prozent der Deutschen eine Kreditkarte, die mit Fingerabdruck genutzt wird für sicherer, als Karten, die mit Chip oder PIN bedient werden. Mehr als drei Viertel der Deutschen glauben, dass Kartenmissbrauch durch eine Kombination von Fingerabdruck und Personalausweis verringert werden könnte.

Regionale Unterschiede

Die Studie hat herausgefunden, dass es bezüglich der Biometrie zu Unterschieden in den Ländern kommt. Beispielsweise führt Frankreich mit mehr als 92 Prozent bei der Akzeptanz der biometrischen Datenerfassung für Reisen. Im Vergleich dazu sehen nur 67 Prozent der Tschechen die neue Technologie als vorteilhaft an. Bei der Bezahlung von Waren und Dienstleistungen im Ausland setzt sich Portugal mit 85 Prozent eindeutig an die Spitze.

Die Verbraucher nehmen die Integration biometrischer Lösungen in Transportinfrastrukturen und Identifikationssystemen für Finanzdienstleistungen gut an, so die Analyse. Bei der Wahl der Technologien sollten jedoch die lokalen Gegebenheiten sowie der sozio-ökonomischen Entwicklungen berücksichtigt werden. Eine einheitliche Lösung für ganz Europa kann es daher nicht geben.

Für die "E-Identity-Studie" befragte Vanson Bourne im Auftrag des IT-Dienstleisters Logica CMG jeweils 500 Einwohner in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Spanien, Portugal und Tschechien.