Ratgeber Online-Backup

So sichern Sie Daten im Internet

11.11.2010 von Benjamin Schischka
Sparen Sie sich die externe Festplatte. Ihre Daten sichern Sie im Internet kostenlos. Wir nehmen vier Backup-Dienste unter die Lupe - und verraten, wie Sie diese Daten online schützen.

Warum Online-Backup?
Die Datensicherung im Internet macht externe Datenträger überflüssig. Wer seine Backups bislang auf CD oder DVD gebrannt hat, spart sich jetzt das Geld. Der Internet-Speicher entlastet außerdem die Festplatte – das freut vor allem Notebook- und Netbook-Nutzer mit wenig Platz. Alle der folgenden Dienste sind kostenlos – zumindest in einer abgespeckten Variante. Online-Backups verdanken ihre Popularität nicht zuletzt der weltweiten Verfügbarkeit.

So schützen Sie Ihre Daten
Das Übertragen von persönlichen Daten auf fremde Server ist eine Vertrauensfrage. Bedenken Sie, dass Server im Ausland oft weniger strengen Gesetzen unterworfen sind, als sie es nach deutschem Recht wären. Unklar ist auch, was nach der Anbieter-Pleite mit Ihren Daten geschieht. Lassen Sie empfindliche Daten lieber auf Ihrem Rechner. Wer auf Nummer sicher gehen will, verschlüsselt die Daten vor dem Upload, etwa mit der Freeware Truecrypt.

Unkomplizierter Zwerg: MyDrive

MyDrive: 1 GB klein, aber durchdacht.

Das bietet MyDrive
Kostenlos gibt's bei MyDrive 2 GB. Wer mehr braucht, kauft Speicher über "Mehr Speicherplatz" dazu. Jedes Extra-GB kostet 60 Cent im Monat. Ab 5 GB sparen Sie 30 Cent, 10 GB kosten 4,80 Euro und 50 GB 21,60 Euro. Der Dienst verschlüsselt Ihre Daten beim Transfer per SSL. Auf dem Server liegen die Backups aber unverschlüsselt. Ebenfalls an Bord: Mehrfachupload und das Hochladen ganzer Ordner.

So nutzen Sie MyDrive
Nach der Anmeldung beim schweizer MyDrive erhalten Sie eine E-Mail mit Freischalt-Link. Beim Log-in aktivieren Sie sicherheitshalber die SSL-Verschlüsselung im Feld darunter. Über "Neuen Ordner" erstellen Sie neue Ordner, etwa "Urlaubsbilder" oder "Dokumente". Beim Daten-Upload unter "Dateien uploaden" haben Sie drei Möglichkeiten: Java-Upload, Flash-Upload, Standard-Upload. Der Vorteil von Flash und Java ist das gleichzeitige Hochladen mehrerer Dateien. Bei Java dürfen Sie sogar mehrere Ordner simultan uploaden.

Tipp: Wenn Sie keinen Newsletter wollen, entfernen Sie das entsprechende Häkchen unter "Konto bearbeiten".

Optional: So geben Sie Daten frei
Wenn Sie einen "Gastzugang einrichten" teilen Sie ausgewählte Daten und Ordner mit allen, denen Sie das Gast-Passwort geben. Gäste loggen sich unter Ihrem Namen und mit dem Gast-Passwort ein. Per Ampelfarben-Punkt neben den Ordnern bestimmten Sie die Zugriffsrechte der Gäste: Rot macht die Datei für Gäste unsichtbar, Gelb gestattet den Lesezugriff und Grün auch den Schreibzugriff.

Unsere Einschätzung
Auf der übersichtlichen Seite findet man sich schnell zurecht. Die einfache deutschsprachige Bedienung und die starke Upload-Funktion machen MyDrive zu einer Empfehlung für Gelegenheits-Backupper. Profis stoßen schnell an die 1-GB-Grenze und ärgern sich über vergleichsweise hohe Preise für Zusatz-GB.

Riese mit Einschränkungen: Windows Live Skydrive

Windows Live Skydrive: 25 GB groß, aber unhandlich.

Das bietet Windows Live Skydrive
Gratis gibt's beim Microsoft-Dienst 25 GB. Wer mehr braucht, kann diese aber nicht erweitern. Skydrive schützt den Datentransfer in nicht-öffentliche Ordner mit SSL. Hobby-Fotografen freuen sich, die Größe von Bildern beim Upload verändern zu können (600 oder 1600 Pixel). Die Schattenseiten der Online-Festplatte: Mehr als fünf Dateien gleichzeitig können Sie nicht hochladen und komplette Ordner schiebt Skydrive ebenfalls nicht auf den Web-Speicher. Am heftigsten ist die Upload-Beschränkung auf Häppchen zu je maximal 50 MB. Tipp: Wir zeigen, wie Sie mit der Freeware 7-Zip große Dateien aufsplitten.

So nutzen Sie Windows Live Skydrive
Für den Microsoft-Dienst "Windows Live Skydrive" brauchen Sie eine Windows-Live-ID. Nach einer Bestätigungs-Mail loggen Sie sich unter http://skydrive.live.com/ ein. Auf der Startseite befinden sich bereits vier Ordner: "Dokumente" und "Öffentlich" für Dateien, "Favoriten" und "Freigegebene Favoriten" für Bookmarks. Nicht freigegebene Dateien kennzeichnet Skydrive mit einem Vorhängeschloss, die Weltkugel symbolisiert öffentlich zugängliche Dateien. Über "Ordner erstellen" erschaffen Sie eigene Ordner. Dateien laden Sie über "Dateien hinzufügen" hoch.

Optional: So geben Sie Daten frei
Beim Ordnererstellen bestimmen Sie in einem Dropdown-Menü die Freigabe: "Nur ich" für private Daten und "Jeder (öffentlich)" für die ganze Welt. "Mein Netzwerk" bezeichnet eine in Windows Live erstellte Kontaktliste. Über "Personen auswählen…" gestatten Sie einzelnen Personen den Zugriff, etwa über ihre Mail-Adresse.

Unsere Einschätzung
Bei Microsoft gibt es viel Platz, aber auch ein 50-MB-Limit, keinen Ordner-Upload und nur maximal fünf Dateien gleichzeitg beim Hochladen. Wer damit leben kann, freut sich über die gelungene Anzeigefunktion (Symbole, Details, Miniaturansicht), Sortierfunktion und Diashow für Bilder. Seine volle Stärke spielt Skydrive erst in Verbindung mit anderen Windows-Live-Diensten aus. So können Sie beispielsweise Ihren Hotmail-Kontakten Skydrive-Ordner freigeben.

Clever & komfortabel: Dropbox

Dropbox: 2-5 GB Speicher und innovativ.

Das bietet Dropbox
In der Free-Version bekommen Sie kostenlos 2 GB Online-Speicher, für 9,99 Dollar monatlich (oder 99 Dollar jährlich) erhalten Sie 50 GB. Dropbox überträgt Ihre Daten mit SSL und verschlüsselt sie mit 256 Bit auf dem Server. Selbst Dropbox-Mitarbeiter haben, eigenen Aussagen zufolge, keinen Zugriff auf Ihre Daten. Wer will, installiert das kostenlose Dropbox-Tool und erhält damit Schnellzugriff auf den Speicher, automatische Datei-Synchronisation und Backup per Drag & Drop. Auch ohne Software können Sie die Speicher-History als RSS-Feed abbonieren oder Ordner als Zip-Datei herunterladen.

Tipp: Für jeden Freund oder Bekannten, den Sie über "Invite friends to Dropbox" werben, erhalten Sie 250 MB Extra-Speicher. Die gibt es auch für den Geworbenen. Mehr als 3 GB können Sie auf diese Weise aber nicht kostenlos nachrüsten.

So nutzen Sie Dropbox
Einen neuen Account erstellen Sie entweder mit der Dropbox-Software oder über die Dropbox-Seite. Das Dropbox-Tool erstellt einen Ordner namens "My Dropbox" – standardmäßig in den Eigenen Dateien. Per Drag & Drop verschieben Sie zu sichernde Dateien dorthin und das Tool lädt sie automatisch auf den Online-Speicher. Eine Besonderheit der Software ist die automatische Synchronisation aller Dropboxen Ihres Accounts. Beispielsweise halten Sie Daten auf Laptop und Desktop-Rechner synchron, indem Sie das Tool dort jeweils installiert haben.

Schnellen Zugriff zur Dropbox erhalten Sie über einen Doppelklick auf das Tray-Icon oder per Rechtsklick und "Open My Dropbox". Wenn Sie stattdessen "Web Interface" wählen, gelangen Sie zur Browser-Ansicht, auf die Sie über www.getdropbox.com weltweit Zugriff haben. Hier sehen Sie in den "Recent Events", was auf Ihrem Account bislang passiert ist. Diese History können Sie auch als RSS-Feed abbonieren. Über "My Dropbox" laden Sie Dateien im Browser hoch, oder laden Sie herunter – Ordner auch als Zip-Datei.

Optional: So geben Sie Daten frei
Alles, was Sie in den Unterordner "Public" verschieben, ist frei online verfügbar. Klicken Sie mit Rechts auf eine Datei im Ordner "Public" und wählen Sie "Dropbox, Copy public link" – Sie erhalten einen Weblink, der jedem den Lesezugriff online erlaubt. Im Browser wechseln Sie in das Verzeichnis "My Dropbox, Public" und wählen die gleichnamige Funktion per Drop-down-Menü.

Unsere Einschätzung
2 GB sind nicht sehr viel. Dass Sie Freunde für mehr Speicher werben können, ist aber ein netter Einfall. Eine Empfehlung ist Dropbox schon allein aufgrund des innovativen Tools, das den Online-Speicher in Windows einbindet und automatisch Daten mehrerer Rechner synchronisiert. Doch selbst ohne Software sind Verschlüsselung auf dem Server und RSS-Feed der Speicher-History gewichtige Argumente, die für Dropbox sprechen. Wer 50 GB Speicher will, bezahlt einen vergleichsweise fairen Preis.

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Unverschlüsselter Gigant: ADrive

ADrive ist 50 GB riesig, aber in der Gratis-Version unsicher.

Das bietet ADrive
Mit kostenlosen 50 GB gehört ADrive zu den größten Web-Platten. Die kostenpflichtigen Varianten starten mit rund 7 Dollar monatlich und enden mit 1 TB. Ihnen vorbehalten sind etwa SSL-Verschlüsselung und Desktop-Tool. In der Gratis-Version "Basic - Free" müssen Sie komplett auf Verschlüsselung verzichten. Wer will, testet die Kaufversionen 14 Tage kostenlos. Besonderheiten aller Versionen: Hotkeys und Upload von anderen Internet-Seiten.

So nutzen Sie ADrive
Bei der Anmeldung bei ADrive wählen Sie unter "Please Select Your Plan:" die gewünschte Variante. Am Ende der Registrierung stimmen Sie den Geschäftsbedingungen im unteren Kästchen zu. Wer keine E-Mails von ADrive erhalten will, aktiviert auch das Kästchen darüber. Folgen Sie dem Link der Bestätigungsmail, um sich einzuloggen. Neue Ordner erstellen Sie mit "Create Directory" unten. Der Daten-Upload erfolgt über die Java-Anwendung "Upload Files/Directories" oben rechts; Adrive kann auch komplette Ordner hochladen. Zurück auf den Rechner holen Sie Daten mit dem "Downloader" links daneben. "Move To" verschiebt Dateien, "Copy To" kopiert sie und dank der Suchfunktion unten rechts finden Sie sich auch in großen Ordnern zurecht. Übrigens bietet ADrive auch Hotkeys – welche zeigt ein Mouseover über die Buttons.

Tipp: Eine Besonderheit ist "Transfer Remote File". Fügen Sie hier den Link einer Datei ein, die ADrive auf Ihren Online-Speicher laden soll. Sogar Nutzername und Passwort können Sie hier eingeben, wenn die Datei entsprechend geschützt ist. Angeblich speichert ADrive die Informationen nicht, wichtige Daten sollten Sie dennoch für sich behalten.

So geben Sie Daten frei
Der Button "Share" unten verschiebt ausgewählte Daten in den Ordner "My Shared Files". Mit einem Rechtsklick zeigt ADrive Ihnen die URL, unter der die Datei ab sofort öffentlich einsehbar ist. Diese schicken Sie Freunden und Bekannten als E-Mail mittels "E-Mail A Friend" oder heben den öffentlichen Status mit "Unshare" auf.

Unsere Einschätzung
ADrive ist riesig, die fehlende Verschlüsselung schmerzt aber. Hier sollten Sie unbedingt unsere Datenschutz-Tipps der ersten Seite beherzigen. Die Hotkey-Funktion und der Upload von Daten anderer Seiten machen ADrive vor allem für Profis interessant. Die Preise für mehr Speicher sind relativ günstig.

Fazit und Tabelle

Vertrauen Sie nicht jedem Online-Backup-Dienst.

Klein, aber fein: 1 bis 5 GB
Wenn Sie nur wenige oder vor allem kleine Daten sichern wollen, ist MyDrive eine gute Wahl. Mit dem schweizer Standort suggeriert das Unternehmen gezielt Daten-Sicherheit. Inwieweit Sie dem Versprechen vertrauen, liegt jedoch bei Ihnen – immerhin bietet MyDrive SSL-Verschlüsselung für den Datentransfer. Zumindest 1 GB mehr gibt es bei Dropbox, wenn Sie fleißig Freunde einladen, sogar bis zu 4 GB mehr. Unschlagbar ist Dropbox dank Tool bei Synchronisation und Komfort. Weiteres Plus ist die Verschlüsselung nicht nur beim Transfer, sondern auch auf dem Server.

Groß, aber mit Mängeln: 25 bis 50 GB
Wer sich nicht mit einer Hand voll GB zufrieden gibt und kein Geld ausgeben will, nutzt Windows Live Skydrive oder ADrive. Vorteil von ersterem ist eine vermutlich langfristige Verfügbarkeit aufgrund der Marke Microsoft, Nachteil sind einige Einschränkungen, wie die 50 MB pro Transfer. ADrive ist der größte Anbieter in unserem Vergleich. Dem sonst runden Angebot fehlt in der kostenlosen Version leider als einziges eine Verschlüsselung.

Dienst

Gratis-
Speicher

Maximale
Dateigröße

Verschlüsselung

Ordner-
Upload

ADrive

50 GB

2 GB

nur in Bezahl-Version

ja

Dropbox

2 bis 5 GB

-

Transfer: SSL,
Server: AES 256 Bit

ja

MyDrive

1 GB

2 GB

Transfer: SSL

ja

Windows Live Skydrive

25 GB

50 MB

Transfer: SSL

nein