5 Tipps von Franklin Covey

So werden Manager produktiv und zufrieden

29.01.2020 von Christiane Pütter
Außergewöhnlich hohe Produktivität verspricht der Berater Franklin Covey mit fünf Tipps. Die sollen nicht nur die Arbeitsleistung verbessern, sondern auch die persönliche Zufriedenheit von Managern.
  • Was dringlich erscheint, ist nicht unbedingt auch wichtig
  • Die menschliche Energie hängt von fünf Faktoren ab: Bewegung, Ernährung, Schlaf, Entspannung und soziale Nähe
  • Das Bewusstsein für diese Thematik – die Bedingungen für qualitativ bessere Arbeit – wächst
Christine Kaunzner ist Senior Client Partner bei Franklin Covey. Ihr Appell: Ausgleichssport wie etwa Joggen soll der Entspannung dienen, nicht zusätzlichem Leistungsdruck.
Foto: FranklinCovey

Alles auf orange. Buchcover, Innenseiten, Lesebändchen - wer Franklin Coveys "Die fünf Entscheidungen" zur Hand nimmt, dem leuchtet diese Farbe entgegen. Sicher kein Zufall, denn laut Psychologen steht orange für Aktivität, Geselligkeit, Kommunikation und Kreativität. Und die Consultants betonen, in dem Ratgeber nicht nur Management-Wissen zu vermitteln, sondern auch neurologische Erkenntnisse über das menschliche Gehirn.

"Außergewöhnliche Produktivität" verspricht Franklin Coveys neues Werk. Wie Christine Kaunzner, Senior Client Partner, gegenüber unserem Magazin erklärt, geht es dabei nicht um Produktivität im engen Sinne quantitativer Maßstäbe. Sondern um die qualitative Verbesserung der eigenen Leistung - in Bezug auf die Arbeit wie auch auf die persönliche Zufriedenheit.

Stichwort persönliche Zufriedenheit: Das Franklin Covey-Team hat rund um die Arbeit an diesem Buch mit Fachärzten gesprochen. Zu diesen kommen nicht selten stressgeplagte Manager, die sich selbst eine psychische Störung zuschreiben. Mancher Mediziner muss da ein wenig schmunzeln. Die Leute hätten keine Diagnose. Sie lebten nur in einer sich digitalisierenden Arbeitswelt mit einem Information Overload an Nachrichten, Terminen, Geschehnissen, Projekten - bei ständiger Erreichbarkeit. Wer da Stress verspüre, Wut, Überforderung und Erschöpfung, der sei nicht krank.

Franklin Covey nun will Abhilfe schaffen. Und stellt zunächst einmal diese fünf Regeln auf:

1. Machen Sie das Wichtigste. Reagieren Sie nicht auf das Dringliche. Die Consultants definieren dringlich als etwas, das sich "anfühlt, als dulde es keinen Aufschub" - unabhängig davon, ob es sich in Ergebnissen widerspiegelt. Wichtig ist alles, was schwerwiegende Konsequenzen für die Ergebnisse hätte, wenn es nicht erledigt würde.

2. Werden Sie außergewöhnlich. Geben Sie sich nicht mit Mittelmaß zufrieden. Franklin Covey legt dieser Regel das Konzept der Rollen zugrunde. Konkret: Jemand ist nicht nur Informatiker, sondern auch Ehemann, ehrenamtlicher Fußballtrainer, Fotograf und anderes. Die Consultants raten zu einer persönlichen Bestandsaufnahme: Wie bewertet man sich selbst in diesen verschiedenen Rollen?

So kann jemand nicht nur Ehemann sein, sondern auch Unterstützer. Nicht nur Fotograf, sondern visueller Künstler. Daraus kann man eigene Rollenleitbilder formulieren: "Als Projektleiter werde ich ein Team aufbauen, das die Grenzen des Möglichen erweitert, in dem ich nach Punkten suche, an denen klare Prozesse und bessere Technologien die Kreativität unseres Teams entfesseln können, damit wir unseren Kunden überzeugendere Arbeit liefern können."

3. Planen Sie die großen Steine.

Sortieren Sie nicht die kleinen. Die knappste Ressource ist die menschliche Aufmerksamkeit, wissen Thomas Davenport und John C. Beck. Sie schreiben: "Das Wissen darum, wie Aufmerksamkeit funktioniert und wie man sie lenkt, ist heute die wichtigste Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg."

Große Steine sind Dinge, die auf jeden Fall erledigt werden müssen. Da Franklin Covey ja den Blick auf den ganzen Menschen verspricht, zählen die Consultants Dienstliches wie das Teambudget und die Projektbilanz ebenso dazu wie Privates, etwa das Fahrradfahren mit dem Sohn. Kleine Steine sind unnötige Unterbrechungen, unwichtige E-Mails, Statusmeldungen und Ähnliches.

4. Beherrschen Sie die Technologie. Lassen Sie sich nicht von ihr beherrschen. Elektronische "Helfer" können die Arbeitslast steigern, statt sie zu verringern. Franklin Covey rät, alle einströmenden Informationen in vier Kategorien einzuteilen: Termine, Aufgaben, Kontakte und Notizen/Dokumente. Wer nach wie vor gerne Dinge aufschreibt, sollte alles in einem Büchlein festhalten statt auf unzähligen losen Zetteln. Die Regel lautet hier "Alles an einem Ort!" Wer sich lieber digital sortiert, hält sich an die Regel: "Alles ist von überall erreichbar", das heißt: Die Informationen liegen in der Cloud, wo man von jedem Ort mit Internetverbindung aus auf sie zugreifen kann.

Muße lässt sich üben
Das Nichtstun
Schreiben Sie in Ihren Terminkalender ab und zu als Aufgabe „nichts“. Verabreden Sie sich nicht, gönnen Sie sich Mußestunden.
Anselm Bilgri
Manchmal bleibt selbst gestressten Führungskräften Zeit um zu entspannen. Doch das lockere Leben will gelernt sein. Wir helfen Ihnen dabei mit Praxistipps von Anselm Bilgri.
Die Pause
Zen@work: Wenn es hektisch wird im Büro, einfach den Rechner fünf oder zehn Minuten herunterfahren, aus dem Fenster sehen und eine Pause einlegen.
Der Schlaf
Gönnen Sie sich ausreichend Schlaf, es ist die natürlichste Form der Erholung.
Die Zeit
Nützen Sie ungeplante Wartezeiten, indem Sie sie als gewonnene, geschenkte Zeit erleben und genießen.
Die Konzentration auf anderes
Lesen Sie ein Gedicht. Vertiefen Sie sich in die Szenerie, die darin in verdichteter Form zum Ausdruck kommt.
Die Faulheit
Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie gelegentlich nur faul sein wollen. Wenn es Ihnen schwer fällt, dann machen Sie die Probe aufs Exempel: Wie oft täuschen Sie Beschäftigtsein nur vor? Quelle: Anselm Bilgri: „ Vom Glück der Muße“

5. Bewahren Sie Ihr Feuer. Brennen Sie nicht aus. Bei diesem Punkt bezieht sich Franklin Covey auf das Zusammenspiel von Körper, Geist und Psyche. Die menschliche Energie hänge von fünf Faktoren ab: Bewegung, Ernährung, Schlaf, Entspannung und sozialer Nähe. Sie empfehlen daher regelmäßigen Sport. Dazu John Ratey von der Harvard Medical School: "Ich kenne 93-Jährige, deren Gehirn sich verändert, wenn sie mit Sport beginnen."

Stichwort Entspannung: Die Consultants betonen, dass es viele Wege gibt, sich zu erholen, vom Spaziergang über den Kneipenbesuch mit dem besten Freund bis zu Gartenarbeit. Mancher tankt auf, wenn er sich ehrenamtlich in einem Verein engagiert, ein anderer, wenn er still für sich ein Buch liest. Wichtig sei, eine Erholungsstrategie zu entwickeln und sie auch umzusetzen.

Franklin Covey-Managerin Kaunzner beobachtet, dass das Bewusstsein für diese Thematik - die Bedingungen für qualitativ bessere Arbeit - wächst. Zumindest große Konzerne verstünden, dass Entscheider, die sich selbst und ihre Energie gut managen, klügere Entscheidungen treffen. Schon weil große Unternehmen auf die Innovationsfähigkeit ihrer Köpfe angewiesen sind, haben sie ein Eigeninteresse an diesem Thema. Beim Mittelstand sieht Kaunzner dagegen noch einigen Nachholbedarf.

Wichtig ist ihr, dass die Tipps rund um das "Auftanken" dem Privatleben dienen - und nicht irgendeinem Wettbewerb. Kaunzner, früher selbst Triathlon-Läuferin, warnt vor Ehrgeiz und Leistungsdruck etwa beim Joggen. Sie betont: "Es geht hier wirklich um das Gespür für den Körper!"