Hohe Erwartungen an Kostensenkungen

SOA: Amerikaner optimistischer als Europäer

21.11.2006 von Christiane Pütter
Mehr als jedes zweite SOA-Budget liegt höher als eine Million US-Dollar und die Projekte werden immer langfristiger angelegt - SOA ist erwachsen geworden. Dieses Loblied stimmen die Analysten von GCR Custom Research an, und zwar in einer Studie, bei der im Auftrag des Anbieters BEA Systems 150 Unternehmen befragt wurden, die bereits mit SOA arbeiten.

Die Erwartungen sind hoch: Laut dieser Studie denken drei von vier Befragten, die IT-Kosten innerhalb des ersten Jahres nach der Migration um rund 20 Prozent senken zu können. Zum Vergleich: Die Analysten von Aberdeen halten elf Prozent für realistisch.

Bei einem detaillierten Blick auf die einzelnen Bereiche zeigen sich US-Amerikaner deutlich optimistischer als Europäer: Bei Instandhaltung und Entwicklung rechnen sie mit Einsparungen von jeweils 31 Prozent, während ihre Kollegen aus Europa nur dreizehn beziehungsweise sieben Prozent erwarten. Für die Integration glauben Amerikaner, die Budgets um 28 Prozent entlasten zu können, Europäer um zwölf Prozent.

Amerikaner haben Flexibilität im Blick, Europäer das Sparschwein

Mentalitätsunterschiede prägen auch den Grund für das Implementieren von SOA: Während US-Amerikaner auf mehr Flexibilität für IT und Geschäft setzen, wollen europäische Firmen vor allem Geld sparen.

Die Analysten haben erfragt, welche Auswirkungen den service-orientieren Architekturen über diese Ziele hinaus zugeschrieben werden. Demnach hegen knapp zwei Drittel (65 Prozent) aller Befragten die Erwartung, der Kundenservice des Unternehmens werde sich verbessern. Mehr als jeder Zweite will schneller auf den Markt reagieren können (56 Prozent) und erhofft sich mehr Daten-Transparenz (53 Prozent).

Dennoch: Auch die überzeugte SOA-Lobby weiß von Schwierigkeiten zu berichten. So haben vier von zehn Befragten Probleme, SOA-Projekte durchzusetzen.

Offenbar ist nicht jeder Entscheidungsträger im Unternehmen vom Kostensenkungspotenzial von SOA überzeugt: Als größter Stolperstein gilt das mangelnde Vertrauen in den finanziellen Erfolg der Projekte. Gleichzeitig gibt aber rund jeder dritte Befragte (34 Prozent) zu, am Aufbau eines SOA-Cases gescheitert zu sein.

Außerdem scheint es mit der von SOA versprochenen Wiederverwendung noch nicht ganz zu klappen. Zwar gibt die große Mehrheit von 85 Prozent der Studienteilnehmer an, der Wiedergebrauch sei ein Faktor, an dem der Erfolg von SOA gemessen wird. Immerhin erwarten drei Viertel der Befragten einen Wiederverwendungs-Grad zwischen elf und 40 Prozent. Sie tun aber nichts dafür: Nur jedes zweite Unternehmen hat ein Bonusprogramm für Wiedergebrauch aufgelegt.

Die SOA-Fans sitzen nicht nur in der Techniker-Ecke

Die Autoren der Studie wollten wissen, wo die größten SOA-Befürworter in den Unternehmen sitzen. Dabei liegen CIOs und CTOs mit 22 beziehungsweise 18 Prozent vorn. CFOs kommen aber auch auf immerhin zwölf Prozent, Line of business Manager auf acht Prozent.

Für Martin Percival, Senior Technology Evangelist bei BEA Systems, werden CIOs und CEOs in Sachen SOA näher zusammenrücken. Percival unterstützt zwar nicht die These vom CIO, der irgendwann zu einer Art Mischwesen aus Informatiker und BWLer mutiert - seiner Meinung nach wird der CIO den Schwerpunkt auf der Informationstechnologie behalten. Er hält es aber für realistisch und auch sinnvoll, interdisziplinäre, multifunktionelle Teams in den Unternehmen zu bilden.

GCR Custom Research hat im Auftrag von BEA Systems mit 150 Entscheidern aus Unternehmen in den USA und Europa gesprochen.