Aberdeen erwartet Wandel zur Service-oriented IT

SOA durch Technik-Angst und mangelndes Wissen gebremst

12.01.2006 von Christiane Pütter
Durch service-orientierte Architekturen (SOA) können die 2.000 weltweit führenden Unternehmen in den kommenden fünf Jahren 53 Milliarden US-Dollar einsparen. Noch aber sehen sich CIOs in Sachen SOA verständnislosen Firmenleitungen und wenig kompetenten Mitarbeitern gegenüber. Das berichtet das Marktforschungsunternehmen Aberdeen in einer Studie.

Hoch ist der Verbreitungsgrad von SOA noch nicht: Erst 16 Prozent der Firmen arbeiten länger als zwei Jahre mit der Technologie, 23 Prozent setzen SOA seit ein bis zwei Jahren ein. Führend sind große Konzerne mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar: Von ihnen arbeitet bereits mehr als jeder Fünfte länger als zwei Jahre mit SOA. 15 Prozent aller Studienteilnehmer gaben an, bisher drei SOA-bezogene Projekte abgeschlossen zu haben.

Die Analysten zeigen sich überzeugt davon, dass SOA die Kosten für das Implementieren von Software mittelfristig erheblich reduzieren kann. Dazu eine Beispielrechnung: Ein Unternehmen mit einem Zehn-Milliarden-Dollar-Jahresumsatz und einem IT-Budget von 300 Millionen könne, auf fünf Jahre im Voraus gerechnet, ein Zehntel der IT-Kosten sparen, wenn SOA in 75 Prozent der Applikationen implementiert wird.

Zwei Faktoren stehen dem bislang im Weg: Zum einen verfügen die IT-Abteilungen noch über wenig praktische Kenntnisse mit SOA. Wer den Bereich nicht outsourct, wird nach Darstellung der Analysten ein eigenes SOA-Kompetenz-Center brauchen. Zum anderen müssen Firmenleitungen von den Vorteilen der Technologie überzeugt werden. 41 Prozent der Befragten erklärten die begrenzte Sichtbarkeit der Vorteile, die service-orientierte Architekturen ihrem Unternehmen bringen können, zur größten Herausforderung. 54 Prozent haben daher kleine Pilot-Projekte gestartet, die den Erfolg demonstrieren sollen.

Den Mangel an IT-Kompetenz, den 34 Prozent der Befragten in ihren Unternehmen sehen, soll eine systematische Planung ausgleichen. Jeder Dritte rechnet mit allgemeinen Schwierigkeiten beim Change-Management, denen mit Aufklärung und Information begegnet werden soll.

Situation von SOA heute vergleichbar mit dem Internet Mitte der 90-er Jahre

Die Autoren der Untersuchung haben die Ziele abgefragt, die mit SOA verbunden sind. Insgesamt will jeder zweite Befragte die neuen Technologien vor allem implementieren, um neue Fähigkeiten und Produkte zu entwickeln. Die Studienteilnehmer, deren Unternehmen wegen ihrer hohen Technik-Affinität als "Best in Class" (BIC) eingestuft werden, nannten diesen Punkt zu 67 Prozent. An zweiter Stelle steht die Nutzung oder Wieder-Nutzung von Applikationen über Internet-Services (57 Prozent der BIC-Befragten, 43 Prozent im Schnitt) vor dem Management der IT-Komplexität (jeweils 43 Prozent der Nennungen).

Die Technik-Affinität zeigt sich auch in der Aufteilung der IT-Budgets: BIC-Firmen geben fast 30 Prozent für Innovationen aus, der Durchschnitt liegt nur bei 18,5 Prozent. Gleichzeitig fließt bei den BIC-Unternehmen nur 12,4 Prozent des IT-Budgets in die Instandhaltung gegenüber 27,3 Prozent im Schnitt.

Die Autoren der Studie wollten wissen, wer sich in den Unternehmen für SOA einsetzt. Der CIO wurde von 40 Prozent genannt, mit einem Prozent weniger folgt der IT-Architekt/IT-Planer. Business Manager machen sich in 14 Prozent der befragten Firmen für SOA stark. Ein eigenes SOA-Kompetenz-Center gibt es nur in zehn Prozent der Firmen.

Weil die Materie so komplex ist und sich auf das ganze Unternehmen auswirkt, sprechen die Analysten von der IT-Abteilung als künftige Service-orientierte IT (SO-IT).

Die Analysten vergleichen die Situation von SOA heute mit der des Internets Mitte der Neunziger Jahre, als erst die Best-in-Class-Unternehmen zögerlich mit der Nutzung begannen. Neben einer Scheu vor neuen Techniken sehen sie das auch in einer Controlling-Mentalität begründet, die bei den IT-Budgets in erster Linie sparen will und damit vor den Investitionen zurück schreckt, die SOA zunächst erforderlich macht.

Für die Studie wurde im November 2005 mit CIOs aus 284 Unternehmen in den USA, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum gesprochen. Knapp ein Drittel der Firmen setzt mehr als eine Milliarde US-Dollar jährlich um, 28 Prozent zwischen 50 Millionen und einer Milliarde und 41 Prozent erwirtschaften bis zu 50 Millionen im Jahr.