Einzelkämpfer kümmern sich um Service-orientierte Architekturen

SOA steckt noch in den Kinderschuhen

07.01.2008 von Nina Gut
Bei SOA stehen die deutschen Unternehmen noch ganz am Anfang. Meist sind es einzelne Mitarbeiter der IT-Abteilung, die Service-orientierte Architekturen vorantreiben. Sie beschäftigen sich oft autodidaktisch mit dem Thema und entwickeln erste Ideen. Fachübergreifende Teams, wie sie der SOA-Gedanke verlangen würde, gibt es dagegen selten oder gar nicht. Das sind die Ergebnisse einer Online-Umfrage des SOA-Experten Evodion.
Die Frage lautete: Beschäftigt sich Ihr Unternehmen bereits mit SOA? Ergebnis: Fast die Hälfte informiert sich erst einmal.

Die Antworten zeigen durchgängig, dass die meisten der befragten Unternehmen noch gar nicht oder nur in ersten kleinen Schritten mit SOA begonnen haben. Fast die Hälfte der Unternehmen befindet sich noch in der Phase der Beobachtung und der Informationsbeschaffung. Es sind vorrangig Einzelpersonen in den IT-Abteilungen, die meisten davon Autodidakten, die sich mit SOA beschäftigen. In 20 Prozent der Unternehmen sind gar keine, in weiteren 30 Prozent nur höchstens drei Mitarbeiter im SOA-Umfeld aktiv. Lediglich ein Fünftel beschäftigt mehr als zehn Mitarbeiter.

So überrascht es auch nicht, dass 30 Prozent der Befragten service-orientierte Architekturen mit Hilfe von Open-Source-Lösungen angehen. Insgesamt favorisieren die Unternehmen mit 49 Prozent einen Best-of-Breed-Ansatz. Nur ein Fünftel (21 Prozent) der Vorhaben wird mit Produkt-Suiten von einem Hersteller umgesetzt. Allerdings gibt es noch keine spektakulären Projekte im gehobenen Mittelstand mit Signalwirkung. Entgegen der von Produktherstellern vertretenen Linie vertrauen viele Firmen auf eine eher pragmatische Einführung. Dabei stützen sie sich auf einen Bottom-Up-Ansatz.

Bei der Mehrheit der Firmen (mehr als 70 Prozent) sind es nur die IT-Abteilungen, die versuchen, SOA voranzutreiben. "Das ist weit vom eigentlichen SOA-Konzept entfernt", sagt Frank Hunold von Evodion. "Das Konzept will gerade die erforderlichen Strukturen schaffen, damit IT, Fachabteilungen und Management gemeinsam eine IT-Strategie entwickeln können."

Aber in nur 15 Prozent der Fälle ist es die Geschäftsführung und in sogar nur fünf Prozent der Fälle sind es die Fachabteilungen, die bei SOA-Vorhaben federführend sind. Gerade in den Fachabteilungen scheint das Thema also noch gar nicht angekommen zu sein.

Bei der Frage nach der SOA-Strategie scheiden sich die Geister: Fast ein Drittel ist für Bottom-Up.

Die Umfrage hat sich auch nach den Schwachstellen bei SOA erkundigt. Hier dominieren drei Antworten: Die Unternehmen glauben vor allem, dass service-orientierte Architekturen bisher zu wenig verbreitet sind und dass es zu wenig Erfahrung in der Praxis gibt. Außerdem sprechen sie von fehlendem Know-How und offenen Fragen beim Life Cycle sowie der Verwaltung der Services.

Mit Hilfe der Umfrage lässt sich auch ein kleiner Blick in die SOA-Zukunft werfen: Auch wenn die Einführung von SOA bei der Mehrzahl der Betriebe noch ganz am Anfang steht, ist mittel- bis langfristig mit einem stark ansteigenden Einsatz zu rechnen. Die Experten gehen davon aus, dass das Thema schon im nächsten Jahr an Fahrt gewinnt. Denn immerhin 42 Prozent der Unternehmen haben mit einem - meist kleinen - SOA-Projekt begonnen, und elf Prozent haben auch schon erste Projektphasen abgeschlossen.

An der Online-Umfrage "Zum Stand der serviceorientierten Architekturen (SOA) in Unternehmen" haben sich 35 Endanwender-Unternehmen beteiligt.