Strategie der TUI InfoTec

Standards für 300 Tochter-Firmen bei TUI

27.05.2008 von Holger Eriksdotter
Der Verkauf der Mehrheitsanteile der IT-Tochter TUI InfoTec an das indische Software-Unternehmen Sonata hat auch zu personellen Veränderungen beim größten europäischen Reiseveranstalter geführt. Die Position des Konzern-CIOs bekleidet seit Anfang letzten Jahres Jim Mann.
Bei TUI steht vor allem die Ablösung der alten Host-Systeme auf der Agenda.
Foto: TUI

Der ehemalige TUI-CIO Heinz Kreuzer, der der TUI InfoTec als CEO vorsteht, ist nach wie vor in allen IT-Entscheidungsgremien der Konzernmutter vertreten und hält die Fäden des operativen Geschäfts in der Hand. Sein Ziel: Ablösung der alten Host-Systeme und eine möglichst weitgehende Standardisierung - soweit das bei den unterschiedlichen nationalen Märkten sinnvoll und möglich ist.

Schon seit einigen Jahren arbeitet TUI InfoTec mit dem indischen IT-Dienstleister Sonata in Projekten zusammen. Mit der Beteiligung der indischen Software-Schmiede will die TUI InfoTec jetzt den deutschen Markt für IT-Services angehen: Mit einer Mischung aus IT-Dienstleistungen, die in Deutschland und Offshore erbracht werden, sollen vor allem mittelständische Unternehmen von den Vorteilen des deutsch-indischen Joint Ventures überzeugt werden.

Dennoch bleibt der Mutterkonzern TUI vorerst der größte Kunde des IT-Dienstleister aus Hannover. Für den InfoTec-CEO Kreuzer steht hier vor allem die Ablösung der alten Host-Systeme auf der Agenda. "Bei einigen Konzerntöchtern laufen noch Systeme, die teilweise mehr als 20 Jahre in Betrieb sind", sagt Kreuzer. Die Migration auf einen einheitlichen Konzernstandard ist aber nicht vorgesehen: "Die nationalen Märkte sind so unterschiedlich, dass ein Standardsystem dem nicht annähernd gerecht wird", erklärt der InfoTec-CEO.

Sicher ist: Die alten Großrechner werden von Unix-Systemen unter den Betriebssystemen AIX oder Solaris abgelöst. Auf der Software-Seite ist die Umstellung ungleich schwieriger. Durch die im vorigen Jahr vollzogene Fusion der Touristiksparte von TUI mit dem britischen Konkurrenten First Choice ist die IT-Landschaft des Konzerns nicht gerade übersichtlicher geworden: Etwa 25 bis 30 unterschiedliche Applikationen sind bei den etwa 300 Konzerntöchtern zurzeit im Einsatz, viele davon Eigenentwicklungen.

Während Kreuzer bei den zentralen ERP-Systemen auf Standards setzt, entziehen sich die spezifischen Anwendungen für das Reisegeschäft einer durchgängigen Vereinheitlichung: "Es geht dabei auch darum, die Balance zwischen sinnvoller Standardisierung und Unterstützung der völlig unterschiedlichen Geschäftsmodelle zu finden. Wenn es uns gelingt, das auf etwa drei bis fünf Systeme zu reduzieren, ist das schon ein riesiger Schritt nach vorn", sagt Kreuzer.

Die mögliche Verschmelzung der Fluggesellschaften Tuifly mit den Lufthansa-Töchtern Germanwings und Eurowings macht ihm vorerst keine Sorgen. Zwar wird er an der Umsetzung der IT-Anforderungen der neuen Billigfluglinie beteiligt sein. "Das wird sicher eine große Aufgabe, aber so weit ist man noch nicht. Erst einmal müssen Details verhandelt werden. Noch sind keine endgültigen Verträge geschlossen, und dann wird noch einige Zeit vergehen, bis die Aufsichtsgremien und die Kartellbehörde zugestimmt haben und alle Voraussetzungen geschaffen sind", weiß Kreuzer, der den Großteil seines Berufslebens in der Reisebranche verbracht hat.

CIO-Videonews: Heinz Kreuzer malt sein Wappentier für die IT. Zum Video