Marktstudie

Starkes Wachstum bei Unified Communications erwartet

11.12.2008 von Oliver Häußler
Der Markt für Unified Communications wächst bis 2010 durchschnittlich um 46 Prozent jährlich, prognostiziert das Marktforschungsinstitut Experton Group. Die Investitionsbereitschaft ist bei großen Unternehmen stärker ausgeprägt. Kosten spielen bei der Kaufentscheidung keine zentrale Rolle, sind aber bei kleineren Unternehmen häufig der Grund gegen UC.
Experton-Analyst Wolfram Funk: "Es gibt einen Bedarf nach Unified Communications, das ist nichts, was sich die Anbieter ausgedacht haben".

Heute ist der Markt für Unified Communications geprägt durch eine "Vielzahl von Pilotprojekten," sagt Wolfram Funk, Senior Advisor bei der Experton Group, doch der Stellenwert werde in den nächsten Jahren in den Unternehmen kontinuierlich wachsen. Funk stellt anhand einer aktuellen Befragung von 118 Unternehmen mit m ehr als 200 Mitarbeitern eine Nachfrage nach UC-Angeboten fest: "Es gibt einen realen Bedarf und somit einen Markt für Unified Communications - das ist nichts, was sich die Anbieter ausgedacht haben".

In der Befragung hat das Institut festgestellt, dass Unternehmen eine effiziente Kommunikationsinfrastruktur für die Mitarbeiter zunehmend als Erfolgsfaktor für das Unternehmen erkennen und die Vielzahl an Kommunikationskanälen wie Telefon, Fax, E-Mail, zunehmend eine Herausforderung für jeden Einzelnen darstellen. Kommunikation und Collaboration werden als Differenzierungsmerkmal zu Mitbewerbern betrachtet, weil es immer schwieriger wird, eine Person auf Anhieb zu erreichen.

UC soll Geschäftsprozesse beschleunigen


"Ein besonders kritisches Thema für Unternehmen stellt die Zeitverzögerung dar, die primär durch lange Wartezeiten aufgrund der Nichterreichbarkeit von Mitarbeitern verursacht wird", analysiert Fionn Schreiner, Advisor bei der Experton Group. "Als ebenfalls kritisch werden Leerläufe aufgrund ungleicher Informationsstände eingeschätzt. Vom Einsatz einer UC-Lösung versprechen sich Unternehmen ein erhebliches Verbesserungspotenzial.

Fionn Schreiner: "Ein besonders kritisches Thema für Unternehmen stellt die Zeitverzögerung aufgrund der Nichterreichbarkeit von Mitarbeitern dar".

Die wichtigste Zielsetzung bei Unternehmen, die UC einführen wollen, ist die Beschleunigung der Geschäftsprozesse und die Verkürzung der Reaktionszeiten. Technisch legen die Befragten großen Wert auf Stabilität.

Hindernisse bei der Einführung

Dennoch steht der Einführung von UC eine Reihe von Hindernissen im Weg. Vor allem Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit UC gemacht haben, haben Probleme mit der Höhe der anzusetzenden Investitionen. Hinzu kommt der fehlende quantifizierbare Nutzen, der von den Anbietern besser herausgestellt werden sollte, so Funk. Häufig werden nur die Anfangsinvestitionen in Betracht gezogen, nicht jedoch die laufenden Kosten mit den bisherigen Infrastrukturausgaben in Vergleich gezogen. Das ergebe ein verzerrtes Bild. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen entscheiden sich bei dieser Betrachtung oft gegen die Einführung.

Hindernisse bei der Einführung von UC

Die Erfahrung der Experton-Marktforscher, die die Studie "Unified Communications: Business Kommunikation im 21. Jahrhundert" vorstellten, zeigt, dass zwei Drittel der Unternehmen, die UC bereits eingeführt haben, finanzielle Verbesserungen feststellen konnten.

Zielgruppe: "Unternehmen mit großer Reife"

Die vorrangigen Zielgruppen für UC sind laut Experton Group "Unternehmen mit großer Reife und Blick auf IT / Konvergenzthemen, Branchen mit hohem Kommunikationsaufkommen sowie Unternehmen mit vielen Niederlassungen und Außendienstmitarbeitern.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wie beispielsweise den USA oder nordeuropäischen Ländern entwickle sich der Trend zu einer IP-orientierten, integrierten Konvergenzinfrastruktur in Deutschland langsamer. Den Grund sehen die Marktbeobachter darin, dass in Deutschland seit Jahren eine weitaus höhere Telekommunikationsqualität angeboten werde und der Bedarf nach Erneuerung nicht so hoch ist wie in anderen Ländern. Tatsächlich hinkt auch der Markt für Voice over IP (VoIP) in Deutschland der Entwicklung in anderen Ländern weit hinterher. Die Umstellung der leitungsgebundenen Telefonie auf IP-Technik ist eine der Voraussetzungen für die Einführung von Unified Communications.

Positives Klima

Im Ergebnis der Studie stellen die Befrager ein "positives Klima für Erweiterungen im UC-Umfeld in Unternehmen" fest. Der deutsche Markt soll nach der Einschätzung der Experton Group von 420 Millionen Euro in 2007 auf 1,3 Milliarden Euro bis Ende 2010 wachsen, bei einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs um 46 Prozent. Das Wachstum werde nach 2010 bis 2012 etwas abflachen.

Marktentwicklung für Unified Communications

Da die Erhebung noch vor Beginn der aktuellen Wirtschaftskrise stattfand, raten die Analysten dazu, diese Zahlen "vorsichtig zu betrachten", da es durchaus realistisch sei, dass Unternehmen geplante Investitionen vorerst zurückstellten.