Harmonisieren dauert Jahre

Steiniger Weg zum Shared Service Center

13.04.2011 von Matthias Gröbner und Andreas Spieler
Wer Shared Service Centers kurzfristig plant, erlebt beim Start böse Überraschungen. Wie man Ärger mit unklaren SLAs und nicht harmonisierten Systemen vorbeugt, erklären Matthias Gröbner und Andreas Spieler von Roland Berger in ihrer Kolumne.
Matthias Gröbner ist Project Manager im InfoCom Competence Center bei Roland Berger Strategy Consultants.
Foto: Roland Berger

Viele Unternehmen haben ihre Produktion beziehungsweise ihre fachlichen Kernprozesse mithilfe von IT-Lösungen standardisiert und harmonisiert. Dieser Ansatz kann aber auch auf andere Unternehmensfunktionen ausgeweitet werden. So bündeln zum Beispiel Unternehmen verstärkt Querschnittsfunktionen an einer zentralen Stelle und stellen sie konzernübergreifend in einem Shared Service Center (SSC) bereit.
Ziel der Einführung eines Shared Service Centers ist es, die Effizienz der angebotenen Leistungen zu steigern und Skaleneffekte zu nutzen. Außerdem können verschiedene Servicelevel dadurch überhaupt definiert und die Serviceleistung für die Kunden entsprechend verbessert werden.

Abbildung 1: Etablierung eines Shared Service Centers (SSC)
Foto: Roland Berger

Neben den IT-Funktionen und den klassischen Betriebsfunktionen wie Call Centern lassen sich auch Querschnittsfunktionen wie Personal, Rechnungswesen, Controlling, Facility Management oder Einkauf in einer zentralen Dienstleistungsgesellschaft zusammenführen (Abbildung 1).

Hierzu müssen Unternehmen fachliche Prozesse vereinheitlichen, die bislang separat liefen, denn so lassen sich gewünschte Effizienz- und Einspareffekte erzielen. Eine Änderung bzw. Optimierung fachlicher Prozesse ist aber erst möglich, nachdem die betroffenen IT-Systeme angepasst und standardisiert wurden.

Um ein Shared Service Center zu implementieren, müssen Unternehmen drei wesentliche IT-Bereiche berücksichtigen (Abbildung 2 auf Seite 3):

1. Collaboration Services

2. Fachsysteme

3. Kennzahlensysteme

1. Collaboration Services

Andreas Spieler ist Senior Consultant, im InfoCom Competence Center bei Roland Berger Strategy Consultants.
Foto: Roland Berger

Am Starttag des SSCs müssen alle Mitarbeiter die benötigten IT-Systeme nutzen können. Das heißt, sie müssen miteinander kommunizieren können und für den Zugriff auf jene Fachanwendungen berechtigt sein, die bisher in anderen Infrastrukturen betrieben wurden. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn die IT-Funktionen im Konzern noch nicht harmonisiert sind und dezentrale IT-Infrastrukturen bestehen. Das Problem ist dann einer Unternehmensintegration sehr ähnlich.

Einheitliches Adressbuch einführen

In diesem Fall sind mehrere IT-Systeme betroffen:

2. Fachanwendungen

Die Mitarbeiter des SSCs haben bisher in ihren dezentralen Einheiten nach unterschiedlichen fachlichen Prozessen und mit verschiedenen Fachanwendungen gearbeitet. Das soll sich ändern, denn nur durch Harmonisierung der Prozesse lässt sich die Effizienz steigern.

Hierzu sind allerdings die Konsolidierung und die eventuelle Anpassung der jeweiligen IT-Fachsysteme und Workflows auf die Zielprozesse erforderlich. Zusätzlich müssen Schnittstellen zu den jeweiligen Umsystemen berücksichtigt werden.

Definition von SLAs schwierig

3. Kennzahlensysteme

Abbildung 2: Anforderungen an die IT beim SSC-Aufbau
Foto: Roland Berger

Um einen Shared Service Center errichten zu können, muss das Unternehmen einen einheitlichen Produktkatalog erarbeiten sowie eine verursachungsgerechte Kosten- und Leistungsrechnung festlegen. Außerdem müssen Service Level Agreements (SLAs) definiert werden. Die IT muss hierfür entsprechende Kennzahlen und Reports bereitstellen. Keine leichte Aufgabe bei heterogenen Produktivsystemen mit unterschiedlichen Datenstrukturen und Auswertungssystemen. Um aussagekräftige Daten zu bekommen, sind daher die Definition eines unternehmensweiten Zieldatenmodells sowie die Konsolidierung der verschiedenen Data Warehouses unabdingbar. Nur so kann die Steuerungsfähigkeit des SSC sichergestellt werden.

Ein IT-Transformationsprojekt dieses Ausmaßes ist daher nicht einfach zu bewältigen. Damit es dennoch gelingt, sollten folgende Erfolgsfaktoren beachtet werden:

Standard-Software erleichtert späteres Outsourcing

Matthias Gröbner ist Project Manager und Andreas Spieler ist Senior Consultant, im InfoCom Competence Center bei Roland Berger Strategy Consultants.