Deutsche Telekom

T-Systems soll neu ausgerichtet werden

09.11.2022
Die Deutsche Telekom will ihrer Tochter T-Systems nach dem gestoppten Verkauf mehr Eigenständigkeit einräumen und sich strukturell neu aufstellen.
Telekom-Chef Tim Höttges gibt T-Systems künftig mehr Freiraum - auch bei Investitionen.
Foto: Deutsche Telekom AG

Zum Jahreswechsel wird unter dem Dach von Telekom Deutschland eine neue Geschäftseinheit für digitale Plattformen gegründet, in die dann auch die bisherige T-Systems-Tochter Multimedia Solutions (MMS) übertragen wird. Das teilte der Dax-Konzern am Dienstag mit. Von einem Stellenabbau bei T-Systems war zunächst keine Rede. Zuletzt hatte T-Systems etwa 28.000 Mitarbeiter.

Durch der Neuorganisation sollen die 1.700 MMS-Mitarbeiter ihr Wissen sowohl bei den kleinen und mittelständischen Unternehmenskunden, die bei Telekom Deutschland gebündelt sind, als auch bei Fragen von Großkonzernen, die von T-Systems betreut werden, einbringen. In letzterem Segment wird nun eine neue Geschäftseinheit für digitale Plattformen gegründet, die vom bisherigen T-Systems-Technikvorstand Maximilian Ahrens geleitet werden soll. Der Manager berichtet direkt an Deutschland-Chef Srini Gopalan.

Raus aus den roten Zahlen

In den vergangenen Jahren war T-Systems allerdings nicht wirklich erfolgreich und schrieb zuverlässig immer wieder rote Zahlen. Zudem ging der Umsatz im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent auf vier Milliarden Euro zurück. Das Marktumfeld sei "sehr dynamisch", hieß es von T-Systems Mitte September. Auch die letzte Neupositionierung von T-Systems als reiner IT- und Digitaldienstleister verhalf nicht zum erhofften Erfolg.

Medienwirksame Projekte waren zuletzt etwa die Corona-Warn-App in Zusammenarbeit mit SAP sowie ein Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Dabei sollte das Unternehmen die technische Voraussetzung schaffen, damit digitale Impfzertifikate länderübergreifend überprüft werden können.

Neuer Plan für T-Systems

Die Deutsche Telekom hatte aber schon vor rund einem Jahr angefangen, verschiedene Optionen wie den Verkauf der Großkundentochter zu prüfen. Konzernchef Tim Höttges wollte eine Lösung für das Sorgenkind finden. Mitte September wurde dann bekannt, dass der Verkaufsprozess gestoppt worden sei - stattdessen sollte ein Plan für den Verbleib im Konzern ausgearbeitet werden.

Erst im April hat der Telekom-Aufsichtsrat Adel Al-Saleh für weitere fünf Jahre zum Mitglied des Vorstands der Deutschen Telekom und Chief Executive Officer von T-Systems bestellt.
Foto: Deutsche Telekom

Ein grundlegendes Problem ist, dass IT-Dienstleister aus Ländern mit hohem Lohnniveau wie Deutschland weniger interessant für Kunden sind. Diese können die Services auch aus Schwellenländern für deutlich weniger Geld erhalten können. Doch der Konzern scheint weiter an die Fähigkeiten von T-Systems-Chef Adel Al-Saleh zu glauben. Erst im April verlängerte der Aufsichtsrat dessen Vertrag für eine zweite Amtszeit bis Ende 2027. "Adel ist eine ausgewiesene Führungspersönlichkeit, die bei T-Systems den Grundstein für Wachstum und eine profitable Zukunft gelegt hat", schwärmte Konzernchef Höttges laut Mitteilung.

T-Systems könnte nach potenziellen Übernahmen Ausschau halten

In der Vergangenheit soll es aber Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Managern darüber gegeben haben, ob Mittel für Zukäufe zur Stärkung von T-Systems genutzt werden sollen. Höttges wolle lieber in das Zugpferd T-Mobile US investieren, hieß es. Künftig soll damit Schluss sein: Al-Saleh kann mit der neuen organisatorischen Strukturierung freier entscheiden, wie sein Unternehmen wachsen soll. Das liegt auch daran, dass der Konzern seine Tochter von historischen Verpflichtungen wie etwa Pensionszahlungen entlastet. "Damit verschafft die Telekom ihrer Großkundensparte mehr Spielraum für Investitionen in das Geschäft", hieß es.

Übersetzt heißt das so viel wie, dass T-Systems nach potenziellen Übernahmen Ausschau hält. In der Branche ist es üblich, über Zukäufe zu wachsen, das Portfolio zu erweitern und so dem Kunden mehr Services anzubieten. Ferner will der IT-Dienstleister stärker auf Partnerschaften im nahen wie auch fernen Ausland bauen. (dpa/rs)