EDS, Tata und Infosys aus Bieterkampf ausgestiegen

T-Systems-Verkauf wird zur unendlichen Geschichte

16.07.2007 von Andreas Schaffry
Für die Deutsche Telekom wird die Suche nach einem Käufer für die Geschäftskunden-Sparte T-Systems allmählich zu einer Marathon-Veranstaltung. Zahlreiche Interessenten haben bisher dankend abgewunken. Ob sich für die Geschäftskunden-Sparte überhaupt ein Partner findet, ist durchaus offen. Das liegt unter anderem an den komplexen Strukturen bei T-Systems sowie an den Vorgaben und den Preiserwartungen des Mutterkonzerns.
T-Systems erwirtschaftet kaum Profit und hat rückläufige Umsätze.

Keine ruhigen Tage gibt es derzeit in der Bonner Telekom-Zentrale. Zunächst das Gezerre um einen neuen Tarifvertrag für die Mitarbeiter begleitet vom wochenlangen Streik der Telekom-Beschäftigten. Kaum hat Konzern-Chef René Obermann diese Baustelle geschlossen, muss er schon zur nächsten. Die Suche nach einem strategischen Partner für die Geschäftskunden-Sparte T-Systems gestaltet sich nämlich zunehmend schwierig.

Hoher Wettbewerbsdruck, wenig Profit

Die Sparte ist in die Bereiche Enterprise Services und Business Services gegliedert. In "Enterprise Services" ist das Geschäft mit den größten Telekom-Kunden wie EADS, WestLB, Deutsche Post und DaimlerChrysler gebündelt. Seine 160.000 kleineren und mittelgroßen Geschäftskunden fasst T-Systems unter "Business Services" zusammen. Beide Sparten stehen unter hohem Wettbewerbsdruck, erwirtschaften so gut wie keinen Profit und haben rückläufige Umsätze. Vor allem für die Sparte Enterprise Services soll ein starker Partner gefunden werden.

Wichtig für ein erfolgreiches Wachstum in diesem Segment ist eine hohe internationale Präsenz und Größe. Um das Geschäft mit internationalen Großkunden weiterzuentwickeln, kommt nur eine strategische Partnerschaft mit einem der großen IT-Dienstleister in Frage.

Gerüchte um den Verkauf gab es schon Ende 2006. So soll Telekom-Chef René Obermann, angeregt haben, sich von Bereichen der Geschäftssparte zu trennen. Auch der Finanzinvestor Blackstone, als Anteilseigner im Besitz von rund 4,5 Prozent der Telekom-Aktien, soll auf einen Verkauf bzw. zumindest einen Teilverkauf des Geschäftskundenbereichs gedrängt haben.

Vorgaben verprellen Interessenten

Bisher waren die IT-Dienstleister Atos Origin, EDS sowie die Service-Sparten der Computerkonzerne IBM und HP im Gespräch, ebenso die indischen Konzerne Infosys sowie Tata. Nach einem aktuellen Bericht der Deutschen Presseagentur spricht die Telekom nun auch noch mit Accenture und Capgemini. Eine Vorauswahl soll noch im August dieses Jahres getroffen werden. Favorit sei HP, wohl nicht zuletzt wegen seiner starken Präsenz im nordamerikanischen Markt. Ausgeschieden sind nach dpa-Informationen EDS sowie Tata und Infosys.

Ob und wann es zu einer Einigung mit den potenziellen Interessenten kommt, ist jedoch offen. Dazu haben nicht zuletzt die Vorgaben aus der Bonner Konzern-Zentrale beigetragen, denn der künftige Partner sollte die Strategie der Bonner mittragen, IT- und Telekommunikationsdienste im Paket anzubieten. Nach einem Bericht des "Handelsblatt“scheiterten Gespräche auch, weil die Telekom möglichen Partnern keinen Einblick in die Bücher gewährt habe.

Zu groß und zu komplex

Ohne Zugang zu konkreten Daten können Interessenten jedoch die Geschäftsbeziehungen von T-Systems kaum zufriedenstellend beurteilen. Ein weiteres Problem ist der Preis, denn die Kosten für eine Restrukturierung dürften potenziellen Partner zu hoch sein. Nach Einschätzung von Tobias Ortwein, Geschäftsführer beim Markanalysten Pierre Audoin Consultants (PAC) in Deutschland, ist letzten Endes immer der Preis ausschlaggebend für den Verkauf.

Darüber hinaus gibt es für Ortwein weitere triftige Gründe, die einen potenziellen Käufer abschrecken könnten. "Das sind Komplexität, Größe und strategische Aufstellung." So sei T-Systems in Deutschland zwar eine Marktmacht, doch auf international wichtigen Märkten wie etwa den USA eher unterrepräsentiert.

Aufgrund der komplexen Strukturen mangelt es der Geschäftskunden-Sparte außerdem an der nötigen Flexibilität, um rasch auf neue Marktanforderungen zu reagieren. Außerdem kommen auf einen künftigen Partner oder Käufer im Falle eines Zusammenschlusses erhebliche Integrations-Aufwendungen zu. "Das dauert mindestens ein bis zwei Jahre und ist alles andere als eine leichte Aufgabe", schätzt Ortwein.

Zukünftige Szenarien

Findet die Telekom keinen Partner, gibt es laut Ortwein durchaus interessante Alternativen. Entweder kauft die Telekom selbst einen IT-Dienstleister und verbindet diesen mit T-Systems oder: Der Konzern restrukturiert die Geschäftskunden-Sparte, trennt sich von deren nicht-lukrativen Teilen und bindet sie als Geschäftsbereich enger an die Telekom-Strategie. Als Vorbild schwebt Ortwein das Vorgehen von Siemens bei SBS (jetzt SIS) vor.