Schweinfurt wechselt zu Bechtle

T-Systems verliert Outsourcing

05.07.2011 von Johannes Klostermeier
Beim neuen Fünf-Jahresvertrag der Stadt Schweinfurt geht es um ein virtualisiertes Rechenzentrum, den Betrieb der IT-Infrastruktur sowie den User Help Desk.

Bereits seit zehn Jahren vergibt die Stadt Schweinfurt ihre IT-Dienstleistungen nach außen. Den jeweils fünf Jahre geltenden Kooperationsvereinbarungen gehen entsprechende Ausschreibungen voraus. Der Auftrag für die kommenden fünf Jahre, der ein Gesamtvolumen von 5,5 Millionen Euro hat, wurde jetzt mit Zustimmung des Stadtrats dem Würzburger IT-Systemhaus Bechtle erteilt. Zuvor hatte den Zuschlag T-Systems von Schweinfurt erhalten. Die Telekom-Tochter hatte seit dem Jahr 2000 die Ausschreibung der Stadt zweimal gewonnen.

„Der Erfolg des anfangs umstrittenen Outsourcings unserer IT-Dienstleistungen gibt uns Recht“, findet Oberbürgermeister Sebastian Remelé. „Nur in Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister ist es möglich, mit hochmoderner Informationstechnologie die Bürgerservices weiter zu verbessern und zugleich die administrativen Kosten der IT zu senken.“

Der Bechtle-Gründer und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Schick.
Foto: Bechtle

Im Rahmen dieses Auftrags konzipiert und implementiert Bechtle ein vollständig virtualisiertes Rechenzentrum und übernimmt für fünf Jahre den Betrieb der IT-Infrastruktur und der lokalen Netze. Zudem betreut Bechtle den User Help Desk für die rund 1.300 Anwender der Stadt mit insgesamt 40 Außenstellen. Mit dem neuen Dientsleister setze die Stadt auf eine „zukunftssichere, flexible und leitungsstarke Virtualisierungslösung“, teilten Stadt und IT-Dienstleister Bechtle mit.

„Die neue Technologie macht beispielsweise einen Vor-Ort-Einsatz von Systemtechnikern nicht mehr erforderlich. Das erhöht die Kosteneffizienz deutlich”, sagt Johannes Beckert, IT- und Projektleiter der Stadt Schweinfurt. „Zudem reduziert der Einsatz der neuen Technologie den Stromverbrauch im Server- und Client-Bereich.“

„Die Stadt Schweinfurt beweist damit nicht nur ein großes Gespür für Innovation, sondern verbessert neben der Effizienz der kommunalen Bürgerservices zugleich die Kostenstruktur“, lobt Gerhard Marz, Bereichsvorstand für Öffentliche Auftraggeber beim Auftragnehmer.

Das IT-Konzept sieht die Erneuerung der vorhandenen IT vor, neben dem Rechenzentrum auch alle IT-Arbeitsplätze der Stadtverwaltung. So entwickelt der neue Dienstleister für den Rechenzentrumsbetrieb eine Server-Virtualisierungslösung. Sie sieht die Reduzierung mehrerer physischer Einzelserversysteme auf eine einzige Hardwareplattform vor. Daraus sollen sich Einsparungen beim Betrieb und der Pflege der Komponenten und Systeme ergeben.

Virtualisierungstechnologie im kommunalen Bürgerservice

Auch das User-Help-Desk wird nach außen gegeben.
Foto: 2hu di feng-Fotolia.com

„Durch die neueste Virtualisierungstechnologie von Citrix im Desktopbereich werden die physischen PCs durch virtualisierte PCs in Rechenzentren abgelöst”, sagte Rainer Pecher, Geschäftsführer von Bechtle. Das Unternehmen verantwortet auch alle aktiven Netzwerkkomponenten inklusive Security Management. Das IT-Systemhaus aus Würzburg stattet zusätzlich die 1.300 IT-Arbeitsplätze mit Zero Clients samt Bildschirmen aus. Damit nimmt die Stadt nach eigenen Angaben eine Vorreiterrolle beim Einsatz von Virtualisierungstechnologie bei kommunalen Bürgerservices ein – und zwar über die Grenzen Bayerns hinaus.

Das Remote Control Center in Neckarsulm übernimmt im Rahmen des Vertrags neben dem User Help Desk auch die 7×24-Überwachung des Rechenzentrums über einen sicheren Zugang. Die vereinbarten Service-Level für Endgeräte, Drucker und Kopierer sollen die Effizienz steigern. Gemeinsam mit der IuK (Information und Kommunikation) der Stadt Schweinfurt wollen die Systemingenieure insgesamt 400 verschiedene Fachverfahren migrieren – von der Kfz-Zulassung über das Einwohnermeldeamt bis hin zur Stadtbücherei. Der Datenschutz soll dabei ausdrücklich besonders beachtet werden.