Deloitte-Prognosen 2011

Tablet-PCs machen IT komplexer

16.02.2011 von Thomas Pelkmann
In den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) erwarten die Analysten von Deloitte für dieses Jahr ein hohes Maß an Diversifikation. Zur Vielfalt tragen vor allem Endgeräte wie Netbooks, Laptops, Smartphones und Tablets bei.
Zum Niedergang des PCs werden vor allem Tablet-PCs wie zum Beispiel das Samsung Galaxy Tab 10.1 beitragen.
Foto: Samsung

Den Vorhersagen von Deloitte über die Märkte Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) zufolge werden stationäre PCs weiter an Bedeutung verlieren. "Mehr als die Hälfte aller verkauften Computer werden keine PCs sein", orakeln die Analysten. Die Zahl der verkauften Rechner werde rund 400 Millionen betragen, während Netbooks, Laptops und Smartphones mehr als 400 Millionen Mal über die Ladentische wandern werden.

Damit würden sie die Tischrechner nicht nur ergänzen, sondern zunehmend auch ersetzen, heißt es in den Vorhersagen. Trotz dieser Vorhersagen möchte sich Deloitte nicht in den Chor derjenigen einreihen, die schon das Ende der Personal Computer einläuten. PCs würden auch künftig die Arbeitstiere in der Unternehmens-IT sein.

Die Verschiebung der Marktanteile zugunsten tragbarer Geräte hat dennoch Folgen für die Unternehmen: Sie werden sich in Zukunft stärker als bisher mit heterogenen Umgebungen auseinandersetzen müssen, die durch die Gerätevielfalt sowie durch die zum Teil damit verbundene Zahl unterschiedlicher Betriebssysteme bedingt ist.

Zum Niedergang des PCs tragen nicht nur aus Sicht von Deloitte vor allem die Tablet-PCs bei. "Diese erobern nach den privaten Nutzern nun den gewerblichen Bereich": Mehr als 25 Prozent der verkauften Geräte - mehr als zehn Millionen Stück - werden nach einer Deloitte-Schätzung von Unternehmen angeschafft, vornehmlich für Mitarbeiter im Außendienst sowie für den mobilen Abruf umfangreicher Grafik- und Datenanwendungen. Im kommenden Jahr 2012 werde dieser Anteil sogar noch anwachsen.

Nach wie vor werden Privatanwender die Treiber dieser Nachfrage der Unternehmen sein, weil sie die Geräte privat nutzen und dabei entdecken, dass sie auch bei der Arbeit helfen könnten. Bei ihren Arbeitgebern stoßen die Wünsche der Anwender zunehmend auf offene Ohren: Bei den Unternehmen wächst die Bereitschaft, die Anschaffung der Geräte zu bezahlen und den Gebrauch zu supporten. Gleich 70 bis 80 Prozent der Fortune 500-Unternehmen, schätzt Deloitte, werde wenigstens einen Gerätetyp anschaffen.

Die führenden Branchen beim Gebrauch von Tablet-PCs werden demnach Handel und Gesundheitswesen sein, weil hier die Vorzüge der Geräte (einfache Bedienung, kaum Trainingsaufwand, lange Akkulaufzeiten) am schnellsten zum Tragen kämen. Schließlich werden auch die Aktivitäten der großen Software-Anbieter zur schnellen Verbreitung der Tablet-PCs beitragen, weil sie zunehmend Apps auf den Markt bringen, die die einfache Benutzung der Geräte mit komplexen Unternehmensanwendungen verbinden.

Fünf mobile Betriebssysteme beherrschen den Markt

Die wachsende Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs wird dazu führen, dass sich "mindestens fünf mobile Betriebssysteme dauerhaft etablieren". Welche das sind, sagt Deloitte nicht, aber es dürften neben dem iOS von Apple Windows Phone von Microsoft, Android, Symbian und das Blackberry-OS sein.

Eine Marktbeherrschung eines einzelnen Systems erwarten die Analysten nicht. Das führe einerseits zu wachsender Komplexität für Endanwender und Unternehmens-IT, biete aber andererseits Vermarktungs- und Positionierungschancen für Mobilfunk- und Hardware-Anbieter.

"Die zunehmende Diversifikation von Endgeräten und Netztechnologien macht den Markt nicht nur für den Endverbraucher komplexer", kommentiert Andreas Gentner, EMEA Industry Leader TMT bei Deloitte, die Vorhersage. "Insbesondere die IT-Abteilungen in Unternehmen werden zunehmend vor größere Herausforderungen gestellt."

Ähnlich wie andere Vorhersagen prognostiziert auch Deloitte den sozialen Netzwerken des Internet einen deutlichen Aufschwung: Noch 2011 werde die Mitgliederzahl erstmals die Milliardengrenze übersteigen. Begleitet wird der Boom aber auch von der intensiven Suche nach einem Geschäftsmodell.

Social Networks zahlen sich nicht aus

Noch jedenfalls können laut Deloitte die Werbevolumina dieser Entwicklung nicht folgen. Mit weniger als vier Milliarden US-Dollar werde der Anteil sozialer Netze am weltweiten Werbemarkt weiterhin unter einem Prozentpunkt liegen. Die zunehmende Vernetzung und hybride Gerätenutzung zum Beispiel für Video und Kommunikation sorgten aber grundsätzlich für weiteres Potenzial, auch für die Werbefinanzierung der sozialen Netzwerke.

"Social Media ist weiterhin ein Treiber für die TMT-Industrien", so Deloitte-Director Klaus Böhm. "Es gewinnt nicht nur Nutzer hinzu, sondern noch stärker an Einfluss." Die Monetarisierung bedürfe allerdings eines weiteren Anschubs. "Möglichkeiten bieten in 2011 neue Formen des Entertainments, eCommerce und Bezahlsysteme", so Böhm.

LTE, UMTS und WLAN

Der Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution) wird als Nachfolger von UMTS gehandelt, ohne dass er komplett die Anforderungen von 4G erfüllt. "Nach den Frequenzauktionen im Vorjahr steht mit LTE die vierte Generation des Mobilfunks in den Startlöchern", so Deloitte. Im Jahr 2011 werde sich diese jedoch noch nicht flächendeckend durchsetzen, schätzen die Analysten. Die Netze seien noch im Aufbau, die Lizenzinhaber würden sich hier zunächst auf ländliche Gebiete ohne DSL-Versorgung konzentrieren. Zudem stünden 2011 geeignete Endgeräte nur begrenzt zur Verfügung.

Der Deloitte-Prognose zufolge wird das via WLAN übertragene Datenvolumen "kurzfristig deutlich schneller wachsen als das genutzte Volumen klassischer Mobilnetze". Maßgeblich dafür seien unter anderem die steigende Zahl WLAN-fähiger mobiler Endgeräte sowie die deutliche Zunahme öffentlicher Hotspots. Das Wachstum des Datenvolumens wird unter anderem getrieben von der vermehrten Nutzung von Videodaten über mobile Endgeräte. "Künftig werden sich WLAN-Kapazitäten sowie 3G und LTE-Netze ergänzen, um die steigenden Datenmengen bewältigen zu können."

Bei allem Hype um Smartphones und Tablet-PCs: Nach Ansicht der Deloitte-Analysten bleibt auch 2011 Fernsehen das wichtigste Medium. Der TV-Anteil am deutschen Werbemarkt werde auch in diesem Jahr fast 50 Prozent betragen, ein Schrumpfen dieses Anteils sei zudem nicht zu erwarten. Das Gegenteil sei richtig: "Hybride Anwendungsmöglichkeiten eröffnen dem Fernseher noch weiteres Entwicklungspotenzial". Chancen böten sich insbesondere für Rundfunkanbieter sowie für "Aggregatoren", also Kommunikationsunternehmen und Kabelanbieter, die über umfangreiche Inhalte verfügen und entsprechende Skaleneffekte nutzen können.

Fernsehen bleibt wichtigstes Medium

Wenig wird sich vorerst den Vorhersagen zufolge auch an den Konsumgewohnheiten ändern. Das lineare Fernsehen ("Pull") werde auch 2011 dominieren, die Möglichkeiten zur aktiven Programmgestaltung ("Push") würden nur sukzessive genutzt werden. Für das traditionelle Geschäftsmodell der Werbefinanzierung sei dies von Vorteil: Dem klassischen 30-Sekunden-Werbespot jedenfalls drohe keine Gefahr durch Vorspulen und Überspringen.

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