Markt für IT-Berater

Tagessätze für IT-Berater kommen in Bewegung

19.05.2016 von Karsten Tampier
Im Bereich der Anwendungen lässt die hohe Nachfrage die Preise der IT-Berater steigen. Dagegen stehen die Tagessätze für IT-Infrastruktur-Experten unter Druck.
  • Während der Tagessatz für einen Projektmanager in der IT-Infrastruktur seit dem Höchststand 2013 um rund vier Prozent gefallen ist, legte der Preis für einen Anwendungsentwickler um rund zwei Prozent zu.
  • Die Tagespreise für die unterste Skill-Stufe steigen langsam, aber stetig an.
  • Den Abschwung bei „teuren“ Experten hat es im Bereich der Anwendungsentwicklung in den vergangenen Jahren nicht gegeben.
  • Die Auswertung konzentriert sich auf Tagessätze der Outsourcing-Dienstleister, nicht auf Freiberufliche IT-Consultants und Projektmanager; Letztere verdienen 20 und 40 Prozent weniger

Software ist das jüngste, aktuelle und nächste große Ding: Wir leben in eine "Ära der Algorithmen", in einer "App-Economy" und im "goldenen Zeitalter der Anwendungsentwicklung". Oder, wie es der Internet-Pionier Marc Andreessen schon vor fünf Jahren prophezeit hat: "Software frisst die Welt". Vor allem bei Anwendungen zeigt sich derzeit ein hoher Bedarf an Fachkräften - geschäftliche Innovationen, IT-Security sowie der Einsatz neuer Technologien fordern ihren Tribut an frischen Skills.

Schere zwischen IT-Infrastruktur Applikationen

Mit Folgen: IT-Organisationen sind zunehmend auf die Unterstützung durch externe Berater ihrer IT-Provider und Outsourcing-Dienstleister angewiesen, deren Fachwissen und Erfahrung die wirtschaftliche Umsetzung von IT-Lösungen gewährleisten soll. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass sich in den vergangenen Jahren eine Schere zwischen der IT-Infrastruktur (Commodity) und dem Segment der Applikationen (Wettbewerbsvorteil) geöffnet hat.

Erkennbar ist das an den Preisen der IT-Berater, die von den Dienstleistern aufgerufen werden: Während der Tagessatz für einen Projektmanager in der IT-Infrastruktur in Deutschland und Österreich seit dem Höchststand 2013 um rund vier Prozent gefallen ist, legte der Preis für einen Anwendungsentwickler einer vergleichbaren Skill-Stufe im gleichen Zeitraum um rund zwei Prozent zu.

Gegensätzliche Entwicklungen bei Tagessätzen für Berater

Der Abschwung der Tagessätze in der IT-Infrastruktur hat sich vornehmlich in der obersten Leistungsgruppe der Experten abgespielt, wie aus unseren Analysen laufender Outsourcing-Verträge bezüglich der Preise und Leistungen hervorgeht. Während die Sätze für IT-Architekten oder Projekt-Manager in der Infrastruktur seit Jahren rückläufig sind, steigen die Tagespreise für die unterste Skill-Stufe laut den Untersuchungen langsam, aber stetig an. Dieser Trend wird sich voraussichtlich auch im laufenden Jahr nicht ändern: Für die obere Leistungsklasse erwarten wir einen weiteren Rückgang des durchschnittlichen Tagessatzes von rund 2,5 Prozent auf 1234 Euro.

So sehen Personaldienstleister den Freiberuflermarkt
Freiberuflermarkt 2016: Die Flut hebt alle Boote
Von der hohen Nachfrage nach Freiberuflern profitieren neben den Protagonisten auch Personaldienstleister, Vermittler, Agenturen und Portale. Wir haben die wichtigsten Personaldienstleister um eine Markteinschätzung gebeten.
Andreas Krawczyk, freelance.de:
„Die Modernisierung und Umstellung von Websites auf responsives Design mit HTML5 treibt die Nachfrage nach Freelancern an.“
Markus Reefschläger, Geco:
„E-Commerce, Virtualisierung, SAP und IT-­Security – in diesen höherwertigen ­Bereichen stellen wir immense Stei­gerungsraten fest.“
Michael Girke, Q_Perior:
„Schlüssel zum Erfolg sind Standardprozesse ­sowie messbare Qualitätsvorgaben wie Lieferquote, Kundenzufriedenheit bezüglich der Beraterleistung oder die Reaktionszeit bei Problemfällen.“
Thomas Götzfried, Goetzfried AG:
­„Immer mehr Kunden setzen auf die externe Vergabe von kompletten IT-Projekten und die Auslagerung von Managed-Services-Paketen mit Ergebnisverantwortung an Dienstleister.“
Hubert Staudt, top itservices:
„Passen die Mitarbeiter zusammen, sind sowohl die Leistungen des Individuums als auch des Teams besser, beide Qualitäten werden angefragt.“
Christian Steeg, Hays:
„Gerade die gestiegenen Compliance-Anforderungen beim Einsatz von externen IT-Spezialisten müssen von Personaldienstleistern umfassend erfüllt werden.“
Luuk Houtepen, Sthree:
„Sehr oft wird übersehen, was für ein Aufwand aus Back-Office, Systemen, Netzwerken und großen Unternehmensstrukturen hinter der Vorstellung des passenden Profils steckt.“
Maxim Probojcevic, Solcom:
„Die persönliche Betreuung spielt eine elementare Rolle für den Erfolg, da wir es an jedem Punkt der Prozesskette mit Menschen zu tun haben.“
Daniela Kluge, Gulp:
„Einsatzunternehmen werden sehen, dass es schwieriger wird, bei steigendem Einsparungsdruck und gleichbleibend hohen Anforderungen an die Qualität der IT-Spezialisten Wunschkandidaten für sich zu gewinnen.“
Shahin Pour, IPAXX:
"Es zeichnet sich ab, dass mit starren Kundenprozessen wie Single-Vendor-Strategien oder der Einkaufsbündelung qualitative Abstriche hingenommen werden müssen.“
Sabrina Läpple, Etengo:
„Der größte Wettbewerbsdruck entsteht durch die kundenseitige Konsolidierung der Rekrutierungswege etwa über Preferred-Supplier-Ansätze oder Managed-Ser­vices.“
IT-Freiberuflerstudie 2016
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, die im Zeitraum von 15. Dezember 2015 bis 1. Februar 2016 stattfand. Grundgesamtheit sind zum einen die IT-Freiberufler selbst, zum anderen IT-Projektverantwortliche und IT/TK-Entscheider aus Einsatzunternehmen der DACH-Region, beispielsweise CIOs und IT-Vorstände, IT-Leiter, IT-Projektleiter, Fachbereichsleiter, Einkäufer sowie vergleichbare Funktionen. Hierzu wurden zwei Stichproben gezogen und zwei unterschiedliche Fragebögen entwickelt. Den Ergebnissen der Studien liegen 410 Interviews mit IT-Freiberuflern sowie 448 Interviews mit Vertretern der Einsatzunternehmen zugrunde.

Diesen Abschwung bei den "teuren" Experten hat es im Bereich der Anwendungsentwicklung in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Zwar fiel der Anstieg des Salärs etwa für die Konzeption und Umsetzung von Gesamtlösungen nur moderat aus, aber mit 1327 Euro pro Tag liegt der Wert auf einem Höchststand. Das sind im Durchschnitt rund 650 Euro mehr als für einen Einsteiger mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung.

2017 über 1350 Euro pro Tag

Auch in den anderen Ebenen der Anwendungsentwicklung steigen die Tagessätze seit 2013 kontinuierlich an - so legte der Preis für Entwicklung, Design, Implementierung und die Wartung von Softwareanwendungen mit weniger als drei Jahren Berufserfahrung um knapp vier Prozent auf 678 Euro zu.

Und die Entwicklung setzt sich fort: Im laufenden Jahr rechnen wir damit, dass die Tagessätze in der Applikationsentwicklung über alle Leistungsstufen um zirka 2,5 Prozent zunehmen. Architekten springen demnach über die Schwelle von 1.350 Euro pro Tag.

Tagessätze in der Schweiz

In der Schweiz sieht die Tendenz etwas anders als in Deutschland und Österreich aus, hier wird die Talfahrt der Tagessätze im Bereich IT-Infrastruktur der obersten Leistungsstufe 2016 voraussichtlich gebremst. 2015 wurden hier für einen IT-Architekten pro Tag im Durchschnitt 1937 Franken gezahlt, drei Jahre zuvor waren es noch 2130 Franken gewesen. Dies ist ein Rückgang um rund neun Prozent. Im gleichen Zeitraum kletterten die Tagessätze im Bereich der Anwendungsentwicklung von 1916 Franken auf inzwischen 2.027 Franken für einen Projektleiter mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung - ein Zuwachs von sechs Prozent. Umgerechnet ist dieser Projektleiter in der Schweiz mehr als 500 Euro teurer als in Deutschland oder Österreich.

Freie IT-Berater verdienen 20 bis 40 Prozent weniger

Die Auswertung konzentriert sich auf Tagessätze der Outsourcing-Dienstleister. Freiberufliche IT-Consultants und Projektmanager, die nicht in den Apparat eines IT-Service-Providers eingebunden sind, liegen mit ihren Tagessätzen in der Regel zwischen 20 und 40 Prozent unter den Beträgen in den Outsourcing-Verträgen.

IT-Freiberufler-Studie 2016
Partner der Studie waren die Unternehmen
DIS, Etengo, Freelancer.Net, Geco, Goetzfried, Gulp Information Services, Hays, iPaxx, Q_Perior, Solcom, Sthree und top itservices.
Scheinselbständigkeit bleibt die größte Sorge,...
...die Einsatzunternehmen ebenso umtreibt wie die IT-Freiberufler selbst.
Was Freiberufler von Vermittlern erwarten
Nach der zuverlässigen Zahlung ist vor allem die reibungslose Abwicklung vom Vertrag bis zur Abrechnung relevant, wobei Freelancer sehr viel Wert auf Transparenz der Konditionen und Prozesse legen.
Zuverlässigkeit ist der wichtigste Gradmesser einer guten Zusammenarbeit
So wünschen sich die Anwenderunternehmen von den Personaldienstleistern Zuverlässigkeit im Umgang miteinander, gefolgt von einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einer schnellen, direkten Kommunikation.
Folgaufträge, Referenzen und Tipps aus dem Netzwerke...
... sorgen bei Freiberufler darüber hinaus, dass die Projekte nicht ausgehen.
Über Vermittlungsagenturen und Personaldienstleister...
...gelangen dagegen die befragten Freiberufler am häufigsten zum nächsten Auftrag.
Der persönliche Auftrag an den Freiberufler...
... ist für die befragten Unternehmen der wichtigste Weg zur Zusammenarbeit. Auf Platz zwei folgt die Vermittlung über einen Personaldienstleister.
Mixed Teams bevorzugt
In über 80 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten Freiberufler in Teams mit den Mitarbeitern zusammen.
Freiberufler werden wichtiger
Fast jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass der Einsatz von IT-Freelancern zunehmen wird.
Ein Markt- zwei Perspektiven
Befragt wurden die IT-Freiberufler selbst und IT-Projektverantwortliche aus Einsatzunternehmen der DACH-Region, etwa CIOs, IT-Prrojektleiter oder Einkäufer.
Studie: IT-Freiberufler 2016
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung, in deren Rahmen von 15. Dezember 2015 bis 1. Februar 2016 insgesamt 858 qualifizierte Interviews durchgeführt wurden.

Aber auch bei der Auslagerung gibt es verschiedene Möglichkeiten, das externe sowie interne Preis-Leistungsverhältnis in einer sinnvollen Balance zu halten. Im Gegensatz zur modernen IT-Delivery aus der Cloud lassen sich Consultants jedoch nicht tagesaktuell und nach Bedarf an- beziehungsweise abschalten. Daher muss die Planung im Vorfeld so exakt wie möglich erfolgen.

Geld sparen bei Beratern und Tagessätzen

Beispielsweise rentieren sich gesonderte Vereinbarungen für die Einarbeitungszeit von Junior-Beratern: Durch die Ausbildung von Beratern kann der Kunde Honorar sparen und externe Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen binden. Dies reduziert den Aufwand für die Einarbeitung neuer Consultants. Eine Sicherheit, dass der Einsteiger nach der Ausbildung auch bleibt, gibt es jedoch nicht.

Auch sind langfristige Verträge kein Mittel gegen den "Drehtüreffekt", jedoch können Auftraggeber den Tagessatz im Durchschnitt um 15 bis 20 Prozent drücken, wenn sie statt monatlicher Folgeaufträge gleich auf ein Jahr oder länger buchen. Dies birgt jedoch das Risiko, dass sich der Bedarf in der Laufzeit verändert und der vermeintlich günstige Berater nicht adäquat eingesetzt wird.

Vorsicht bei Pauschalpreisen

Pauschalpreise hingegen sind in komplexen Softwareprojekten ohne fest definierte Ziele mit Vorsicht zu genießen. Inhaltliche Erweiterungen oder Änderungen der Richtung mit Change Requests steigern den Abstimmungsaufwand und die Kosten des Projekts. Damit rückt für den IT-Provider das Budget in den Fokus, und Inhalt sowie Qualität der Software treten zurück. Pauschalpreise sind daher nur bei klar definierten Projektzielen sinnvoll, wo kaum Änderungen absehbar sind.

Abrechnung auf Zeitbasis und ein hybrider Ansatz sinnvoll

Ansonsten ist die Abrechnung auf Zeitbasis oder ein hybrider Ansatz sinnvoller. Dieser kombiniert den Vorteil einer langfristigen Vereinbarung mit der Flexibilität der Abrechnung von Zeit und Material. So könnte beispielsweise ein reduzierter Tagessatz greifen, wenn die vereinbarte Dauer überschritten wird.

In der heutigen Wirtschaft sind Berater keine Ausnahme, die länger im Unternehmen tätig sind als viele Festangestellte. Wegen ihres umfassenden und geschäftskritischen Know-hows ist es oftmals riskant, hohe Tagessätze durch eine Nachverhandlung drücken zu wollen.

Im Bereich der Anwendungsentwicklung ist es derzeit im deutschsprachigen Raum ohnehin schwierig, niedrigere Tagessätze durchsetzen zu wollen - dafür gehen Angebot und Nachfrage zu weit auseinander. Da die Abhängigkeit von zentralen Skills viel Geld kosten kann, ist es umso wichtiger, den Know-how-Transfer im Unternehmen zu jeder Zeit sicherzustellen.

BDU-Studie: Beratergehälter 2015
Was Unternehmensberater verdienen ...
... hat der Bund Deutscher Unternehmensberater (BDU) in einer aktuellen Studie ermittelt.
Mitarbeiter in IT-Support,
... HR oder Verwaltung stehen in Unternehmensberatungen am unteren Ende der Einkommensskala. Sie verdienen durchschnittlich ...
... brutto im Jahr.
Allerdings sind im Bereich "Support Staff" die Gehälter breit gestreut: Sie bewegen sich zwischen 21.500 und 41.500 Euro im Jahr.
Wer nach dem Bachelor-Abschluss ...
... als Analyst in einer Unternehmensberatung einsteigt, kann mit durchschnittlich ...
... für Analysten im Jahr rechnen.
Damit verdient er im Jahr etwa 7.000 Euro mehr als ein Mitarbeiter aus dem Support Staff, der nicht beratend tätig ist.
Jung-Berater mit Masterabschluss ...
... können von einem Bruttojahresgehalt von durchschnittlich ...
... für Berater ausgehen.
Damit gehören Berater zu den Hochschulabsolventen, die überdurchschnittlich bezahlt werden.
Senior Cosultants mit einigen Jahren Berufserfahrung ...
... erhalten nur geringfügig mehr als Consultants: Das Jahreseinkommen steigt um nur 1.500 Euro und beläuft sich auf ...
... für Senior Consultants.
In der Hierarchiestufe "Manager" ...
... in der Unternehmensberatung kann man mit einem Jahresverdienst von ...
... für Manager rechnen.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Manager-Gehälter in der Beratung nur um zwei Prozent gestiegen.
Senior-Manager in der Beratung ...
... sind in der Regel am Umsatz ihrer eigenen Projekte beteiligt. Das Jahresgehalt beträgt im Schnitt ...
... für Senior Manager.
... erhält im Vergleich zum Manager 15.500 Euro mehr jährlich.
Partner sind die oberste Hierarchieebene in der Unternehmensberatung.
Sie verantworten einen Geschäftsbereich des Unternehmens und sind in der Regel Anteilseigner der Firma.
... erhalten Partner einer Unternehmensberatung im Jahr.
Damit verdienen sie mehr als drei mal so viel wie der Bachelor-Absolvent, der als Analst beginnt.