"Wichtiger als Elektroautos"

Tesla-Chef führt gehenden Roboter-Prototypen vor

04.10.2022
Wenn es nach dem Tesla-Chef geht, könnten für Tesla künftig Roboter wichtiger werden als Autos. Ein erstmals präsentierter Prototyp läuft unsicherer als Konkurrenten - soll aber mit seinem "Gehirn" punkten.
Tesla-Chef Elon Musk hat den Prototypen eines gehenden Roboters vorgestellt.
Foto: Tesla

Tesla-Chef Elon Musk hat den Prototypen eines humanoiden Roboters vorgeführt, der nach seiner Überzeugung irgendwann wichtiger als die Elektroautos der Firma werden könnte. Die Maschine mit unverkleideten mechanischen Gelenken und Kabeln machte bei einem Event am Wochenende einige Schritte auf einer Bühne und winkte dem Publikum zu. Tesla strebe für den Roboter mit dem Namen "Optimus" einen Preis unter 20.000 Dollar an und wolle Millionen davon bauen, sagte Musk.

Der "Optimus"-Prototyp bewegte sich viel ungelenker als etwa die bekannteren humanoiden Roboter der Firma Boston Dynamics, die rennen, tanzen und springen können. Boston Dynamics, das zwischenzeitlich ein Teil von Google war, gehört inzwischen auch einem Autohersteller: dem südkoreanischen Hyundai-Konzern.

Musk hält seinen Robotern aber zugute, dass diese für die Erkennung ihrer Umgebung auf Technologie des Fahrassistenzsystems "Autopilot" zurückgreifen können, die die Tesla-Autos verwenden. In eingespielten Videos war zu sehen, wie der 73 Kilogramm schwere Roboter einen Karton trägt, Blumen mit einer Gießkanne bewässert und ein Metall-Bauteil in Teslas Autofabrik bewegt.

"Terminator"-Szenario vermeiden

Der Konzern wolle einen nützlichen Roboter entwickeln, der so schnell wie möglich gebaut werden könne, betonte Musk. Zugleich habe Tesla sich Gedanken darüber gemacht, wie man ein "Terminator"-Szenario vermeide, sagte er in Anspielung auf die Killer-Roboter aus der Filmreihe. Die Maschinen sollen deswegen so etwas wie einen Ausschalter für den Notfall bekommen.

Musk zeigte sich überzeugt, dass Roboter "für eine Zukunft mit Überfluss, eine Zukunft ohne Armut" sorgen könnten und sprach von einer "grundlegenden Transformation der Zivilisation". In der Vergangenheit hatte der Tech-Milliardär bereits prognostiziert, dass das Roboter-Projekt mit der Zeit bedeutender als Teslas Autoproduktion werden könnte. Bei der "Optimus"-Ankündigung vor einem Jahr hatte Tesla noch einen Menschen in ein Roboter-Kostüm gesteckt, was damals für einigen Spott sorgte.

Tesla nutzte das Event auch, um die Technologie hinter "Autopilot" und seinen Programmen zum maschinellen Lernen zu erklären. Musk zeigt sich überzeugt, dass Tesla das autonome Fahren allein mit Kameras bewältigen kann, ohne die teureren Laserradare, auf die andere Entwickler von Roboterauto-Technologie setzen.

Tesla-Kunden fahren mit Test-Software

Aktuell fahren 160.000 Tesla-Kunden in den USA mit einer Test-Version der Assistenz-Software, die die Autos unter anderem auch im Stadtverkehr steuern soll, statt nur Spur und Abstand zu halten. In Videos der Beta-Tester machte die Software oft eine schlechte Figur. Musk sagte, dass Tesla zum Jahresende zumindest technisch zur Einführung der Test-Software auch in anderen Ländern bereit sein dürfte. Allerdings könnten örtliche Regulierungsvorgaben den Start außerhalb der USA verzögern.

Während Musk den Blick auf Zukunftstechnologien richtete, verkündete sein Unternehmen am Wochenende den nächsten Rekordwert bei den Auslieferungen. Allerdings wurden dabei die Erwartungen von Analysten verfehlt. Tesla brachte von Juli bis September 343.830 Elektroautos zu den Käufern. Der bisherige Rekordwert lag bei gut 310.000 im ersten Vierteljahr dieses Jahres.

Tesla baut gerade seine Produktion aus, unter anderem werden in den beiden neuen Werken in Grünheide bei Berlin und in Texas die Kapazitäten hochgefahren. In Grünheide wurde gut ein halbes Jahr nach dem Start eine wöchentliche Produktion von 2.000 Fahrzeugen erreicht. Dazu zeigte das Unternehmen am Wochenende via Twitter ein Foto von Mitarbeitern neben einem Tesla mit dem aufgeklebten Schriftzug "2000" - wie schon bei Erreichen der 1.000er-Marke Mitte Juni.

Insgesamt erreichte Tesla im vergangenen Quartal eine Produktion von knapp 365.923 Elektroautos - größtenteils von den Volumenmodellen 3 und Y. Analysten hatten eher mit 358.000 Auslieferungen gerechnet. Tesla verwies darauf, dass es insbesondere in der heißen Auslieferungsphase zum Quartalsende schwierig sei, sich Transport-Kapazitäten zu einem angemessenen Preis zu sichern. Den Auslieferungszahlen von Tesla wird viel Beachtung geschenkt - denn sie sind ein Gradmesser dafür, wie gut sich der Elektro-Vorreiter gegen die zunehmende Konkurrenz etablierter Autokonzerne in dem Geschäft schlägt. (dpa/rs/rw)