Konzern investiert 100 Millionen Euro in IT-Infrastruktur

Thomas Cook reist in neue IT-Felder

09.06.2006 von Christiane Pütter
Die Zeiten, in denen schon im Januar drei Wochen Mallorca für Juni gebucht wurden, sind vorbei - heute will der Urlauber spontan die Koffer packen und losfahren. Um die veränderten Anforderungen von Online-Buchern über Pauschaltouristen bis zu Individualreisenden bedienen zu können, investiert das Touristikunternehmen Thomas Cook in den kommenden drei Jahren 100 Millionen Euro in die europaweite Aufrüstung der IT. Globe nennt sich das ehrgeizige Projekt, das die Reise in die erfolgreiche Zukunft sichern soll.
Thomas-Cook-CIO Reinhard Eschbach: "Wir müssen uns künftig auf Reisewünsche im Bausteinprinzip einstellen."
Foto: Thomas Cook

Das Unternehmen sieht in Globe nach eigenen Worten "mehr ein Business- als nur ein IT-Projekt". Ziel ist es, eine modulare, service-orientierte Architektur zu implementieren, um den Veränderungen auf dem Reisemarkt gerecht zu werden. Dafür wurde seit Anfang 2005 eine globale IT-Governance erarbeitet. Ein neu geschaffenes IT-Governance-Board aus Vorständen, CEOs der Regionen und CIOs der Einzelgesellschaften trifft die nötigen Entscheidungen.

Konkret will das Unternehmen seinen Kunden jeden Tag neue Produkte zu neuen Preisen anbieten können. Schließlich wolle ein Spanien-Urlauber heute zum Beispiel drei Tage nach Mallorca fliegen, dann einen Freund in Barcelona besuchen und anschließend auf den Balearen entspannen. "Wir müssen uns künftig auf solche Reisewünsche im Bausteinprinzip einstellen", sagt Thomas-Cook-CIO Reinhard Eschbach. Um die Kunden nicht an Agenturen wie Expedia oder Opodo zu verlieren, will das Unternehmen ein neues Veranstalter- und Buchungssystem einführen. Das Projekt Globe soll es möglich machen, jedes Reisepaket erst zum Zeitpunkt der Kundenanfrage zusammenzustellen und einen individuellen Preis dafür zu finden.

Ein System für Mallorca Pauschal und den Thailand-Rucksackurlaub

Es ist zwar auch jetzt schon möglich, jede beliebige Urlaubstour zu buchen, aber bisher sind dafür verschiedene Systeme im Einsatz. Das Pauschalgeschäft für Mallorca wird über einen anderen Tour-Operator bedient als eine Fernreise mit beliebigen Zwischenstopps. Globe soll die Buchungs-Systeme miteinander verzahnen und automatisiert zusammenarbeiten lassen.

Ein anderes Beispiel bezieht sich auf die Werbemittel des Konzerns: Will Thomas Cook zurzeit einen Flyer produzieren, müssen die Daten manuell in mehrere Systeme eingegeben werden. "Das dauert zu lang", erklärt eine Sprecherin. Die bestehenden IT-Systeme sollen deshalb ergänzt und neue Funktionalitäten integriert werden, um schneller und einfacher auf den Markt reagieren zu können.

Um Thomas Cook europaweit auf Trab zu bringen, werden die Mitarbeiter nationale Unterschiede überwinden müssen. Beispiel E-Commerce: Bisher kommen insgesamt neun Prozent des gesamten Konzernumsatzes aus dem E-Commerce, wobei Großbritannien mit 30 Prozent an online verkauften organisierten Reisen deutlich nach oben ausreißt. Frankreich, Deutschland, die Niederlande und Belgien hinken hinterher, werden aber nach Einschätzung von E-Commerce-Direktor Andreas Schräder aufholen.

Der Nutzer hat das Wort

Schräder will deshalb eine europaweite E-Commerce-Strategie umsetzen. Die bestehenden Prozesse müssen modernisiert werden, weil sie nicht multikanaltauglich und damit zu teuer sind. Der E-Commerce-Direktor will außerdem den Kunden stärker an das Unternehmen binden, indem unter dem Stichwort "Social commerce" von Nutzern generierte Inhalte in den Online-Auftritt integriert werden.

Thomas Cook verspricht sich von der Aufrüstung der IT Einsparungen. Auf Basis des Governance-Modells sollen Budgets und Projekte transparenter werden und zu einem strafferen Kosten-Management führen.

Ende 2007 will das Unternehmen einen ersten Abschnitt der europaweiten Umstellung der IT-Infrastruktur abgeschlossen haben. CIO Reinhard Eschbach rechnet damit, dass die Umsetzung insgesamt drei Jahre in Anspruch nehmen wird.

Um das Projekt Globe zum Erfolg zu machen, schwört Thomas Cook nicht zuletzt die Mitarbeiter ein: In einer Sonderausgabe der Hauszeitschrift wurde ausführlich über die IT-technischen Veränderungen berichtet.