Studie: Performance- und Effizienzanalyse

Top-Unternehmen sparen nicht an der IT

11.06.2009 von Christiane Pütter
Top-Firmen geben 14 Prozent mehr Geld für Change-Management aus als der Durchschnitt. Zugleich sparen sie 19 Prozent der Prozesskosten ein. Eine Studie der Hackett Group zeigt, welche Rolle die IT dabei spielt und warum in diesem Bereich nicht gekürzt werden sollte.
Dass Firmen in der Krise sparen wollen, liegt nahe - sie sollten aber nicht bei der IT den Rotstift ansetzen.
Foto: MEV Verlag

Wer bei der IT den Rotstift ansetzt, spart an der falschen Stelle. CIOs, die diese These untermauern wollen, können auf die Hackett Effizienzanalyse 2008 zurückgreifen. Die Analysten haben die Performance von 500 Unternehmen untersucht und stellen fest, dass Top-Unternehmen gerade mal 0,25 Prozent weniger Geld pro Jahr und Nutzer ausgeben für die IT. Damit kommen sie auf 8.775 US-Dollar für jeden Anwender.

Dafür sparen sie - verglichen mit dem Durchschnitt - 22 Prozent mehr beim Einkauf und acht Prozent mehr im Personalwesen. Die Analysten warnen denn auch davor, die Innovationskraft eines Unternehmens durch Kürzungen bei der IT zu gefährden.

Diese Aussagen dürfen jedoch nicht missverstanden werden: Die Unternehmensberatung Hackett rät CIOs schon, auf das Geld zu achten. Ihr Patentrezept: Komplexität reduzieren. Sie raten daher, möglichst viel zu standardisieren und zu zentralisieren.

Ein Vergleich der Firmen unter diesem Aspekt zeigt, dass Spitzenunternehmen 49 Prozent weniger Anwendungen haben als der Schnitt. Dadurch senken sie die gesamten Anwendungskosten um 20 bis 30 Prozent.

Außerdem arbeiten die besonders erfolgreichen Firmen mit 31 Prozent weniger Programmiersprachen als der Durchschnitt der Studienteilnehmer. Damit erzielen sie Einsparungen von zehn bis 15 Prozent.

Auf einen Punkt legen die Analysten dabei aber Wert: Komplexität kann auch zur Wertschöpfung beitragen. Das gilt zum Beispiel für Non-Standard-Applikationen, die dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Zu den nicht zählbaren Unterschieden zwischen mehr und weniger erfolgreichen Firmen gehört, dass Top-Unternehmen die IT besser auf das Business abstimmen als der Rest des Feldes. Außerdem brechen sie Projekte seltener ab.

Bessere Performance durch Service Level Agreements

Diese unterschiedlichen Resultate basieren nicht zuletzt darauf, wie sich Firmen organisieren und welchen Stellenwert sie der IT beimessen. So sitzen in den Musterfirmen häufiger CIOs im Vorstand als bei den anderen. Außerdem geben sie 14 Prozent mehr Geld für Change Management aus - und sparen im Gegenzug bei Prozesskosten fast ein Fünftel (19 Prozent) ein. Voraussetzung dafür ist die Kommunikation zwischen CIO und Business beziehungsweise CIO und den Fachabteilungen. Der IT-Chef muss die Bedürfnisse der Fachabteilungen verstehen.

Hinzu kommt, dass die Erfolgs-Firmen mehr Wert auf Service Level Agreements (SLAs) legen, sowohl externe als auch interne. Die Analysten bemühen den Sinnspruch, dass man nicht managen kann, was man nicht misst.

Ein weiterer Punkt bezieht sich auf Outsourcing. Top-Unternehmen wollen nicht bloß Kosten senken, sondern gehen strategisch vor, so die Analysten. Das heißt, dass Auslagern auch auf den Zugang zu Fähigkeiten abzielt, in denen das eigene Unternehmen Defizite hat.

Beim Outsourcing die Kontrolle bewahren

Dahinter steht ein Ansatz, den die Hackett Group mit "Transform and shift" umschreibt. Die Entscheider sehen sich den Bereich, den sie auslagern wollen, genau an, und geben Teilbereiche an Dienstleister. Gegenstück wäre der "Lift and shift"-Ansatz, bei dem komplette Bereiche ausgelagert werden - mit der Gefahr, dass das Unternehmen die Kontrolle darüber verliert. Laut Hackett ist diese Methode unterm Strich nur halb so erfolgreich wie der "Transform and shift"-Ansatz.

Die Hackett Group führt diese Gedanken in der "Hackett Effizienzanalyse 2008" aus. Für die Studie wurden Daten aus mehr als 500 Unternehmen ausgewertet.