CIO-Matinée 2004

Übersetzer müssen her

30.06.2004
In der abschließenden Podiumsrunde der Matinee diskutierten Referenten, Anbieter und Teilnehmer über den richtigen Weg, eine gemeinsame Sprache zwischen IT und Business in den Unternehmen zu finden.

Tobias Diener, zuständig für IT im Vorstand der Schweizer Rohrleitungssystem-Anbieters Georg Fischer AG, sah die Bringschuld auf der IT-Seite: Die IT müsse noch stärker die Sprache des Business sprechen. Deswegen empfahl er auch, weniger Informatiker als vielmehr Wirtschaftinformatiker einzustellen.

Wilfried Vogel, Geschäftsführer beim Softwareanbieter Ilog, entgegnete, dass das Business in der Pflicht stünde, sich mehr IT Wissen anzueignen. Mit dieser Wissensbasis könnte das Management besser Projekte anstoßen. Dieser Vorschlag stieß bei Diener auf Skepsis, um es vorsichtig auszudrücken. Aufgrund seiner Erfahrungen als früherer Berater und heutiger Vorstand prophezeite er, dass das nicht klappen wird.

Teilnehmer Helmut Krcmar, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Technische Universität München und Geschäftsführer der Informations- und Technologie-Management GmbH in Stuttgart (ITM), unterstützte die Position von Diener: Unternehmen bräuchten Übersetzer auf der Linie zwischen IT und Business. Auch er plädierte dafür, Wirtschaftsinformatiker an diese Schnittstellen zu setzen.

Solche Dolmetscher sollten jedoch aus den Fachabteilungen kommen. Dafür eine eigene Übersetzer-Ebene zu schaffen, führe eher zu noch mehr Missverständnissen, wie ein Teilnehmer im späteren Verlauf der Matinée sagte. Durch die neue - inzwischen wieder aufgelöste - Abteilung sei die Kommunikation in seinem Unternehmen nur noch komplexer geworden.

Auf der obersten Ebene komme nach Krcmars Ansicht natürlich dem CIO die Aufgabe zu, die IT-Anliegen in verständlicher Sprache zu vermitteln. Allerdings, sagte er in Anspielung auf den Titel der Diskussion, sollten CIOs und Management nicht das Trennende zwischen IT und Business suchen, sondern auf die Gemeinsamkeiten schauen.

Es blieb die Frage, ob der CIO einen Platz im Vorstand haben müsste, um die Belange der IT besser vermitteln zu können. Robert Wagner, CIO des RW TÜV, hielt dies nicht für zwingend notwendig. Viel wichtiger sei es, den obersten IT-Verantwortlichen von Zwängen wie operativen Aufgaben zu befreien: "Wenn man den Sumpf trocken legen will, darf man auch nicht die Frösche fragen."

Schließlich drehte Jochen Töpfer von Compuware den Spieß mit einer provokanten Frage um: Wie wäre es, wenn der CFO an den CIO berichten würde? Schließlich sei der CIO der Herr aller Informationen, während der CFO nur der Herr einer Teilmenge der Informationen sei. Natürlich wusste auch er, dass dies nur ein Wunschdenken ist, wichtig war es ihm aber, das CIO und Management auf gleicher Augenhöhe miteinander reden sollten.

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