Zu hohe Risiken durch fehlende Marktstandards

Umfassende Banksteuerung scheitert an schlechter IT-Ausstattung

20.08.2007 von Christiane Pütter
Basel II oder die Umstellung auf den internationalen Rechnungslegungsstandard (IFRS) sind weitgehend erledigt, jetzt müssen Banken die integrierte Risikosteuerung angehen. Noch aber zögern die Kreditinstitute - schlechte Datenqualität und fehlende Standards lassen Investitionen in Hard- und Software als zu gewagt erscheinen. Das können die Analysten von Steria Mummert in ihrem "Kompass Banksteuerung 2007" zwar nachvollziehen, mahnen aber an, neue Geschäftspotenziale rechtzeitig zu erschließen.
Die gelungene Banksteuerung nach Steria Mummert.

Das Problem beginnt an der Wurzel: Wegen des steigenden Wettbewerbs und sinkender Margen müssten Bankprodukte immer genauer kalkuliert werden, so die Analysten. Damit das gelingt, ist das Vorliegen einheitlicher und widerspruchsfreier Daten und Methoden zur Bestimmung der Ertrags- und Risikokennzahlen notwendig.

Nach Lage der Dinge stellt es sich derzeit so dar, dass die wachsende Menge an betriebswirtschaftlichen Auswertungen kaum zu einer einzigen Risikokennzahl zusammengefasst werden kann. Zwar arbeiten 78 Prozent der Banken mit aufsichtsrechtlichen Kenndaten, aber moderne risikoadjustierte Ertragskennzahlen wie beispielsweise RoRAC (Return on riskadjusted capital) nutzt bislang erst jede Zweite. Dabei hängt der Einsatz stark von der Unternehmensgröße ab: Große Institute weisen einen Durchdringungsgrad von 86 Prozent auf, kleine von nur 25 Prozent.

Blick auf die aktuellen Tools.

Nach Beobachtung von Steria Mummert fehlt es grundsätzlich an der entsprechenden Qualität, Konsistenz und Vollständigkeit der Daten, so dass pauschalisierte Bewertungen abgegeben werden, weil einzelne Kenngrößen nur bedingt in die Planung einfließen.

Ein weiterer Punkt: Erst vier von zehn Banken (39 Prozent) haben ein einheitliches Berichtswesen aufgebaut. Immerhin planen weitere 22 Prozent, ein solches zu implementieren. Bisher sind Rechnungswesen und Risiko-Management in der internen Steuerung meist nicht miteinander verknüpft.

Über die Verbreitunng von einheitlichen Berichtswesen.

Hintergrund ist die schlechte IT-Ausstattung der Kreditinstitute. Die Analysten haben keine einzige Bank gefunden, die über ein vollautomatisches, unternehmensweites Reporting-System verfügt. 71 Prozent haben wenigstens halbautomatische Systeme. Die restlichen 29 Prozent sitzen über diversen individuellen Tabellenprogrammen.

Compliance nicht als Last sehen, sondern als Chance

Das dürfte sich auch so schnell nicht ändern. Die Autoren der Studie sind sich bewusst, dass die Entscheidung für Investitionen derzeit nicht einfach ist: Systemseitig hat sich noch kein Marktstandard zur Erfüllung aller Komponenten einer Banksteuerung durchgesetzt. Und die derzeitigen Angebote vermögen die Studienteilnehmer nicht zu überzeugen. 63 Prozent seien nicht nur zu teuer und zu aufwändig, sondern ließen auch noch beim Funktionsumfang zu wünschen übrig. 25 Prozent zeigen Schwächen in der Architektur.

Dennoch sollten die Unternehmen nach Auffassung von Steria Mummert nicht zu lange warten. Sie sind davon überzeugt, dass eine aufgerüstete Bankensteuerung neue Geschäftspotenziale erschließen und außerdem Kosten senken wird.

Die Schwächen der aktuellen Angebote.

Die Analysten schließen sich der Haltung an, wonach aufsichtsrechtliche Bestimmungen nicht als lästige Bürokratie, sondern als Chance zu mehr Qualität bei Daten, Prozessen und Steuerungssystemen begriffen werden. Immerhin haben in der Studie auch 86 Prozent der Entscheider aus dem Kreditwesen erklärt, gesetzliche Vorgaben im Risiko-Management seien die entscheidende Kraft für Innovationen. Dann dürfte der von den Analysten geforderte Aufbruch in eine moderne wettbewerbsfähige Banksteuerung ja nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Steria Mummert spricht folgende Empfehlungen aus:

Für den "Kompass Banksteuerung 2007" hat Steria Mummert Consulting die Top 100 Banken in Deutschland und die Top 15 Banken in Österreich befragt.