Gefragt sind bewährte integrierte Lösungen

Umsatz mit Klinikinformationssystemen verdoppelt sich

07.09.2004 von Michael Kallus
Bis 2010 wird sich der Markt für Gesundheits-IT auf 6,3 Milliarden US-Dollar belaufen. Drei Viertel des Umsatzes stammen von öffentliche Aufträgen für die Implementierung von IT-Systemen. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan.

Das klinische Segment bietet den Anbietern die größten Wachstumschancen. Der Umsatz betrug hier im vergangenen Jahr rund 1,9 Milliarden US-Dollar und soll jährlich um 12,3 Prozent wachsen. Laut Studie wird dieser Trend bis 2010 anhalten.

Darüber hinaus ist laut Frost & Sullivan ein Trend zu beobachten, die Umsatzzyklen durch Automatisierung im klinischen Bereich zu optimieren – anstatt sich nur auf finanzielle Module zu verlassen. Das wirke sich positiv auf den Markt für klinische IT-Systeme aus.

Zu den Systemen, die auf großes Interesse stoßen, gehören Bildarchivierungs- und -Kommunikationssysteme (PACS – Picture Archiving and Communication Systems), Röntgeninformationssysteme (RIS – Radiology Information Systems) und die elektronische Patientenakte (EMR – Electronic Medical Records). Hinzu kommen computergestützte ärztliche Leistungsanforderungssysteme (CPOE-Systeme – Computerised Physician Order Entry Systems).

Nationale Initiativen – bürokratisch und mit Vorbehalten in IT

Im europäischen Gesundheitswesen gibt es zahlreiche Initiativen, um klinische Abläufe zu verbessern und Kosten zu sparen. Als Beispiele zitiert die Studie das National Programme for Information Technology des Britischen National Health Service und die von der EU-Kommission propagierte e-Health-Initiative. Mehr als 75 Prozent der Anbieter medizinischer Leistungen, so berichtet Frost & Sullivan, gehören zum öffentlichen Sektor. Dennoch seien die Finanzen meist knapp.

In den europäischen Gesundheitssystemen hatte die IT bisher eine geringere Priorität als die Anschaffung von diagnostischem Gerät und allgemeine Verbesserungen der Infrastruktur, so Frost & Sullivan. Außerdem haben die Anbieter oft mit einer Zeit raubenden Bürokratie zu kämpfen, die einer verstärkten Einführung von KIS ebenfalls im Wege stehen kann.

Etablierte Unternehmen im Vorteil gegenüber Neulingen

Auf dem stark fragmentierten Europamarkt für Klinikinformationssysteme sind etablierte Anbieter in der Regel deutlich im Vorteil gegenüber neuen Wettbewerbern. Meist haben sie enge Verbindungen zu den medizinischen Einrichtungen, die bisherige Systeme weiter nutzen wollen. Oft würden sie auch nicht über die Mittel verfügen, auf modernere Systeme umzusteigen.

Neue Anbieter werden Forst & Sullivan zufolge überzeugende Argumente in Form von Erfolgsstorys liefern müssen. Sie müssen wettbewerbsfähige Preise bieten und Kunden überzeugen, dass sie die besseren Funktionen bieten. Einige finanzkräftige Wettbewerber haben auch versucht, das Problem durch Übernahmen zu lösen.

Garantie auf langfristige Nutzungsmöglichkeit entscheidet

Selbst wenn sich die Kunden teure Modernisierungen leisten können: Das Bestreben, neue Module in vorhandene Systeme zu integrieren, dürfte Anbietern entgegen kommen, die integrierte IT-Lösungen mit einer erfolgreichen Vorgeschichte anbieten können. Wurden in letzter Zeit Anbieter bei der Auftragsvergabe nicht berücksichtigt, so zeigte sich dabei laut Studie immer wieder, wie wichtig den Kunden die Garantie längerer Produktzyklen ist.

"Das dürfte vor allem für kleinere Anbieter eine wichtige Herausforderung sein, die oft mit einem bunten Paket von Subsystemen auf den Markt kommen," so ein Analyst von Frost & Sullivan.

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