UC-Markt boomt erst ab 2010

Unified-Communications-Anbieter: zwischen Partnerschaft und Wettbewerb

10.10.2007 von Nina Gut
Unified Communications (UC) wird in den kommenden Jahren zentraler Bestandteil der ITK-Strategie von Anwenderunternehmen. Derzeit bremsen aber die technische Komplexität sowie ein unübersichtlicher Anbietermarkt voller Interessenkonflikte den Marktdurchbruch. Unternehmen, die eine Einführung von UC planen, müssen prüfen, ob Strategie und Ansatz der Anbieter zu ihren individuellen Anforderungen passen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse des Marktforschers Berlecon.
Von Flexibilität bis Mobilität: UCs haben strategische Bedeutung.

Die Analysten gehen davon aus, dass der Markt für Unified Communications schon 2008 deutlich wächst - allerdings von einer geringen Basis aus. Mit signifikanten Umsätzen können die Anbieter frühestens 2009 rechnen. Realistischer noch ist das Jahr 2010.

Die Studie sieht klare Vorteile von Unified-Communications-Lösungen: Sie unterstützen Unternehmen bei Geschäftsprozessen und steigern Produktivität und Effizienz. Die Bündelung verschiedener Kommunikationskanäle und -anwendungen in ein gemeinsames System erlaubt eine direkte Integration in die IT. So können beispielsweise aus Anwendungen heraus Telefonate oder Instant-Messaging-Sitzungen initiiert oder der Präsenzstatus eines Geschäftspartners erkannt werden.

Trotz dieser strategischen Bedeutung und wachsenden Interesses auf Anwenderseite lässt der Marktdurchbruch noch auf sich warten. Die Komplexität der Technik sowie ein heiß umkämpfter Anbietermarkt reduzieren die Transparenz für Anwenderunternehmen. "Am Markt für Unified Communications treffen Anbieter aus TK und IT aufeinander - Welten, die in der Vergangenheit weitgehend voneinander getrennten waren", erklärt Berlecon-Analyst Philipp Bohn. "Sie treten gleichzeitig als Kooperationspartner miteinander, aber auch als Konkurrenten gegeneinander an. Dabei sind die Lösungen der einzelnen Anbieter in ihrer Funktionalität teilweise sehr ähnlich."

Allerdings weisen die Lösungen bei der Unterstützung von Drittanbietern und der technischen Basis wesentliche Unterschiede auf, die bei der Entscheidung für einen Anbieter unbedingt berücksichtigt werden sollten. Berlecon empfiehlt Unternehmen daher, im Vorfeld zwei Dinge zu prüfen: erstens, ob die Unified-Communications-Lösung in eine historisch gewachsene ITK-Infrastruktur integrierbar ist; zweitens, ob die Lösung vor allem auf Soft- oder Hardware basiert.

Philipp Bohn: "Anbieter wie Siemens oder IBM verfolgen hinsichtlich der Integrierbarkeit einen eher heterogenen Ansatz, das heißt, die Unterstützung möglichst vieler Drittanbieter. Cisco oder Microsoft setzen dagegen mehr auf Homogenität, also auf integrierte Systeme aus einer Hand." Auch beim zweiten Kriterium macht Bohn deutliche Unterschiede aus: "Besonders Anbieter wie Microsoft nutzen vornehmlich Software zur Abbildung der Funktionalitäten, mit positiven Effekten auf die Administrierbarkeit und Anschaffungskosten der Lösung. Bei Anbietern wie Alcatel-Lucent, Avaya, Nortel und Siemens wird zu einem größeren Teil Hardware eingesetzt, so dass hier eher komplexe, hochverfügbare und sichere Infrastrukturen abgebildet werden können."

Tipp: Interessenskonflikte begraben

Um das Vertrauen der Anwender zu gewinnen, müssen die Anbieter der Studie zufolge vor allem eines beherzigen: Sie müssen ihre Interessenkonflikte in den Hintergrund stellen. Solange sie nicht klar signalisieren, mit wem sie auch künftig im Interesse Ihrer Kunden kooperieren und gegen wen sie sich im Wettbewerb positionieren werden, fehlt Anwendern die Planungssicherheit für ihre Unified-Communications-Investitionen.

Der Report "Unified Communications in Deutschland - Potenzial, Strategien, Anbieter" basiert auf "Desk Research" sowie auf Interviews und Hintergrundgesprächen mit Anbietern von UC-Lösungen. Er wurde im Zeitraum Juni bis September 2007 erstellt.