BARC kritisiert

Unternehmen messen BI-Performance nicht

30.12.2010 von Thomas Pelkmann
Jede dritte Firma misst nicht den Effekt von Ausgaben für Business Intelligence. Die BARC-Studie ergab auch: Eine BI-Einheit steigert die Anwenderzufriedenheit.
Die BI-Performance wird selten gemessen.
Foto: Frank Gärtner - Fotolia.com

Business Intelligence (BI) betreibt per Definition, wer seine Geschäftsdaten systematisch sammelt und analysiert, um daraus Erkenntnisse für das Aufstellen und Verfolgen der Unternehmensziele zu ziehen. Das kann der Geschäftsführer eines Unternehmens sein, aber auch der Controller oder der Verkaufsleiter, und es spricht zunächst nichts dagegen, dass diese Form der Geschäftsdatenanalytik systematisch und konsequent betrieben wird.

Dennoch setzen sich Analysten wie Gartner oder BARC dafür ein, eigene Teams für Business Intelligence zu bilden und in Business Intelligence Competency Center (BICC) zu funktionsübergreifenden Teams zusammenzufassen. Der Vorteil solcher organisationsweit tätigen Kompetenzzentren: Durch die Koordination von Tätigkeiten und Ressourcen stellt es sicher, dass überall in einer Organisation systematisch ein auf Tatsachen beruhender Ansatz zur Entscheidungsfindung umgesetzt wird (Wikipedia).

Der zentralisierte Ansatz für unternehmensweite BI scheint erfolgversprechend zu sein, wird aber in der Praxis dennoch nicht flächendeckend angewendet. Das ist das Ergebnis der zweiten Studie "Organization of Business Intelligence", in der BARC untersucht, was Business Intelligence Competency Center (BICC) erfolgreich macht.

Ziel der Studie war es, die Erfolgsfaktoren von Unternehmen mit Business Intelligence Competency Center (BICC) zu identifizieren. An der Umfrage nahmen rund 400 Unternehmensverantwortliche aus dem C-Level, der IT und den Fachabteilungen teil.

Dabei zeigte sich, dass viele Unternehmen Business Intelligence erst seit kurzem "nachhaltig organisieren", heißt es in der Studie. Ganze 43 Prozent der BICCs waren bereits länger als drei Jahre im Einsatz. Zudem werde der Erfolg von BI-Investitionen oft nicht gemessen. Das ist umso erstaunlicher, als BARC-Analystin Melanie Mack die Bedeutung der BICCs hervorhebt: "Die Studie zeigt, dass der Einsatz von zentralen Organisationseinheiten messbaren Mehrwert in Unternehmen mit BI-Nutzung bietet." Als zentrale, übergreifende Organisationseinheit könne ein BICC dazu beitragen, die Effektivität von BI-Initiativen zu erhöhen und Diskrepanzen zwischen individuellen Projektzielen und dem Unternehmensstandard auszuräumen.

Top-Down verspricht größeren Erfolg bei BI-Projekten

Von dieser grundlegenden Einschätzung abgesehen, scheint der Erfolg eines Competence Centers für BI auch von verschiedenen äußeren Faktoren abzuhängen. So ist BARC zufolge ein Top-Down-Ansatz, bei dem die Gründung eines BICCs durch eine strategische Entscheidung angestoßen wird, erfolgreicher als die Umorganisation einer bestehenden Einheit. Größere Zufriedenheit gibt es bei den Umfrageteilnehmern mit BICC auch dann, wenn die Unternehmensleitung die Verantwortung für die Geschäftsanalytik übernimmt und zudem das Kompetenzzentrum als Profit Center organisiert.

Der Vergleich zwischen dem Alter des BICC und dem Grad der Zufriedenheit mit der Arbeit der Datenanalysten zeigt, dass die Verbesserungen durch die Zentralisierung nicht sofort spürbar sind. Erst "ein bis drei Jahre nach Implementierung zeigt sich eine Verdoppelung der Anwenderzufriedenheit", so BARC. Allerdings zeigten Unternehmen mit einer zentralen Organisationseinheit bei allen gemessenen Zufriedenheitsindikatoren höhere Werte als Unternehmen ohne BICC.

Grundsätzlich scheint BI eine Frage des Reifegrads eines Unternehmens zu sein: Je strategischer diese Aufgabe angegangen wird, umso eher gibt es ein BICC, das die Arbeit zentral organisiert. In der direkten Folge dieses strategischen Umgangs mit Daten greift ein Unternehmen auch auf mehr Datenquellen zu und kann damit die Aussagekraft seiner Geschäftsanalysen verbessern.

Allerdings, kritisieren die BARC-Analysten, finde durchweg eine nur "sehr begrenzte Performance-Messung von BI-Lösungen" statt. Ein Drittel aller Unternehmen verzichte komplett darauf, den Erfolg ihrer Investitionen in Business Intelligence zu messen. Ein weiteres Drittel gleicht die Investitionen mit quantitativen und qualitativen Maßstäben ab. Das letzte Drittel setzt entweder auf rein quantitative Auswertungen oder weiß nicht, welche Methoden ihr Unternehmen anwendet.

Zu diesem Umstand mag die Tatsache beitragen, dass es dafür quer durch die Unternehmen noch keine verbindlichen Standards gebe, bemängelt BARC. Das gelte umso mehr, wenn es um die Bewertung von qualitativen Ergebnissen gehe, zum Beispiel um "bessere Informationen", "bessere Entscheidungsfindung" oder "verbesserte Datenqualität".

BI-Performance wird nur selten gemessen

Dabei bietet BARC eine ganze Reihe von Kriterien für die Auswertung an. Dazu gehören Faktoren wie Projekterfolg, Anwenderzufriedenheit, Kosten-Nutzen-Verhältnis, Abfrage-Geschwindigkeit, Datenqualität, Transparenz, das Erfüllen von Service Level Agreements sowie reduzierte Lizenzkosten.

Egal, ob der Erfolg gemessen wird oder nicht: Unternehmen mit BICC schneiden in jeder der zur Anwenderzufriedenheit herangezogenen Kategorien um den Faktor zehn besser ab als Firmen ohne Kompetenzzentrum. Insofern sei es keine Frage, schließt der BARC-Report, dass ein "BI Competence Center Unternehmen, die BI nutzen, einen messbaren Mehrwert beschert".

Die Studie ist über die Webseite von BARC kostenfrei gegen Registrierung zu bekommen.