Enterprise Architecture Management

Unternehmensarchitektur agiler verwalten

11.12.2019 von Ivan Kovynyov
Neue Themen wie Agile, Digital Platforms, Digitalisierung und Business Ecosystems stellen traditionelles EAM vor neuen Herausforderungen. Um weiterhin relevant zu bleiben, braucht es einen grundlegenden Wandel der Denkweise beim EAM als Stabsfunktion und in den Organisationsformen.
EAM muss sich neuen Anforderungen durch die zunehmende Digitalisierung anpassen.
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Das digitale Zeitalter stellt das Management von Unternehmensarchitekturen (Enterprise Architecture Management EAM) vor neue Herausforderungen. Insbesondere agiles, inkrementelles Arbeiten, das auf adaptive, cross-funktionale Zusammenarbeit, Bottom-Up-Entscheidungen und kurze Time-to-Market-Zyklen setzt, fordert grundlegende Veränderungen beim EAM ein.

Keine Architekturarbeit mehr auf Vorrat

In vielen Unternehmen ist EAM darauf ausgerichtet, die IT-Landschaft langfristig zu optimieren. Dazu wurde der Ist-Stand erhoben, der gewünschte Soll-Stand modelliert und daraus ein Portfolio von Projekten mit jahrelanger Laufzeit abgeleitet. Umbau oder Rückbau dauern bei diesem Ansatz genauso lange wie der Aufbau. In einer Zeit jedoch, in der sich Ziele schnell ändern, ist dieses Vorgehen nicht flexibel genug und bietet somit einen begrenzten Nutzen.

Hier gilt es, EAM auf aktuelle, konkrete Problemstellungen konzentrieren. Dafür eignen sich folgende EAM-Ergebnistypen besonders gut:

Abstrakte Architekturprinzipien bringen agilen Teams keinen Mehrwert

EAM war nie ein Selbstläufer. Zu den "natürlichen Feinden" von EAM gehören insbesondere der lokale Gestaltungswille, unvollständige Information, nicht eindeutige Entscheidungssituationen sowie wechselnde Prioritäten und Strategien. Zudem galt EAM oft als zu abgehoben und theoretisch. Es mangelte ferner an der Fähigkeit, komplexe technische Sachverhalte in Managementsprache zu übersetzen.

Die globale Architektursicht passt nicht immer zur agilen Teamarbeit mit lokalen Bedürfnissen, situativen Entscheiden und hoher Geschwindigkeit. Globale Architekturskizzen können nicht immer in konkrete Handlungsempfehlungen übersetzt werden, die agile Teams umsetzen könnten. Die Übersetzungsarbeit ist aus zeitlichen Gründen unrealistisch.

EAM sollte sich heutzutage auf die Themen konzentrieren, die für die jeweiligen Unternehmen relevant sind. Es muss schnell und effizient Entscheidungshilfe für aufkommende Entscheidungssituationen bieten. Nur so kann EAM weiterhin ein zentrales Werkzeug der Veränderung bleiben.

Design for Change

In der Wirtschaft vollzieht sich gerade ein fundamentaler Paradigmenwechsel: der Fokus verschiebt sich weg von der Effizienz der Abwicklung und hin zur Geschwindigkeit der Veränderung. Noch vor ein paar Jahren standen folgende Themen auf der Agenda eines CIOs: Synergien, IT-Strategie, Governance, Release Management und Standardisierung. Heute beschäftigen sich Führungskräfte vielmehr mit agilem Arbeiten, Eigenverantwortung, cross-funktionaler Zusammenarbeit, Digitalisierung, loser Kopplung und Continuous Deployment.

Dieser Paradigmenwechsel ist nur teilweise im EAM angekommen. EAM muss sich diesem Veränderungsprozess anpassen und seinen Ansatz verändern:

EAM organisatorisch einbetten (am Beispiel von Spotify-Modell)

In einer agilen Organisation gibt es keine Funktions-Silos mehr. Somit gibt es auch hier keinen Platz mehr für eine EAM-Stabsfunktion. Die Aufgaben und Kompetenz sind atomisiert und verteilen sich auf diverse Stellen innerhalb der Organisation um. Nichtsdestotrotz muss die Einbettung von EAM in die Lösungsentwicklung und die Entscheidungsprozesse sorgfältig konzipiert und umgesetzt werden.

Eine agile Organisation, welche dem Spotify-Modell folgt, setzt sich aus den folgenden wesentlichen Elementen zusammen:

Exemplarischer Aufbau einer agilen Organisation mit Spotify-Modell
Foto: kobaltblau

So kann beispielsweise EAM als eine EA-Gilde umgesetzt werden. Dies bietet einige Vorteile: