Eindrücke von der Gamescom

"Unvermindert: Schneller, höher, weiter"

29.08.2018 von Simon Hülsbömer
Wie sich Erfahrungen von der Kölner Gaming-Messe für das eigene Unternehmen nutzen lassen, berichtet Michael Stender von SMA Solar Technology.
  • Visualisierungstechnologien bringen auch in konventionellen Anwendungen einen Mehrwert.
  • SMA Solar hat auch schon ein neues Gerät "spielerisch" entwickelt.
Michael Stender, Head of Business Application bei SMA Solar Technology, besuchte die Gamescom 2018 zusammen mit seiner Tochter.
Foto: SMA Solar Technology AG

Gerade ist in Köln die zehnte Auflage der Gamescom, der nach eigenen Angaben "europäischen Leitmesse für digitale Spielekultur" zu Ende gegangen. Die "Stiftung WHU" der WHU - Otto-Beisheim-School of Management hatte unter dem Titel "WHU CxOs & Kids @Gamescom" erneut zu einem Messerundgang für Führungskräfte und deren Nachwuchs eingeladen. Michael Stender, Head of Business Application der SMA Solar Technology AG und Alumnus des Leadership Excellence Program von CIO, WHU und DXC, war gemeinsam mit seiner Tochter vor Ort und berichtet im CIO.de-Gespräch von seinen Erfahrungen.

CIO.de: Warum haben Sie sich entschieden, die Gamescom 2018 zu besuchen?

Michael Stender: Die Gamescom bietet eine gute Gelegenheit, einen Eindruck zu bekommen, welcher Level an Digitalisierung im Consumer-Bereich sozusagen demnächst als "Mainstream" anzusehen ist. Während die Zielgruppe hier als Privatpersonen angesprochen wird, sind viele der Besucher bereits heute oder demnächst mit anderen Rollen in Unternehmen unterwegs. Diese Erfahrungen haben damit Einfluss auf ihr Verhalten als Kunden oder als aktuelle beziehungsweise künftige Kollegen. Das besser zu verstehen, hilft bessere Lösungen zu finden.

CIO.de: Welche persönlichen Eindrücke nehmen Sie von der Messe mit?

Michael Stender: Unvermindert: Schneller, höher, weiter! Die Dynamik ist ungebrochen, neue Besucherrekorde wurden vermeldet. Das ist in meinen Augen eine Bestätigung, dass Gaming ein übergreifendes "Phänomen" ist.

CIO.de: Was können Unternehmen aus klassischen Industrien von der Gaming-Branche lernen?

Michael Stender: Es gibt verschiedene Handlungsfelder. Ganz offensichtlich ist in der Außendarstellung und Vermarktung von eigenen Leistungen und Produkten über Social Media die Gaming-Community ein sehr attraktiver Kanal - sei es bei passenden (Consumer-)Produkten für die Vermarktung oder auch für die Mitarbeitergewinnung. Umgekehrt gibt es Chancen, Ideen bis in die eigene Produktentwicklung zu übernehmen - Stichwort "Gamification".

CIO.de: Was heißt das konkret?

Michael Stender: Es ist deutlich geworden, dass die gezielte Nutzung von Visualisierungstechnologien auch in konventionellen Anwendungen einen Mehrwert bringt. Gaming ist dabei aus meiner Sicht ein Wegbereiter einerseits für die Technologieentwicklung und andererseits für die Anwender, diese spielerisch zu qualifizieren, wie man solche Lösungen benutzt. Über Gaming im privaten Bereich werden sozusagen Kompetenzen für eine zukünftige Arbeitsumgebung erworben - was natürlich keine Entschuldigung für ein Dauer-Gaming sein soll...

Die Gamescom wächst von Jahr zu Jahr und vermeldet immer neue Besucherrekorde. Rund 370.000 Besucher kamen an den fünf Messetagen zur Gamescom 2018 in Köln. Im Vorjahr waren es 355.000 Besucher, 2012 waren es noch 275.00 Besucher.
Foto: Koelnmesse GmbH, Thomas Klerx

CIO.de: Haben Sie ein Beispiel aus Ihrem Unternehmen SMA Solar Technology dazu?

Michael Stender: Ja, aus der Produktentwicklung: Im Rahmen einer internen Innovations-Kampagne wurde die Idee für ein Gerät entwickelt, das in einem privaten Haushalt mit Photovoltaik über eine Leuchte anzeigt, ob aktuell gerade mehr Strom erzeugt als verbraucht wird oder ob es eine negative Energiebilanz hat. Aus technischer Sicht eine relativ einfache Entwicklung, die unmittelbares Feedback an die Hausbewohner gibt. Wir haben einen Prototypen davon gebaut und auf unserer Branchenmesse, der Intersolar, vorgestellt - mit sehr positiver Rückmeldung.

CIO.de: Mit welchen anderen Projekten beschäftigen Sie sich derzeit?

Michael Stender: In der Branche ist die Digitalisierung der Energiewirtschaft das zentrale Thema. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland erreicht kontinuierlich neue Höchststände. In der nächsten Ausbauphase geht es darum, sektorenübergreifend Energieverbrauch und -erzeugung - wie beispielsweise aus Photovoltaik - besser aufeinander abzustimmen.

Bei SMA arbeiten wir an Lösungen, die es Unternehmen erlauben, selbst erzeugten Strom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage, der nicht selbst direkt verbraucht wird, automatisiert an der Strombörse zu handeln. Die Entwicklung von diesen neuen Geschäftsmodellen fordert die Ende-zu-Ende-Betrachtung der Prozesse und damit unternehmensübergreifende Projekte.

CIO.de: Im Rahmen des CIO Leadership Excellence Program (LEP) 2016/17 haben Sie sich mit den Themen General und Intercultural Management, unter anderem in Indien, auseinandergesetzt. Wie bereichernd waren und sind die Erfahrungen aus dem Seminar in Ihrem Berufsalltag?

Michael Stender: Sehr bereichernd. Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien findet inzwischen insbesondere im Ausland statt. Wir haben einen Export-Anteil von über 80 Prozent und die asiatischen Märkte, insbesondere Indien, spielen dabei eine zentrale Rolle. Dort wechselt man aus ökonomischen Gründen direkt auf erneuerbare Energien als neue Energiequelle, statt in konventionelle Kraftwerke zu investieren. Das ist analog der Entwicklung im Mobilfunk, bei denen in einigen Märkten wie beispielsweise Indien Mobilfunk-Standards direkt übersprungen wurden.

CIO.de: Das LEP beschäftigt sich künftig noch stärker mit den Themen Disruption/Innovation und führt im kommenden Jahr erstmals ins Silicon Valley. Sind Sie dabei?

Michael Stender: Der Blick auf aktuelle Methoden im Innovationsmanagement in Kombination mit der Erfahrung aus dem Intercultural Management habe ich am LEP sehr geschätzt. Insofern verspricht eine Reise ins Silicon Valley eine interessante Kombination zu werden.

Der nächste Durchgang des Leadership Excellence Program von CIO, WHU und DXC Technology findet vom 5. bis 9. November 2018 in Düsseldorf statt. Vom 25. bis zum 29. März 2019 geht es dann in die USA. Weitere Seminarmodule sind in Planung. Wenn Sie sich für das Programm interessieren und gerne mit dabei wären, können Sie sich hier informieren und sich für einen Platz bewerben.

CIO Leadership Excellence Program 2017 in Indien
Heavy Traffic
Bangalore ist nicht nur für seinen IT-Standort Electronics City, sondern vor allem auch für den verrückten Straßenverkehr bekannt.
Meditativ
Im Inneren der Regierungs- und Gerichtsgebäude - dort also, wo es häufig hoch her geht - hängt oftmals eine Gebotstafel Mahatma Gandhis mit Verweis auf innere Ruhe und Meditation.
Zweiräder en masse
Nirgendwo auf der Welt ist die Motorroller-Dichte auf den Straßen so hoch wie in Bangalore.
A sexy cultural beast
Noch vor wenigen Jahren wäre solch ein Werbeschild mit der Vokabel "sexy" im öffentlichen Raum verpönt gewesen. Mittlerweile ist das aber kein Problem mehr.
Nachtleben
Bei Dunkelheit erwacht auch Bangalore zum Leben.
Zu Gast bei HPE
Am ersten Seminartag reiste die LEP-Gruppe nach Electronics City zu Hewlett Packard Enterprises und ließ sich einige Outsourcing-Projekte vor Ort zeigen.
Auf der ganzen Welt zuhause
Bangalore ist Deutschland um 4,5 Stunden voraus - ist es bei uns 12 Uhr, ist es dort also 16.30 Uhr. Bei Sommerzeit kommt noch eine Stunde oben drauf.
Roundtable
Interessiert hörten die IT-Manager den HPE-Vorträgen zu.
Weiter geht es zum TÜV Rheinland
Im sogenannten "EMC Lab" testet der TÜV Rheinland die Schallemission unter anderem von Elektrogeräten von Herstellern aus der ganzen Welt, die bei entsprechenden Resultaten dann zertifiziert werden.
Motorikschas
Auch sie prägen das Straßenbild vieler Städte: Motorikschas, auch Autorikschas genannt, die indische Form des Taxis.
Vor Mysore Palace
Nach dem Taj Mahal ist der Mysore Palace die bestbesuchte Touristenattraktion Indiens.
Palastelefanten
Indische Elefanten haben bekanntermaßen kleinere Ohren als die afrikanischen, sich in der Sonne entspannen können sie aber genauso gut.
Irgendwo im Nirgendwo ...
... steht die Myra Business School in Mysore, in der die IT-Manager einige Stunden verbrachten.
"Tapping Business Growth in India: Reward for Risk"
Das war das Motto des Auslandsmoduls des LEP 2016/17.
Gespräche beim Essen
Beim gemeinsamen Mittagessen kamen die LEP'ler mit Myra-Master-Studentinnen und -Studenten ins Gespräch.
Heilige Kühe
Sie können sich im indischen Straßenverkehr beinahe alles erlauben: Will eine Kuh über die Straße, stoppt der Verkehr. Will sie einfach nur mit dem Straßenstrom laufen, tut sie das ebenfalls.
Handgemachtes Holzspielzeug
Bei "Maya Organic" wird fair gehandeltes Holzspielzeug gefertigt. Hier ein Bild aus der Produktion.
Engagement pur
Beeindruckend war, mit welchem Engagement die Mitarbeiter bei der Sache sind.
OSI-Modell?
Was ein wenig so aussieht wie das OSI-Schichtenmodell aus der Informatik, wurde den IT-Managern auch genau als eben solches präsentiert. Auch wenn es in Wahrheit ein Spielzeug für Kleinkinder ist.
Zurück auf die Schulbank
Bei "Parikrma" erhielten die LEP'ler Einblick in eine private Schule, die auf NGO-Basis gegründet und rein durch Spenden finanziert wird.
Interkultureller Austausch
Kinder und Jugendlichen aus armen Verhältnissen erhalten hier vom Kindergarten bis zum Studium Schul- und Ausbildung und Ernährung.
Alt trifft Jung
Gruppenfotos mit Kindern gehen immer...
Gold, Silber und mehr
Die besten Absolventen des IIMB - Indian Institute of Management Bangalore werden mit dieser großen Tafel im Eingangsbereich gewürdigt.
Pompöser Campus
Hier lässt es sich im IIMB gut aushalten.
Hier entlang
Den LEP-Teilnehmern wurde immer der richtige Weg gewiesen.
Helle Köpfchen
Indisches Ritual ist es, dass Lernende das "Feuer der Erleuchtung" entzünden, bevor es in die Vorlesung geht.
Familienfoto mit Professor
Zum Abschluss einer spannenden und aufschlussreichen Indien-Woche stellte sich die Reisegruppe des "Leadership Excellence Program" noch einmal zum Gruppenfoto auf - zusammen mit IIMB-Professor Ganesh (vordere Reihe 2. von links).