Outsourcing zunehmend gefragt

Versicherungen setzen auf IT-Standards

29.11.2004 von Michael Kallus
Versicherungen investieren in diesem Jahr erstmals wieder mehr in Software und IT-Services. Seit 2001 war in diesem Bereich vor allem drastisch gespart worden. Bei den Ausgaben setzt die Branche vermehrt auf standardisierte Software und auf externe Anbieter. Das zeigt eine Studie des Marktforschungsunternehmens PAC.

Die Ablösung von Altsystemen spielt eine Schlüsselrolle für die IT-Investitionen der kommenden Jahre. Die Versicherungen trennen sich schrittweise von ihren komplexen spezifischen Lösungen und entscheiden sich mehr und mehr für standardisierte Software. PAC erwartet, dass die Standardisierungswelle dem Marktsegment "Application Software" zwischen 2004 und 2008 durchschnittlich ein jährliches Wachstum von etwa 9,5 Prozent bringen wird.

Jedoch stößt die Standardisierung auch auf Grenzen, so die Studie. Beispielsweise haben Versicherungen den Anspruch, Kunden individuelle Policen anzubieten. Daher gewinnen Enterprise Application Integration und Webservices in Kombination mit standardisierter Software an Bedeutung. Im Bereich "Administration & Management", vorwiegend eine Domäne von SAP, hat sich Standard-Software bereits etabliert.

Es mangelt an großen Standardlösungen

Allerdings ist in den Kernbereichen nicht genug Standard-Software vorhanden. "Die großen Versicherungsunternehmen haben Schwierigkeiten, passende Software auf dem Markt zu finden," so eine Analystin von PAC. "Für die kleinen wiederum ist Standard-Software teilweise zu teuer. Nur bei Mittelständlern sieht es besser aus: Einführungen haben stattgefunden und sind weiterhin geplant."

Parallel dazu gibt es einige wichtige Pilotprojekte. So beauftragte die Münchner Rück die Partner SAP und MSG Systems, ihre Rückversicherungs-Standardlösung zu implementieren. Diese ersetzt mehrere Systeme durch ein einziges übergreifendes und globales Rückversicherungssystem. Die Münchener Rück will damit die Prozesse zwischen ihren Geschäftseinheiten verbessern und eine Datenanalyse auf globaler Ebene ermöglichen.

Externe Anbieter sollen Systeme weiterentwickeln

Im Versicherungssektor war Outsourcing bisher ein relativ kleiner Markt für IT-Anbieter. Nach Erwartungen von PAC wird sich die Branche zunehmend dem Outsourcing öffnen. Der globale Applikation-Management-Deal zwischen CSC und Zurich Financial Services ist ein großer Schritt im deutschen Outsourcing-Markt. PAC rechnet damit, dass mittelfristig Application Management und langfristig Business Process Outsourcing eine größere Rolle spielen werden.

Mögliche Bereiche für Outsourcing sind Policen-Verwaltung, Produktmanagement und die Vertriebsbereiche. Hier wollen die Versicherungen ihre Konkurrenzfähigkeit verbessern. "Dazu werden sie zunehmend mit externen IT Anbietern arbeiten, statt neues Personal einzustellen," so eine Analystin von PAC. "Dabei schätzen sie immer mehr den Vorteil, dass IT-Anbieter die Verantwortung für Wartung und Weiterentwicklung übernehmen." So sei gewährleistet, dass die IT-Lösung stets neuen ge-setzlichen Regelungen entspricht.

Wechselnde Gesetze halten Branche auf Trab

Um Kunden halten zu können und neue Kunden zu gewinnen, wollen die Versicherung zunehmend die Vertriebskanäle integrieren sowie Customer Relationship Management einsetzen. Außerdem muss die Branche auf die sich ständig ändernde gesetzliche Richtlinien sowie auf die demographischen Entwick-lungen reagieren können. Hier spielen laut Studie auch sozial-politische Entscheidungen hinein, die Versicherungen und damit die IT laufend vor neuen Aufgaben stellen. Für die Studie "Insurance 2004 Germany" hat PAC mehr als 30 Versicherungen sowie entsprechende IT-Service-Anbieter befragt.

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