Antivirus-Software

Virenschutz - Verfallsdatum erreicht?

14.02.2017 von Maria Korolov und Florian Maier
Antivirus-Software ist immer schlechter dazu geeignet, bekannte wie unbekannte Bedrohungen aufzuspüren. Warum? Lesen Sie selbst.

Virus Bulletin analysiert die Erkennungsraten von Antivirus-Software. Die aktuellen Daten geben dabei Anlass zur Sorge: Während die durchschnittliche Erkennungsrate von bekannter Malware im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um einige Prozentpunkte nachgelassen hat, fiel die Erkennungsrate bei den Zero-Day-Sicherheitslücken von 80 auf besorgniserregende 70 Prozent.

"Wenn die gesamte Sicherheitsindustrie in Sachen proaktiver Schutz zehn Prozentpunkte und mehr einbüßt, ist das wirklich ungünstig. Antivirus ist zwar nicht tot - riecht aber schon ziemlich seltsam", analysiert Stu Sjouwerman, CEO des Security-Awareness-Anbieters KnowBe4, die Zahlen.

Der Experte hält die Zahlen des Virus Bulletin für fundiert, die Tests für glaubwürdig - auch wenn lange nicht alle Security-Anbieter in den Statistiken vorkommen. Das, lässt Sjouwerman durchscheinen, habe dann schon seinen Grund.

Klassische Rezepte allein wirken gegen Virenbefall längst nicht mehr. Sind Antivirus-Lösungen deshalb überflüssig?
Foto: Dmitry Lityagin - shutterstock.com

Antivirus überfordert?

Doch woran liegt die sinkende Erkennungsrate der Virenschutz-Lösungen? Laut dem Experten können die derzeitigen Anbieter der Antivirus-Software einfach nicht mehr mit den Hackern Schritt halten: "Die bösen Jungs setzen inzwischen komplett auf Automatisierung. Sie besitzen eine Durchschlagskraft auf industriellem Level und verbreiten jeden Tag millionenfach neue Varianten ihres Schadcodes, mit dem Ziel, die existierenden Antivirus-Engines schlicht durch Überforderung auszuhebeln. Und es sieht ganz danach aus, als würden sie dabei die Oberhand behalten".

Dabei ist Sjouwerman nicht der einzige Sicherheits-Experte, der für Virenschutz-Lösungen Schwarz sieht: "Dieses Problem ist nicht so einfach zu lösen. Wenn man Antivirus-Software zu aggressiv ausrichtet, sorgt sie für eine hohe Zahl von ‚false positives‘. Die Zukunft der IT-Sicherheit liegt in einer Kombination verschiedener Technologien. Antivirus-Software alleine ist keine zufriedenstellende Lösung mehr", meint Amol Sarwate, Director beim Vulnerability-Management-Spezialisten Qualys.

Ähnlich drastisch sieht Justin Fier, Director bei Darktrace die Lage: "Ich würde keinem Kunden empfehlen, gar nicht mehr in Antivirus zu investieren. Aber wenn ich gefragt werde, ob Antivirus alleine noch funktioniert, kann ich nur sagen ‚eher nicht‘".

Die größten Hacks 2016
US-Demokraten
Im Rahmen eines großangelegten Datendiebstahls werden E-Mails aus dem Democratic National Commitee (DNC) veröffentlicht. Das sorgt nicht nur dafür, dass sich viele US-Amerikaner von der Demokratischen Partei – und ihrer Kandidatin Hillary Clinton – lossagen: Es beweist in den Augen vieler Menschen auch, dass Russland die US-Wahl zu Gunsten von Donald Trump beeinflusst.
Dyn
Eine massive DDoS-Attacke auf den DNS-Provider Dyn sorgt im Oktober für Wirbel: Mit Hilfe eines Botnetzes – bestehend aus tausenden unzureichend gesicherten IoT-Devices – gelingt es Cyberkriminellen, gleich drei Data Center von Dyn lahmzulegen. Amazon, GitHub, Twitter, die New York Times und einige weitere, große Websites sind über Stunden nicht erreichbar.
Panama Papers
Schon aufgrund der schieren Anzahl an gestohlenen Datensätzen, ist der Cyberangriff auf den panamischen Rechtsdienstleister Mossack Fonseca einer der größten Hacks des Jahres: 2,6 Terabyte an brisanten Daten werden dem Unternehmen gestohlen. Mit weitreichenden Folgen, denn die Dokumente decken auf, mit welchen Methoden mehr als 70 Politiker und Vorstände aus aller Welt Steuern mit Hilfe von Offshore-Firmen "sparen".
Yahoo
Erst im September musste Yahoo den größten Hack aller Zeiten eingestehen. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass dieselben Hacker sich bereits ein Jahr zuvor deutlich übertroffen hatten: Bei einem Cyberangriff im August 2013 wurden demnach die Konten von knapp einer Milliarde Yahoo-Usern kompromittiert. Dabei wurden Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter abgegriffen.
NSA
Eine Hackergruppe namens "Shadow Brokers" sorgt im Oktober für Aufsehen, indem sie versucht, Hacking-Tools auf der Blog-Plattform tumblr zu versteigern. Das Besondere daran: Das Toolset wollen die Cyberkriminellen zuvor von der berüchtigten Hackergruppe "Equation Group" gestohlen haben. Und es wird noch besser: Während die "Equation Group" immer wieder mit der National Security Agency in Verbindung gebracht wird, besteht der Verdacht, die "Shadow Brokers" hätten ihrerseits Connections nach Russland.
Bitfinex
Die Bitcoin-Trading-Plattform Bitfinex wird Anfang August 2016 um knapp 120.000 Bitcoins (ca. 89,1 Millionen Euro) erleichtert. Der Hackerangriff hebelt die mehrfach abgesicherte Authentifizierungs-Architektur des Unternehmens, die bis dahin als sicher gilt, schlicht aus. Zwar ist dieser Bitcoin-Hack "nur" der drittgrößte in der IT-Geschichte, allerdings stellt Bitfinex eine der größten Trading-Plattformen in diesem Segment dar. Das Unternehmen verteilt den Verlust übrigens "gleichmäßig" auf seine Kunden: 36 Prozent jedes einzelnen Kontos sind futsch.
Healthcare-Ransomware
Zugegeben: In diesem Fall handelt es sich nicht um einen großen Hack, sondern viele. Sehr viele. Insbesondere die Healthcare-Branche wird 2016 von immer populärer werdenden Ransomware-Kampagnen erschüttert, die sämtliche Dateien auf einem Rechner verschlüsseln und nur gegen die Zahlung eines Lösegelds wieder freigeben (oder auch nicht). Daraus lässt sich einerseits ablesen, wie lukrativ das Geschäft mit der Erpressungs-Malware ist, andererseits, wie weit kriminelle Hacker bereit sind zu gehen, wenn es um ihre monetären Interessen geht.

Achillesferse Ransomware?

Insbesondere die steigende Beliebtheit von Ransomware sorgt für Probleme. Die Erpressungs-Malware ist für kriminelle Hacker mehr als profitabel: Im abgelaufenen Jahr konnten Cyberkriminelle circa eine Milliarde Dollar durch den Einsatz von Ransomware einnehmen. Das beweist nicht nur wie lukrativ solche Angriffe sind, sondern auch, dass die Malware mit den bewährten Schutzmaßnahmen kaum noch Mühe hat - auch wenn inzwischen Produkte erhältlich sind, die speziell auf Ransomware ausgerichtet sind.

"Einige dieser Produkte funktionieren, andere nicht", weiß Stu Sjouwerman. "Sophos bietet seit kurzem ein solches Zusatzmodul gegen Ransomware-Angriffe an und das funktioniert wirklich gut. Allerdings ist Sophos eines der wenigen positiven Beispiel in diesem Bereich".

Bei Sophos selbst weiß man ganz genau, warum das so ist: "Einer unserer wesentlichen Vorteile ist, dass wir uns nicht allein auf eine Technologie verlassen", erklärt Dan Schiappa, Senior Vice President bei Sophos. "Wir verfügen über eine Art Mini-Analytics-Engine, die beim Scannen von Files bei Bedarf auf eine ganze Reihe weiterer Technologien zurückgreift, um festzustellen, ob es sich dabei um Malware handelt".

IT-Sicherheit: Das hilft gegen Ransomware
Das hilft gegen Ransomware-Angriffe
Die kriminelle Hackerszene ist ständig auf der Suche nach neuen Wegen, Unternehmen und Privatpersonen zu schaden. Der Einsatz von Malware zu Erpressungszwecken - sogenannte Ransomware - wird unter Cyberkriminellen immer beliebter. Wir zeigen Ihnen, was Sie gegen Ransomware-Hacker tun können. In Kooperation mit Check Point Software Technologies zeigen wir Ihnen, welche Mittel Sie gegen Ransomware-Angriffe ergreifen können.
Software-Update
Viel zu oft werden bekannte Schwachstellen in gängigen Apps nicht repariert, obwohl Patches zur Verfügung stehen.
Backup
Regelmäßige Sicherung der wichtigsten Daten in einem Speichermedium, das normalerweise physisch isoliert ist.
Aktueller Endpunkt-Schutz
Es ist schon eine große Herausforderung, sich vor den neuesten und raffiniertesten Bedrohungen zu schützen; Man möchte sich aber sicher nicht der Gefahr aussetzen, von Ransomware getroffen zu werden, die schon seit Jahren bekannt ist.
Intrusion Prevention System
Nutzung einer IPS-Lösung mit aktuellen Signaturen, die in der Lage ist, die Inhalte von HTTPS-Traffic zu überwachen. Eine leistungsfähige IPS-Lösung kann die Web-Transaktionen unterbrechen, die für das Funktionieren eines Exploit-Kits erforderlich sind.
Datei- und Dokumenten-Analyse
Analyse von eingehenden Dokumenten und Programmdateien, bevor diese Zugang zum Netzwerk erhalten - Sandboxing, Verhaltensanalysen, Firewalls, selbst einfache Antivirus-Scans sind wichtig. Und was, wenn es schon zu spät ist und die Ransomware das Netzwerk befallen hat?
Sample-Extraktion
Falls möglich, sollte ein Sample, das die Rechner infiziert hat, gesichert und mit Open-Source Intelligence Pools, wie VirusTotal, verglichen werden. Es gilt dabei herauszufinden, ob es sich um eine bekannte Bedrohung handelt. Man muss möglichst viel über die Vorgehensweise, das Verschlüsselungsschema und das Finanzmodell der Malware in Erfahrung bringen.
Netzwerkprotokolle wiederherstellen
Die Kommunikation der Malware aus allen Netzwerkprotokollen, die überlebt haben könnten, sollte man wiederherstellen, soweit dies möglich ist. Dort könnte irgendwo der Schlüssel stecken.
Verschlüsselungsanalyse
Analyse der verschlüsselten Dateien, um erkennen zu können, ob schwache oder starke Verschlüsselung verwendet wurde. Wurde eine schwache Verschlüsselung verwendet, ist es vielleicht möglich, sie zu knacken und die Dateien wiederherzustellen.

Virenschutz ist nicht gleich Virenschutz

Andere Anbieter von IT-Sicherheitslösungen halten dagegen eine einzelne Testreihe für nicht besonders aussagekräftig: "Testergebnisse weisen eine Fluktuationstendenz auf - schließlich entwickeln sowohl Angreifer, als auch Sicherheitsforscher immer neue, innovative Techniken", so Mark Nunnikhoven, Vice President of Cloud Research bei Trend Micro.

Trend Micro ist im Virus Bulletin nicht vertreten. Warum, dazu kann (oder will) Nunnikhoven nichts sagen - betont aber, dass man Virus Bulletin respektvoll gegenüberstehe. Nichtsdestotrotz stellt er im Anschluss die aktuellen Ergebnisse von AV Test heraus, wo Trend Micro in allen Belangen sehr gute Werte verzeichnen konnte.

In der Tat zeichnen die Durchschnittswerte bei AV Test im Allgemeinen ein anderes Bild als die von Virus Bulletin: Die Zero-Day-Erkennungsrate stieg hier von 97 Prozent (2015) auf 99,7 Prozent bei der aktuellen Windows-10-Testreihe.

Die Geschichte des Computer-Virus
1986: Brain
Mehr als ein Jahrzehnt, bevor Napster für irgendjemanden ein Begriff war, wurde der erste Computervirus entwickelt - um Softwarepiraterie zu bekämpfen. Der Autor, der das Wort "Cyber" in die Welt setzte, war William Gibson - genannt "Brain". Basit und Amjad Alvi entwickelten und vermarkteten medizinische Software im pakistanischen Lahore. Sie interessierten sich für zwei Dinge. Zuerst wollten sie die Multitasking-Funktionalität der neuen DOS-Betriebssysteme (sogenannte "TSR"-Systeme) testen. Zweitens wollten sie sehen, ob es im Vergleich zu anderen Betriebssystemen wie Unix Sicherheitslücken in DOS gibt.<br /><br />Als sie bemerkten, dass DOS recht anfällig war, hatten sie die Idee, ein Stück Software zu schreiben, das überwacht, wie die Software und die Disketten sich bewegen. Brain verbreitete sich viral über 3,25-Zoll-Disketten und innerhalb weniger Wochen mussten die Alvis ihre Telefonnummern ändern. Das hat Ihnen allerdings wenig genützt, denn 25 Jahre nach der Entwicklung des ersten PC-Virus machte sich Mikko Hypponen von F-Secure im Frühjahr 2011 auf die Reise nach Lahore. Sein Ziel: die Adresse, die im Code zu finden war. Tatsächlich fand er die Alvi-Brüder dort vor und bekam die Gelegenheit, mit ihnen das erste Video-Interview über Brain zu führen.
1987: Stoned
Erstellt durch einen Gymnasiasten in Neuseeland, wurde Stoned zunächst als harmlos angesehen. Zunächst machte er sich auch lediglich mit der Meldung "Your PC is now Stoned" bemerkbar. Doch als erster Virus, der den Bootsektor eines PCs infizierte, zeigte Stoned, dass Viren die Funktion eines Computers steuern können - und zwar von dem Moment an, in dem er eingeschaltet wird. Bob Dylan wäre stolz gewesen.
1990: Form
Form wurde zu einem der meistverbreiteten Viren überhaupt. Am 18. eines jeden Monats entlockte er den PC-Lautsprechern ein klickendes Geräusch - jedes Mal, wenn eine Taste gedrückt wurde. Das war zwar durchaus ärgerlich, aber harmlos.
1992: Michelangelo
Michelangelo wurde dazu genutzt, alle Daten auf einer Festplatte zu bestimmten Terminen zu überschreiben. Als eine Variante von Stoned - nur deutlich bösartiger - war Michelangelo wohl der erste Computervirus, der es auf internationaler Ebene in die Nachrichten geschafft hat.
1992: VCL
Das Virus Creation Laboratory (VCL) machte es kinderleicht, ein bösartiges kleines Programm zu basteln – durch die Automatisierung der Virenerstellung über eine einfache grafische Schnittstelle.
1993: Monkey
Monkey - ebenfalls ein entfernter Verwandter von Stoned - integrierte sich heimlich in Dateien und verbreitete sich anschließend nahtlos. Damit war Monkey ein früher Vorfahre des Rootkits: Ein selbstverbergendes Programm, das den Bootvorgang per Diskette verhindern konnte. Wenn es nicht korrekt entfernt wurde, verhinderte Monkey gar jegliche Art des Bootens.
1995: Concept
Als erster Virus, der Microsoft Word-Dateien infizierte, wurde Concept zu einem der häufigsten Computer-Schädlinge. Schließlich war er in der Lage, jedes Betriebssystem, das Word ausführen konnte, zu infizieren. Achja und: Wurde die Datei geteilt, wurde auch der Virus geteilt.
1999: Happy99
Happy99 war der erste E-Mail-Virus. Er begrüßte User mit den Worten "Happy New Year 1999" und verbreitete die frohe Botschaft per E-Mail auch gleich an alle Kontakte im Adressbuch. Wie die frühen PC-Viren richtete Happy99 keinen wirklichen Schaden an, schaffte es aber dennoch, sich auf Millionen von PCs auf der ganzen Welt auszubreiten.
1999: Melissa
Angeblich benannt nach einer exotischen Tänzerin, stellte Melissa eine Kombination aus klassischem Virus und E-Mail-Virus dar. Er (beziehungsweise sie) infizierte eine Word-Datei, verschickte sich dann selbst per E-Mail an alle Kontakte im Adressbuch und wurde so zum ersten Virus, der innerhalb weniger Stunden zu weltweiter Verbreitung brachte.<br />Melissa kombinierte das "Spaß-Motiv" der frühen Virenautoren mit der Zerstörungskraft der neuen Ära: Der Virus integrierte unter anderem Kommentare von "The Simpsons" in Dokumente der Benutzer, konnte aber auch vertrauliche Informationen verschicken, ohne dass Betroffene dies bemerkten. Nicht lange nach Melissa wurden Makroviren praktisch eliminiert, indem Microsoft die Arbeitsweise der Visual-Basic-Makro-Sprache in Office-Anwendungen änderte.
2000: Loveletter
Dieser Loveletter hat Millionen von Herzen gebrochen und gilt noch heute als einer der größten Ausbrüche aller Zeiten. Loveletter verbreitete sich via E-Mail-Anhang und überschrieb viele wichtige Dateien auf infizierten PCs. Gleichzeitig ist es einer der erfolgreichsten Social-Engineering-Attacken überhaupt. Millionen von Internet-Nutzern fielen dem Versprechen von der großen Liebe zum Opfer und öffneten den infizierten E-Mail-Anhang. Der geschätzte, weltweite Gesamtschaden betrug Schätzungen zufolge 5,5 Milliarden Dollar.
2001: Code Red
Der erste Wurm, der sich ohne jegliche Benutzerinteraktion innerhalb von Minuten verbreitete, trug den Namen Code Red. Er führte verschiedene Aktionen in einem Monatszyklus aus: An den Tagen eins bis 19 verbreitete er sich - von Tag 20 bis 27 startete er Denial-of-Service-Attacken auf diverse Webseiten - beispielsweise die des Weißen Hauses. Von Tag 28 bis zum Ende des Monats war übrigens auch bei Code Red Siesta angesagt.
2003: Slammer
Netzwerk-Würmer benötigen nur ein paar Zeilen Code und eine Schwachstelle - schon können sie für ernste Probleme sorgen. Slammer brachte auf diese Weise das Geldautomaten-Netz der Bank of America und die Notrufdienste in Seattle zum Absturz. Sogar das Flugverkehrskontrollsystem war nicht gegen den agilen Bösewicht immun.
2003: Fizzer
Fizzer war der erste Virus, der gezielt entwickelt wurde, um Geld zu verdienen. In Gestalt eines infizierten E-Mail-Anhangs kam er auf die Rechner seiner Opfer. Wurde die Datei geöffnet, übernahm Fizzer den Rechner und benutzte diesen, um Spam zu versenden.
2003: Cabir
Cabir war der erste Handy-Virus der IT-Geschichte und hatte es gezielt auf Nokia-Telefone mit Symbian OS abgesehen. Cabir wurde über Bluetooth verbreitet und bewies, dass der technologische Fortschritt alleine kein wirksames Mittel gegen Hacker und Cyberkriminelle ist.
2003: SDBot
SDBot war ein Trojanisches Pferd, das die üblichen Sicherheitsmaßnahmen eines PCs umging, um heimlich die Kontrolle zu übernehmen. Er erstellte eine Backdoor, die es dem Autor unter anderem ermöglichte, Passwörter und Registrierungscodes von Spielen wie "Half-Life" und "Need for Speed 2" auszuspionieren.
2003: Sobig
Sobig war eine Optimierung von Fizzer. Die Besonderheit: Einige Versionen warteten zunächst ein paar Tage nach der Infektion eines Rechners, bevor die betroffenen Rechner als E-Mail-Proxy-Server benutzt wurden. Das Ergebnis? Eine massive Spam-Attacke. Alleine AOL musste mehr als 20 Millionen infizierte Nachrichten pro Tag abfangen.
2004: Sasser
Sasser verschaffte sich über gefährdete Netzwerk-Ports Zugang zum System, verlangsamte dieses dramatisch oder brachte gleich ganze Netzwerke zum Absturz – von Australien über Hongkong bis nach Großbritannien.
2005: Haxdoor
Haxdoor war ein weiterer Trojaner, der nach Passwörtern und anderen privaten Daten schnüffelte. Spätere Varianten hatten zudem Rootkit-Fähigkeiten. Im Vergleich zu früheren Viren setzte Haxdoor weitaus komplexere Methoden ein, um seine Existenz auf dem System zu verschleiern. Ein modernes Rootkit kann einen Computer in einen Zombie-Computer verwandeln, der ohne das Wissen des Benutzers fremdgesteuert werden kann - unter Umständen jahrelang.
2005: Sony DRM Rootkit
Im Jahr 2005 hatte eine der größten Plattenfirmen der Welt die gleiche Idee, die schon die Alvi-Brüder im Jahr 1986 hatten: Ein Virus sollte Piraterie verhindern. Auf den betroffenen Audio-CDs war nicht nur eine Musik-Player-Software, sondern auch ein Rootkit enthalten. Dieses kontrollierte, wie der Besitzer auf die Audio-Tracks der Disc zugreift. Das Ergebnis: ein medialer Shitstorm und eine Sammelklage. Letzterer konnte sich Sony nur durch großzügige Vergleichszahlungen und kostenlose Downloads außergerichtlich erwehren.
2007: Storm Worm
Laut Machiavelli ist es besser, gefürchtet als geliebt zu werden. Sieben Jahre nach Loveletter, machte sich der Schädling Storm Worm unsere kollektive Angst vor Wetterkapriolen zu Nutze. Dazu benutzte er eine E-Mail mit der Betreffzeile "230 Tote durch Sturm in Europa". Sobald der Dateianhang geöffnet wurde, zwangen eine Trojaner- Backdoor und ein Rootkit den betroffenen Rechner, sich einem Botnetz anzuschließen. Botnetze sind Armeen von Zombie-Computern, die verwendet werden können, um unter anderem Tonnen von Spam zu verbreiten. Storm Worm kaperte zehn Millionen Rechner.
2008: Mebroot
Mebroot war ein Rootkit, dass gezielt konstruiert wurde, um die gerade aufkommenden Rootkit-Detektoren auszutricksen. Dabei war der Schädling so fortschrittlich, dass er einen Diagnosebericht an den Virenschreiber sendete, sobald er einen PC zum Absturz gebracht hatte.
2008: Conficker
Conficker verbreitete sich rasend schnell auf Millionen von Computern weltweit. Er nutzte sowohl Schwachstellen in Windows, als auch schwache Passwörter. Kombiniert mit einigen fortschrittlichen Techniken, konnte Conficker weitere Malware installieren. Eine - besonders fiese - Folge: die Benutzer wurden durch den Virus vom Besuch der Website der meisten Anbieter von Security-Software gehindert. Mehr als zwei Jahre nachdem Conficker erstmals gesichtet wurde, waren immer noch täglich mehr Rechner infiziert.
2010: 3D Anti Terrorist
Dieses "trojanisierte" Game zielte auf Windows-Telefone ab und wurde über Freeware-Websites verteilt. Einmal installiert, startete der Trojaner Anrufe zu besonders teuren Sondernummern und bescherte den Nutzern überaus saftige Rechnungen. Diese Strategie bei Apps ist immer noch neu - wird sich aber vermutlich zu einer der gängigsten Methoden entwickeln, mit denen Hacker und Cyberkriminelle künftig mobile Endgeräte angreifen.
2010: Stuxnet
Wie schon gesehen, haben Computer-Viren schon seit Jahrzehnten Auswirkungen auf die reale Welt - doch im Jahr 2010 hat ein Virus auch den Lauf der Geschichte verändert: Stuxnet. Als ungewöhnlich großer Windows-Wurm (Stuxnet ist mehr als 1000 Prozent größer als der typische Computerwurm) verbreitete sich Stuxnet wahrscheinlich über USB-Geräte. Der Wurm infizierte ein System, versteckte sich mit einem Rootkit und erkannte dann, ob der infizierte Computer sich mit dem Automatisierungssystem Siemens Simatic verbindet. Wenn Stuxnet eine Verbindung feststellte, veränderte er die Befehle, die der Windows-Rechner an die PLC/SPS-programmierbaren Logik-Controller sendet - also die Boxen zur Steuerung der Maschinen.<br /><br /> Läuft er auf PLC/SPS, sucht er nach einer bestimmten Fabrikumgebung. Wenn diese nicht gefunden wird, bleibt Stuxnet inaktiv. Nach Schätzungen der F-Secure Labs, kostete die Umsetzung von Stuxnet mehr als zehn Mannjahre Arbeit. Immerhin zeigt das, dass ein Virus, der offensichtlich eine Zentrifuge zur Urananreicherung manipulieren kann, nicht im Handumdrehen von Jedermann erschaffen werden kann. Die Komplexität von Stuxnet und die Tatsache, dass der Einsatz dieses Virus nicht auf finanziellen Interessen beruhte, legt den Verdacht nahe, dass Stuxnet im Auftrag einer Regierung entwickelt wurde.

Ein Problem bei solchen Testreihen ist laut David Dufour von Webroot die Art und Weise, wie eine erfolgreiche Erkennung gemessen wird. Signaturbasierte Antivirus-Lösungen könnten Malware früh erkennen, während verhaltensbasierte Systeme erst einmal abwarteten, bis die Malware wirklich aktiv wird.

"Viele Testmethoden", fährt Dufour fort, "verlassen sich immer noch auf ältere Techniken und messen die Anzahl von Bedrohungen, die auf einem Rechner landen, anstatt darauf abzustellen, dass es Zeit braucht, Zero-Day- und andere unbekannte Malware zu identifizieren".

Webroot ist übrigens weder bei Virus Bulletin, noch bei AV Test vertreten.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation csoonline.com.