Neue Technologiebasis für Übersetzungsprozesse

Volkswagen wechselt Sprachplattform aus

14.08.2008 von Riem Sarsam
Der erste Versuch, die Erstellung mehrsprachiger Produktinformationen auf ein Plattform zu stellen scheint gescheitert: Mit einem konzernweiten Systemwechsel will die Volkswagen AG die Prozesse nun mit einer neuen Technologie verbessern. Die internationale Kommunikation besitzt strategische Bedeutung.
Für den internationalen Markt muss VW die Bord- und Werkstattliteratur aufwendig übersetzen.
Foto: VW AG

Volkswagen bietet seine Fahrzeuge in mehr als 150 Ländern an. Das Aufkommen an fremdsprachigen Bedienungsanleitungen und Werkstatt-Literatur zählt zu dem höchsten in der Industrie weltweit. Um die Erstellung multilingualer Produktinformationen weiter zu verbessern, haben sich die Wolfsburger jetzt für einen konzernweiten Technologiewechsel entschieden: Anstelle des erst vor wenigen Jahren eingesetzten Systems von SDL versucht der Konzern die Herausforderungen bei der Erstellung multilingualer Produktinformationen mit einer neuen Lösung zu meistern.

"Volkswagen und die anderen Konzernmarken sind durchweg global aufgestellt," erläutert Maximilian Schreiner, fachlicher Projektleiter beim Volkswagen Konzern. "Durch die Vielzahl von Produkt- und Ausstattungsvarianten unserer Fahrzeuge auf der einen Seite und die Vielzahl von Zielmärkten und Zielsprachen auf der anderen Seite, ist die internationale Produktkommunikation für uns von strategischer Bedeutung."

Der Automobilhersteller implementiert nun das System "Language Server" von Across. Der interne Rollout ist für das zweite Quartal 2009 geplant. Das System arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die SDL-Lösung: Es dient dem Geschäftsbereich Kundendienst als konzernweite Plattform für alle Sprachressourcen und Übersetzungsprozesse. Unter Sprachressourcen sind in erster Linie Datenbanken zu verstehen, in denen etwa feste Satzbausteine bereits übersetzt gespeichert werden. Der Übersetzungsprozess hingegen ist weit mehr als die reine Übertragung von der einen Sprache in die andere.

Teil des Prozesses ist beispielsweise, Informationen in ein Datenformat zu überführen, mit dem der Übersetzer arbeiten kann. Oder, Inhalte eines Dokuments auf mehrere Personen zu verteilen. Das System führt die übersetzten Stückwerke dann wieder zusammen. Nicht zuletzt wandern die Daten durch unterschiedliche Stationen - hier bedient sich der Automobilhersteller - ähnlich wie in der Produktion - einer Reihe externer Lieferanten.

Linguistische Supply Chain installiert


In die Erstellung verschiedener Inhalte wie Texte und Bilder sind unterschiedliche Dienstleister eingebunden. Auch die Kontrolle von Qualität und Richtigkeit liegt in der Hand mehrerer Personen. Hinzu kommt, dass jede Produktinformation länderspezifische Gegebenheiten wie Sicherheitsregeln zu berücksichtigen hat.

Als zentrale Plattform führt die neue Software interne Abteilungen, Landesgesellschaften sowie externe Sprachdienstleister und freiberufliche Übersetzer in einem einheitlichen System zusammen. Darüber hinaus gewinnt Volkswagen durch die direkte Anbindung seiner Redaktionssysteme an den Server. Außerdem wird der Autobauer ein Web-Portal einsetzen, auf das alle Beteiligten zugreifen können.

Damit haben Mitarbeiter wie Dienstleister beispielsweise einen direkten Zugang zu der zentral hinterlegten Unternehmens­Terminologie. Von einer Optimierung dieser vernetzten Abläufe, die man auch als linguistische Supply Chain bezeichnen kann, profitieren künftig alle Konzernmarken, neben Volkswagen also Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Seat, Skoda und Volkswagen Nutzfahrzeuge.

Volkswagen / Fremdsprachen-Server

Branche

Automobil

Zeitrahmen

zweites Quartal 2009

Produkte

Across Language Server

Dienstleister

ESG, Elektroniksystem- und Logistik-GmbH

Umfang

konzernweit, 150 Länder

Internet

www.vw.de

Die eigens auf Volkswagen zugeschnittene Konzernlösung soll trotz einer hohen Outsourcing-Quote und sich ständig ändernder Inhalte mehr Prozesssicherheit und Konsistenz gewährleisten. Gleichzeitig erwartet das Unternehmen kurze Durchlaufzeiten und weniger Kosten für die Erstellung der unterschiedlichen Materialen. Letztlich macht sich dies auch in einer schnelleren Verfügbarkeit beispielsweise der sogenannten Bordliteratur für Auslandsmärkte bemerkbar - hofft Volkswagen.