Neues Arbeitskonzept

W&W setzt künftig verstärkt aufs Homeoffice

15.12.2020
Beim Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische ist jetzt schon klar, dass das Homeoffice nach der Pandemie einen hohen Stellenwert behält.
Die W&W-Gruppe hat wegen der zweiten Corona-Welle nach eigenen Angaben etwa 70 Prozent ihrer Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt.
Foto: Wüstenrot & Württembergische AG

Der Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische will nach den guten Homeoffice-Erfahrungen in der Corona-Pandemie auch nach der Krise mittelfristig deutlich stärker auf Heimarbeits-Modelle setzen. Vom Jahr 2023 an werde angestrebt, "dass wir für zehn Mitarbeiter noch sieben Büro-Arbeitsplätze vorhalten und dass die anderen drei dann jeweils von zu Hause aus arbeiten", sagte W&W-Vorstandschef Jürgen A. Junker der Deutschen Presse-Agentur. "Und wenn an einzelnen Tagen mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause arbeiten wollen, dann gerne - warum nicht!" Voraussetzung dafür sei nur, dass die Anforderungen der Kunden des aufs Bauspar- und Versicherungsgeschäft spezialisierten Konzerns stets erfüllt würden.

Junker sagte, vor der Pandemie hätten nur die wenigsten W&W-Mitarbeiter ab und zu von zu Hause aus gearbeitet, auch wenn bereits in Teilen entsprechende Angebote gemacht worden seien. Doch die Corona-Krise und die vorübergehend aus Infektionsschutzgründen notwendig gewordene Pflicht zur Heimarbeit habe zu einem Umdenken in der Belegschaft auch für die Zeit nach der Krise geführt. "Mit der gewonnenen Erfahrung sagen viele, dass sie mit diesem Konzept gute Erfahrungen gemacht haben, weil sie sich beispielsweise jeden Tag den Fahrweg sparen und damit täglich zwei Stunden Freizeit gewinnen." Auch bei Führungskräften seien die Akzeptanz von Homeoffice und die Kompetenz im Umgang damit gestiegen.

Mehr Effizienz, mehr Qualität, weniger Fehlzeiten

Der 51-Jährige betonte, bei W&W sei die Qualität der Arbeit von Mitarbeitern im Homeoffice teils "noch höher als im Büro". Zwar liefen Online-Meetings formaler ab, "aber sie sind dafür auch häufig taffer, effizienter, zielgerichteter". Auch seien die Fehlzeiten derzeit geringer als in den vergangenen Jahren.

Ein komplettes Homeoffice-Modell für alle Mitarbeiter kann sich Junker aber nicht vorstellen. "Da würde dann insgesamt zu viel Wichtiges im zwischenmenschlichen Bereich verloren gehen." Zwar könnten Videokonferenzen Face-to-face-Konferenzen ergänzen, aber auf Dauer sei dieses Modell "allein nicht nachhaltig" genug. "Wir merken, dass Videokonferenzen an ihre Grenzen kommen, wenn es um mehr als nur um die Abarbeitung eines Arbeitsplans geht."

Vorstellungsgespräche per Video

Zurzeit hat die W&W-Gruppe wegen der zweiten Corona-Welle nach eigenen Angaben rund 70 Prozent ihrer Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Die gesundheitliche Notlage habe dazu geführt, dass selbst Führungskräfte zeitweise nur auf Grundlage von Video-Calls eingestellt worden seien. "Früher haben wir zwar auch ab und an erste Vorstellungsgespräche per Video geführt, aber es gab immer auch persönliche Treffen.

Das sind einfach ganz andere Begegnungen. Wenn man sich persönlich gegenüber sitzt, kommt man anders miteinander ins Gespräch als über Videotelefonie. Auch die so wichtige menschliche Beurteilung ist erst im persönlichen Gespräch ganzheitlich möglich."

Von der Ausnahme zur Regel

Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom machen Berufstätige im coronabedingten Homeoffice generell überwiegend positive Erfahrungen - und möchten auch nach der Pandemie flexibel arbeiten. Nach den Berechnungen des Verbands werden auch nach Ende der Corona-Pandemie sehr viel mehr Menschen im Homeoffice arbeiten als zuvor. Mehr als jeder Dritte werde den Arbeitsort flexibel wählen. Vor der Pandemie war Homeoffice den Angaben zufolge eher die Ausnahme.

Die Stuttgarter W&W-Gruppe war 1999 aus dem Zusammenschluss der beiden Traditionsunternehmen Wüstenrot und Württembergische entstanden. Der Konzern beschäftigt etwa 13.000 Mitarbeiter, davon etwa 7.000 im Innen- und 6.000 im Außendienst. (dpa/rs)

CIOs im Home Office
Thomas Zimmerer, Interim Manager CIO/CDO
Für Zimmerer (derzeit für einen Konzern im Nahen Osten tätig) und sein Team ist insbesondere Microsoft Teams aktuell das Tool, das vor allem für Chat, Videokonferenzen, Shared Sessions am PC, Notebook, iPad und iPhone den ganzen Tag im Einsatz ist.
Thomas Zimmerer, Interim Manager CIO/CDO
Sein Tipp für geplante Tages-Workshops: Spaltet man diese in mehrere kleinere Videokonferenzen von 1-2 Stunden auf, ist dies sogar effektiver, da die Teilnehmer nicht so sehr ermüden und man zwischen den Terminen die Ergebnisse bereits einbauen kann.
Thomas Siekmann, VP IT & Digitalization Senvion Deutschland GmbH
Siekmann bietet den Senvion-Mitarbeitern im Homeoffice einen „doppelten“ Zugang zu den Ressourcen: Genutzt werden VPN-Zugänge und - parallel für viele Nutzer - VDIs auf Basis von VMWare.
Thomas Siekmann im Home Office
Er selbst setzt im Home-Office ebenfalls auf redundante Zugänge: Alle Geräte sind neben dem Wifi-Zugang auch LTE-fähig.
Dirk Altgassen, CIO bei der Etex Group
Neben der Office-365-basierten Arbeitsumgebung und diversen IT-Tools unterstützen Altgassen und sein Team das Business auch bei einem neuen „way of working“, wie zum Beispiel dem Aufsetzen „virtueller Kaffeeküchen“, in denen man sich zwischendurch trifft.
Dirk Altgassen im Home Office
Das Lieblings-Gadget des Etex-CIOs im Home Office ist sein „Jabra“.
Christian Ammer, CIO und Head of Digital Transformation bei der Kanzlei Noerr
Für Ammer hat sich im Homeoffice die Arbeit an zwei Rechnern am besten bewährt: Cloud-Tools und Remote-Apps wie Office 365 (vor allem Microsoft Teams), Dokumentenbearbeitung- und -Sharing (via Nextcloud) und den Großteil der Kommunikation (Audio und Video-Konferenzen) kann er über den eigenen Heim-PC durchführen. Über das Firmen-Notebook (per VPN oder mit Virtual Desktop) läuft nur noch ein Teil der Kommunikation via E-Mail/Outlook.
Christian Ammer im Home-Office
Sein Top-Tipp (neben einer 2-Geräte-Strategie): Audio möglichst nur per Freisprechung. Das macht die Dinge schneller, einfacher und unkomplizierter als mit Headsets und Kopfhörern zu hantieren.