Banken mit Mängeln beim Dokumenten-Management

Warten auf die elektronische Kreditakte

08.07.2005 von Dorothea Friedrich
Die Automatisierung von Abläufen bei der Kreditvergabe steckt bei vielen Banken noch in den Kinderschuhen. Daten müssen mehrfach manuell erfasst werden. Die Kreditakte wird noch per Zettelwirtschaft geführt. Grund sind fehlende Schnittstellen zwischen den einzelnen Anwendungen und Medienbrüche im Dokumenten-Management. Das ist ein Ergebnis einer bundesweiten Befragung von E-Finance-Lab.

Mehrere parallele Anwendungssysteme mit eher proprietären Datenformaten sind ein typisches Charakteristikum der IT-Infrastruktur in der deutschen Bankenlandschaft. Nur sieben Prozent der Befragten greifen während des gesamten Kreditvergabeprozesses ausschließlich auf ein Anwendungssystem zu.

Demnach stellt sich bei der Mehrheit der Institute die Frage nach geeigneten Schnittstellen zwischen den Systemen. Für eine Auslagerung einzelner Teilprozesse oder Kooperationen mit anderen Banken sind branchenweit standardisierte Systeme eine wichtige Voraussetzung.

Diese erfüllen mittlerweile knapp drei Viertel aller Banken-ITs. Ein Viertel arbeitet jedoch immer noch mit individuellen Systemen, die den Einsatz von Standard-Software nicht erlauben.

48 Prozent der Befragten setzen tendenziell keine standardisierten Datenformate ein. Das erschwert nicht nur die Anbindung externer Partner und die Auslagerung von Geschäftsprozessen, sondern hat auch Auswirkungen auf den täglichen Betrieb.

Kundenhistorie ist nicht einsehbar

Zwar kann der Sachbearbeiter das aktuelle Gesamtengagement seines Kunden aus dem Bereich der KMUs (kleine und mittelständische Unternehmen) bei 87 Prozent der Kreditinstitute online einsehen. Doch nur bei gut der Hälfte kann er auf die Kundenhistorie zurückgreifen. Das heißt, es fehlen ihm im Fall des Falles wichtige Informationen.

Elektronische Kreditakten gibt es nur in 22 Prozent der Geldhäuser. Das hat Auswirkungen nicht nur auf das Verhältnis von Kunde und Bank, sondern auch auf die Kosten. Das ungenutzte Optimierungspotenzial bei der Bearbeitung von Kreditanträgen liegt bei durchschnittlich 4,5 Tagen bei einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von mehr als zehn Tagen.

Für neun von zehn Finanzinstituten ist daher die Beseitigung von Medienbrüchen ein wichtiger Schritt zur Verbesserung ihres Gesamtprozesses. Damit können sie nicht nur die manuelle Mehrfacherfassung von Kundendaten vermeiden, sondern auch Fehlerquellen ausschalten.

Deshalb sehen die Studienteilnehmer ihre IT besonders gefordert. Zwischen Vertrieb und Antragsvorbereitung sowie zwischen Servicing und Risiko-Management, aber auch zwischen Risiko-Management und Workout kommen Medienbrüche besonders häufig vor. Sie führen zu einer Unterbrechung der Prozesskette, aber auch zu Kostensteigerungen. Die Studie spricht hier von "einem gewissen Aufholbedarf" im Bereich des Dokumenten-Managements.

Für die Studie "Kreditprozesse heute und morgen – eine Analyse zu Optimierungspotenzialen bei Deutschlands 500 größten Kreditinstituten" befragte E-Finance-Lab 519 Banken und Sparkassen zum Kreditgeschäft mit KMUs. 129 Fragebögen mit jeweils mehr als 200 Datenpunkten flossen in die Auswertung ein. E-Finance-Lab, will nach eigenen Angaben die Industrialisierung in der Finanzwelt voranbringen.