IT soll nur Kosten senken

Warum Banken ihre IT nicht modernisieren

27.01.2010 von Christiane Pütter
Statt zu modernisieren, reagieren Banken auf Druck von Regierungen und Konsumenten mit wachsender Risikoscheu. Laut dem US-Marktforscher Gartner verpassen sie dadurch technologische Innovationen. Das kostet Geld - und Kunden.

Weil sie ihre IT nicht auf den neuesten Stand bringen, verlieren Banken Privatkunden. Zudem verpassen sie die Chance, Kosten zu senken. So lautet zumindest eine Einschätzung der Analysten von Gartner mit Blick auf Westeuropa und Nordamerika.

Sparen ohne Strategie
Foto: MEV Verlag

Hintergrund ist die bei Banken "vorherrschende Meinung, dass die IT nur der Kostenreduzierung dient", so Principal Research Analyst Richard De Lotto. Diese Haltung überlagere langfristige Entscheidungen und strategische Planungen.

Konkret nennt De Lotto vier Beobachtungen:

1. Service-Initiativen laufen lokal statt global. Zunehmend führen Banken einzelne Services auf einer gemeinsamen Plattform zusammen. Das wäre lobenswert - wenn dabei nicht in neun von zehn Banken viele Niederlassungen eigene Plattformen kreierten, statt unternehmensweite zu nutzen. Bei international agierenden Instituten entsteht dadurch ein Wirrwarr, das unnötig Geld kostet.

2. Jede zweite Bank wird bis 2013 weder über Innovationsplan noch -budget verfügen. Der Druck von Regierungen wie auch von Konsumenten mache Bank-Entscheider risikoscheu, so De Lotto. Statt zu modernisieren, reagierten sie introvertiert. Der Gartner-Analyst glaubt außerdem, dass drei von vier Banken die technologische Entwicklung verpassen. Sie hätten keine Methoden entwickelt, um Innovationen systematisch zu beobachten und für sich zu adaptieren.

3. Privatkunden leihen sich gegenseitig Geld. Über Web-Auftritte wie zopa.com vergeben Privatpersonen unter Umgehung der Banken Kredite an andere private Haushalte. De Lotto erwartet, dass dieses so genannte P2P-Lending bis 2013 ein Volumen von fünf Milliarden US-Dollar erreicht haben wird. Diese Entwicklung ruft bereits jetzt Nischenanbieter auf den Plan, die versuchen, etablierten Banken Kunden abzuwerben.

Virtuelle contra physische Filiale

4. Bis 2013 verschwindet mindestens jede zehnte Filiale. Geldinstitute verlagern immer mehr Geschäft in virtuelle Filialen. Gartner-Analyst De Lotto erwartet, dass in den kommenden Jahren mindestens jede zehnte physische Filiale geschlossen wird.

Eine These, der deutsche Branchenkenner nur bedingt zustimmen dürften. So erklärte Ende 2008 in einem Roundtable-Gespräch des CIO-Magazins Michael Heinen, Bereichsleiter Direct Banking Postbank, in sensiblen Zeiten wie nach einer Krise "wollen Menschen mit einem Menschen sprechen". Uwe Trittin, Niederlassungsleiter Deutschland von Cortal Consors, fügte an, wenn Kunden in Panik gerieten, könne die Bank das nicht über Statements auf der Homepage abfangen.

Richard De Lotto, Principal Research Analyst bei Gartner, führt seine Thesen in dem Papier "Gartner says 50 per cent of banks will still lack an innovation programme and budget by 2013" aus.