Ad hoc statt Green-IT-Strategie

Warum Energiesparprojekte scheitern

23.03.2012 von Andreas Schaffry
IT-Nachhaltigkeitsprojekte scheitern an unklaren Zuständigkeiten und Unkenntnis über Förderprogramme, stellt eine Studie von Bitkom und Bearingpoint fest.
Die wenigsten Firmen haben eine Strategie für die Umsetzung IT-gestützter Green-Business-Szenarien.
Foto: Bitkom, Bearingpoint

Mit leistungsfähigen IT-Systemen und IT-Werkzeuge lassen sich Geschäfts- und Produktionsprozesse effizienter steuern und dadurch Energie einsparen, Material und Maschinen optimal einsetzen und die Kosten senken. Für rund drei Viertel der Unternehmen in Deutschland ist der effiziente Einsatz von Ressourcen und eine Verringerung des Energieverbrauchs ein wichtiger Erfolgsfaktor im Wettbewerb.

IT-Systeme schonen Ressourcenverbrauch

So steht es in der Studie "Green Business. IT als Innovationstreiber für Nachhaltigkeit", die der IT-Branchenverband Bitkom in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Bearingpoint durchgeführt hat. Die IT fungiert dabei als Basis- und Querschnitts-Technologie im Klimaschutz und dient als Katalysator für Nachhaltigkeit. Angesichts der hohen Rohstoff- und Energiepreise will die Hälfte der Firmen deshalb innerhalb der nächsten drei Jahre in Green-Business-Maßnahmen investieren und durch IT-gestützte Systeme und IT-getriebene Innovationen ressourcenschonende Verfahren in der Wertschöpfungskette umsetzen.

Grüne Business-Initiativen scheitern an mangelnder Koordination, unklaren Zuständigkeiten und fehlender Management-Untersützung.
Foto: Bitkom, Bearingpoint

Soweit die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass knapp 40 Prozent der Firmen Schwierigkeiten haben, Green-Business-Vorhaben umzusetzen, weil ihnen dafür die übergreifende Gesamtstrategie fehlt. Eine Folge davon ist, dass in den Betrieben die Maßnahmen, um Ressourcen zu sparen und den Energieverbrauch zu senken, weitgehend ad hoc durchgeführt werden und vielfach unkoordiniert ablaufen, weil klar definierte Kompetenzen fehlen.

Rebound-Effekt frisst Sparpotenziale auf

In über einem Viertel der Firmen gibt es keinen Verantwortlichen für solche Projekte. Speziell in fachbereichsübergreifenden Projekten wie bei "Nachhaltigkeit durch IT" hänge es jedoch entscheidend davon ab, wer zuständig ist, schreiben die Studienautoren.

Ein weiterer negativer Effekt ist, dass es durch den verstärkten Einsatz von IT und den dadurch erforderlichen Ausbau der Infrastrukturen zu einem Rebound-Effekt kommen kann: Eine verstärkte IT-Nutzung frisst mögliche Einsparungen bei Energie und Ressourcen wieder auf. Knapp ein Viertel der Studienteilnehmer teilte mit, dass die eigenen Mitarbeiter in IT-Projekte zur Verbesserung der Nachhaltigkeit zu wenig eingebunden sind. Bei 17 Prozent fehlt zudem die Unterstützung durch Geschäftsführung und Management. Trotz der Vielzahl an Unzulänglichkeiten soll knapp ein Drittel der Projekte störungsfrei laufen.

Förderprogramme werden kaum genutzt

Ein zusätzliches Problemfeld: Die Hälfte der Studienteilnehmer hat keine Ahnung, dass es staatliche Förderprogramme für die Umsetzung von IT-Nachhaltigkeitsprojekten gibt. Dazu zählen das Umweltinnovationsprogramm (UIP) des Bundesumweltministeriums und das ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums und der KfW Bankengruppe. Dementsprechend nehmen aktuell auch nur fünf Prozent der Firmen solche Fördermittel in Anspruch. Das erstaunt, denn die Investitionen in die "Nachhaltigkeit durch IT" werden nach wirtschaftlichen Aspekten beurteilt wie andere Ausgaben auch.

Am häufigsten haben Unternehmen IT-Nachhaltigkeitsprojekte bislang im Bereich der Bürotechnik umgesetzt. Schlusslicht bildet die Anlagetechnik.
Foto: Bitkom, Bearingpoint

Laut Studie fokussieren sich über 90 Prozent der Unternehmen beim Einsatz von IT-Systemen zur Ressourceneinsparung auf den Bereich Bürotechnik. Sie haben zum Beispiel auf Thin Clients umgestellt und setzen virtualisierte Desktop-Infrastrukturen und ein digitales Dokumentenmanagement ein. Auch das Gebäudemanagement wird immer mehr durch IT-gestützte Systeme und Maßnahmen gesteuert. Zudem setzt die Hälfte der Firmen bereits IT-Systeme ein, die den Energie- und Ressourcenverbrauch messen.

Zertifizierung ist Trumpf

Dass Nachhaltigkeit bereits ein wichtiges Thema ist, zeigt sich auch daran, dass mehr als ein Viertel der Umfrageteilnehmer nach Umweltstandards wie EMAS, ISO14001, GRI, CDO und UN Global Compact zertifiziert sind.

Die Studie basiert auf einer Befragung von 280 Unternehmen aus zehn Branchen. Die Umsatzspanne der Befragten reicht von weniger als 25 Millionen Euro bis hin zu mehr als einer Milliarde Euro. Drei Viertel der Umfrageteilnehmer stammen aus den Branchen Software und IT-Dienstleistungen, Industrie und Handel, öffentliche Verwaltung und sonstige Dienstleistungen.