Die sieben Kardinalfehler

Warum SCM-Projekte so häufig scheitern

07.07.2009 von Andrea König
Insgesamt 70 Prozent der SCM-Projekte scheitern. Anstatt von Ersparnissen bescheren sie Unternehmen so Zusatzkosten und -ärger. Wir zeigen sieben Gründe auf, weshalb SCM-Projekte missglücken.

Viele verbinden mit Supply Chain Management (SCM) die Hoffnung auf Optimierungs- und Einsparpotenziale, vor allem im Einkauf und in der Produktion. Was sich so schön anhört, scheitert häufig und beschert den Unternehmen unnötige Kosten und Wettbewerbsnachteile.

Mehr als 70 Prozent der SCM-Projekte scheitern, weiß der Unternehmensberater Michael J. Schweikl. Er zeigt sieben Gründe auf, weshalb SCM-Projekte Schiffbruch erleiden.

1. Unterschiedliche Auslegungen: Was ist SCM?

Häufig fehlt in Unternehmen eine exakte Festlegung der Inhalte, Verantwortungen, Kennzahlen und Leistungsanforderungen an SCM. Von Beginn an müssen allen Beteiligten Umfang, Zielsetzung und konkrete Anforderungen klar sein. Erst dann werden alle an einem Strang ziehen.

2. Fehleinschätzung - SCM machen wir doch längst

IT-Entscheider sind häufig der Ansicht, dass SCM in ihrem Unternehmen bereits praktiziert wird. Meist handelt es sich dabei aber nur um Teillösungen und Insellösungen. Und obwohl viele Unternehmen über zu wenig praktische Erfahrungen und operatives Verständnis verfügen, halten sie Unterstützung von außen für verzichtbar. Doch gerade vom externen Fehlervermeidungs-Wissen könnten Unternehmen sehr profitieren.

3. Funktionale Organisationsstruktur als Störgröße

Ein vorbildliches Supply Chain Management scheitert nicht selten an der Unternehmensorganisation. Die Umsetzung eines optimalen SCM benötigt abteilungsübergreifende Verantwortlichkeiten, Abläufe und Entscheidungswege. Dies ist Grundvoraussetzung, um ohne Zeitverlust schnell agieren zu können. Hierarchische Entscheidungswege sind in einem solchen Fall häufig kontraproduktiv.

Zu viele unterschiedliche IT-Anwendungen

4. Ungenügender Wille zur Veränderung

SCM kann nur funktionieren, wenn die Bereitschaft da ist, Abläufe und Spielregeln zu ändern und Marktanforderungen schnell zu adaptieren. In der Praxis ist die Bereitschaft zu Veränderungen häufig nicht vorhanden.

5. Fehlende übergreifende Prozesse und IT

In den wenigsten Unternehmen gibt es übergreifende Prozesse mit definierten Arbeitsinhalten, Zeit- und Zielvorgaben sowie einer klaren Regelung der Verantwortlichkeiten. Prozessbrüche oder lange Verzögerungen führen zu Mehrkosten. So werden Potenziale von möglichen übergreifenden Optimierungen erst gar nicht ausgeschöpft. Gleiches gilt für eine häufig fraktale IT-Landschaft. Einkäufer, Disponenten und Projektleiter arbeiten häufig mit unterschiedlichen Anwendungen. Daher fehlt es häufig an einem notwendigen Gesamtüberblick über alle Prozesse.

6. Blockade durch funktionale Zielvorgaben

Zielvorgaben entsprechen in Unternehmen häufig der funktionalen Organisation und sind somit selten an einen Prozessablauf orientiert. So verfolgen beispielsweise der Einkauf und die Logistik unterschiedliche Zielvorgaben: Im Einkauf wünscht man sich größere Losmengen, in der Logistik kleinere abrufbare Mengen. Möglicherweise langwierige Diskussionen müssen klären, welches Ziel höhere Priorität hat, was Zusatzkosten für das Unternehmen bedeutet.

7. Mangelnder Faktor Zeit

Um alle anstehenden Aufgaben zu lösen und sinnvolle, nachhaltige Lösungen zu realisieren, ist deshalb ein ausreichender Faktor Zeit unabdingbar. Es ist wichtig, SCM als eine permanente Weiterentwicklung zu betrachten.

Die "7 Gründe, warum SCM-Projekte scheitern" sind das Ergebnis einer Umfrage, die MJSP Consulting Group bei 124 mittelständischen Unternehmen und internationalen Konzernen durchgeführt hat.